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Einw.; viele Moscheen, Hindu- und Parsitempel, große Basare (Intarsien, Sandelholzschnitzereien), Tierspital; Baumwoll- und Seidenspinnereien; da der Hafen von Surat, _Siwalli_, an der Tapti-Mündung eine schlechte Reede und versandete Barre hat, hat Surat seine Bedeutung als Seehandelsplatz längst verloren. -- 2 M weiter überschreitet die Bahn auf langer Brücke den Tapti. -- Vor (204 M) Stat. _Broach_ (_=von hier ab vgl. die Karte bei S. 64=_) führt die Bahn auf einer schönen Brücke über den Nerbudda (spr. narbadda), den 1280 km langen Hauptfluß der Zentralprovinzen, der den Hindus nicht viel weniger heilig ist als der Ganges. Im Spätsommer, gegen Ende der Regenzeit, ist er mächtig angeschwollen. Die kleine Stadt Broach ist sehr alt, hat auch fünf »Türme des Schweigens«. 16 km östl. liegt der Hindu-Pilgerort _Shukaltirth_. -- (248 M) Stat. =Baroda= (gute _Bahnwirtschaft_ mit Schlafgelegenheit), Stadt mit 99376 Einw., am Flüßchen Wiswamitri, Hauptstadt des gleichnamigen Gaekwar-(Kuhhirt-) Staates, mit starker englischer Besatzung, deren Kasernen durch einen hübschen Park von der Eingebornenstadt getrennt sind. In dem alten _Nazar Bagh-Palast_ liegen viele Juwelen, auch zwei Feldgeschütze, deren Rohre aus massivem Gold, die Lafetten aus Silber sind. Weiße Stiere als Geschützbespannung werden nahebei gehalten.--Nw. von Baroda durchläuft die Bahn die ebene, fruchtbare, im Winter kahle und öde, in der Regenzeit aber grüne, parkähnliche Landschaft _Guzerat_, durch die man bei Tage fahren sollte. Besonders die Baumwolle von Guzerat ist berühmt. -- Vom Bahnhof (292 M) _Mehmadabad_ (guter Warteraum im Bahnhof) malerischer Blick auf den Fluß; abends und morgens spielen Affenherden dicht beim Zuge; günstiger Jagdausflug auf schattiger Straße von Mehmadabad nach _Kaira_ (11 km), einer 3-1/2 Jahrtausende alten Stadt; die Umgegend ist reich an Nilgai und andern Antilopen, Affen, wildem Geflügel (Kraniche, Papageien) und Alligatoren. -- Die weitere Bahnstrecke bis nach Delhi ist überreich an schönen Gebäuden und Ruinen. Man erreicht nun (310 M, 496 km) Stat. *=Ahmedabad=, eine der schönsten Städte Indiens, berühmt durch ihre Denkmäler; man sollte wenigstens 24 St. Aufenthalt nehmen (5 Tage genügen kaum zu gründlichem Besuch). =Bahnhof= der _Bombay & Baroda Railway_ beim Kaloopur Gate an der östl. Stadtmauer. -- =Gasthöfe=: _Empire Hotel_, Bhadar, Pens. 10-12 Rup., in guter Lage; _Grand Hotel_, Mirzapur Road, Pens. 7 Rup., einfacher, gelobt. -- =Bank=: Filiale der _Bank of Bombay_. -- =Einkäufe=: Empfehlenswerte Schnitzereien u. Einlegearbeiten. -- =Wagen= in den Hotels; Droschken I. und II. Kl. nach Tarif. _Ahmedabad_, Bezirkshauptstadt mit 215448 Einw. (2/3 Hindu, 1/5 Mohammedaner, viele Dschainas, d. h.
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Anhänger einer etwa gleichzeitig mit dem Buddhismus entstandenen religiösen Sekte), am l. Ufer des Sabarmatiflusses, mit alten Mauern und Türmen, ist Anfang des 15. Jahrh. von Ahmad Schah, dem zweiten mohammedanischen König von Guzerat, gegründet, war später zur Zeit des Mogulreichs eine der glänzendsten Städte des westlichen Indiens und stets berühmt durch sein Kunsthandwerk; hat bedeutendes Goldwaren-, Seiden- und Baumwollengewerbe. Die Stadt ist reich an schönen Denkmälern, Moscheen, Mausoleen, Dschain- und Hindutempeln und hat echt orientalisches Gepräge; die schmutzigen Straßen haben viele marmorne Futterstellen für Vögel, die Häuser sind reich an Holzschnitzereien. -- Bei einer Rundfahrt sind die Hauptsehenswürdigkeiten: der _Hathi Sing's Tempel_ im Dschainstil, Prachtbau mit reichen, kunstvollen Skulpturen (1848 erbaut) aus weißem Marmor, von einem Vorhof mit 53 Pagodenkuppeln umgeben, auch im Innern (Diener liefern Leinwandüberschuhe, die man aus zeremoniellen Gründen tragen _muß_!) sehr sehenswert; er liegt nahe vor dem Nordtore (_Delhi Gate_) der Stadt, im Grünen, von Affen und Papageien umschwärmt. Östl. davon vor der Stadt die *_Mata Bhawani_ (große Zisterne). -- Man fahre dann durch Delhi Gate südl. am _Manik Burj_ (Rubinbastei) vorbei (l.), die über dem Grundstein der Stadt erbaut ist. -- Am Platz in der Mitte der Stadt liegen die *_Gräber der Königinnen des Ahmad Schah_, ein großer Bau aus schwarzem und weißem Marmor. Gegenüber, mitten auf dem Platze, die Hauptmoschee, *_Jama Masjid_, 1424 von Ahmad Schah erbaut; Eingang von N. auf einer Freitreppe; ihre beiden Minarets wurden im Erdbeben 16. Juni 1819 halb zerstört. -- Ebenfalls ein Prachtbau ist die *_Rani Sepree's Moschee_ nebst Grabdenkmal der Lieblingsgattin Mahmud Bigarah's, am Ende der Straße nahe südl. von den Gräbern der Königinnen, dicht beim _Astoria Gate_, erbaut 1514. Dicht westl. davon liegt _Dastur Khan's Moschee_, erbaut 1486. -- Durch das Astoriator führt ein Weg nach (2,5 km) dem *_Grabmal des Schah Alam_; nahe südl. davon liegt in hübscher Umgebung ein Wasserbehälter. -- Auf der Rückfahrt besuche man östl. vom Weg den großen *_Kankariya-Teich_ mit prächtigen Anlagen, Marmortreppen und Kuppeltoren, 1451 vom Sultan Kutab-ud-din erbaut. -- Am Fluß, mitten in der Westmauer der Stadt, liegt die alte Zitadelle *_Bhadr_ (spr. bödder), 1411 von Ahmad Schah erbaut; an ihrer Ostseite liegt _Azam Khan's Palast_, jetzt Gefängnis. Sehr schön ist das Nordtor des Bhadr; in der NO.-Ecke der Zitadellenmauer liegt die *_Sidi Said's Moschee_ mit reichen Pflanzenornamenten aus Marmor. Etwa 3,5 km sw.
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der Stadt, jenseit des Flusses, liegt das Prachtmausoleum _Azam and Mu'azzam Khan's Tomb_, aus dem 15. Jahrh. Derselbe Weg führt nach (11 km) *=Sarkhej=, einer prächtigen Sommerpalastruine aus dem 15. Jahrh., vom Sultan Mahmud Bigarah's erbaut, gut erhalten, mit vielen prächtigen Mausoleen, Moscheen und Palästen an einem künstlichen Teich; selten besucht, aber sehr sehenswert. Ein größerer Ausflug von Ahmedabad mit der Bahn durch die Provinz Kathiawar über Viramgam nach (165 M) _Songad_ (bequeme Karawanserei); von da mit Fahrgelegenheit, die der Deputy Assistant Political Agent verschafft, nach dem etwa 24 km südl. von Songad gelegenen Wallfahrtsort *=Palitana=, wo die schönsten, doch selten besuchten Dschaintempel Indiens auf dem *=Satrunjaya= (Heiliger Berg) liegen, eine großartige Tempelstadt, die sich über zwei Hügel und das Tal dazwischen erstreckt. Auf Bequemlichkeit ist unterwegs nicht zu rechnen. Schließt man daran noch den weitern Ausflug nach den Tempeln von *_Girnar_ bei der Bahnstation _Junagarh_ (Dâk Bungalow und staatliches Logierhaus), so muß man 6 Tage für den anstrengenden, aber sehr lohnenden Ausflug rechnen. Die Bahn kreuzt nördl. von Ahmedabad den _Sabarmati_ (_Saburmuttee_) auf einer schönen Brücke und führt dann durch reich bebaute Gegenden des nordwestlichen Guzerat; die Dörfer haben elende Lehmhütten. Nach Überschreiten der Nordgrenze von Guzerat wird die Gegend wieder hügeliger. (425 M) _Abu Road Station_ (Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow). Motorwagen (7 Sitze, 35 Rup., Fahrzeit 1-1/2 St.; ein Sitz 5 Rup., fährt nur für mindestens 4 Personen). Ponies (4 Rup.), Rikschas, Tongas, Ekka (4-1/2 Rup.) sind zu haben. Wagen 24 St. vorausbestellen! Von hier besuche man die 30 km nw. gelegene, 1200-1700 m hohe Berggruppe des *_Mount Abu_. Sie ist der südl. und zugleich höchste Teil des Aravalligebirges, das in 500 km Länge die Grenze zwischen dem nordwestl. Dekhan und dem nordostindischen Wüsten- und Trockengebiet bildet; seine Hänge fangen die Regenwinde ab und haben deshalb eine viel üppigere Vegetation als die umgebenden Niederungen. Es besteht aus sehr alten Gesteinsarten und ist reich an Erzen und Edelsteinen. Guter Weg zu Wagen (Tonga 10 Rup., hin und zurück 18 Rup.), zum Schluß mit Rikscha oder zu Fuß bis zum Kamm (2-1/2 St.). Der Ort =Mount Abu= (_Rajputana Hotel_, gut, Pens. 7 Rup., Platz vorausbestellen!) in 1200 m Höhe ist vielbesuchter Sommeraufenthalt und Sitz der Rajputana-Regierung sowie eines militärischen Sanatoriums. In der Nähe liegen die berühmten, ganz aus Marmor bestehenden *=Dilwarratempel= (11.
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Jahrh.), Dschaintempel, viel von Reisenden besucht (von 12 Uhr an zu sehen), äußerst lohnend; man benutze Rikscha mit 3 Kulis für 2 Rup. hin und zurück; Paß zum Besuch vom Magistrat in Mount Abu besorgt das Hotel. Von den Dilwarratempeln gelangt man zu Fuß in 2-1/2 St. oder mit Rikscha nach _Achilghar_ (_Achalgrah- Fort_) mit hochgelegenen Tempeln mit schöner Fernsicht. Nach etwa 20 St. Fahrt von Ahmedabad erreicht man (615 M, 990 km) =Ajmer=, _Adschmer_ (496 m ü.M.; _Railway Hotel_, mäßig, vorzügliche Schlafzimmer und Restaurant im Bahnhof; Dâk Bungalow; Club Kaisar Bagh; Bank: Alliance Bank of Simla; Droschken), Stadt mit 86273 Einw., mit Mauer (fünf schöne Tore) umgeben, als Handelsstadt wichtig; Bankgeschäfte für einheimische Fürsten und Baumwollmarkt; im März große Messe »Aruss-Mela«. Aufenthalt 1-2 Tage ratsam. Hauptsehenswürdigkeit ist die _Dargah_, ein Mausoleum aus dem 13. Jahrh., das Grab des mohammedanischen Märtyrers Khwajah Muin-ud-din Chishti (genannt Chodscha-Sahib), der allgemein als Heiliger verehrt wird; das von vielen Pilgern besuchte Grab ist ein viereckiger Bau aus weißem Marmor mit Kuppel; einer der beiden Eingänge hat einen silbernen Bogen. Christen dürfen sich dem Heiligtum nur auf 20 m nähern!--Im alten Fort ist jetzt ein _Museum_ eingerichtet.--Der im 11. Jahrh. angelegte künstliche See _Ana Saugar_ ist mit Marmorbauten umgeben. Auch die Moschee _Arhai-din-ka-jhompra_, um 1200 von Kutab-ud-din aus den Trümmern eines Dschaintempels erbaut, am Hügel außerhalb der Stadt und dicht vor dem Tore nahe der Dargah, ist sehr sehenswert. Oberhalb von ihr vom Gipfel des =Taragarh-Hügels= (1000 m; morgens mit Sänfte oder Pony bequem in 1-1/2 St. zu erreichen) hat man bei der zerfallenen Burg prächtige *Aussicht auf die Stadt und die weite Rajputana-Ebene. --Umgegend und Stadt Ajmer sind sehr malerisch und reich an seltenen Motiven. Die alten Häuser und Straßen sind gut gepflegt, das Straßenleben viel bunter und »indischer« als in Bombay.--Ausflug nach dem heiligen Brahmanensee *_Pushkar_ (11 km; Dâk Bungalow) mit mehreren Tempeln, sehr lohnend; wird im Oktober und November von etwa 100000 Pilgern besucht. Seitentour nach Udaipur. =Eisenbahn= von _Ajmer_ mit der Bombay, Baroda and Central India Railway über (116 M) _Chitorgarh_ nach (185 M) _Udaipur_ in 12-1/2 St. für I. 17-1/2, II. 7-3/4 Rup. (bester Zug abds von Ajmer; man bestelle vorher beim Stationsvorsteher von Ahmedabad oder Ajmer durchgehenden Wagen (keine Nachzahlung), sonst umsteigen in Chitorgarh (Chitorgarh besuche man erst auf der Rückfahrt).
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*=Udaipur= (620 m; guter Gasthof mit beschränktem Raum, deshalb Vorausbestellung zu empfehlen; _Tongas_ zu haben; Missionsarzt der Church of Scotland am Orte), die wunderbar malerische Hauptstadt des Mewarstaats und Sitz des Maharana (Fürstentitel) _Dhiraj Sir Fateh Singh_, des Hauptes der ältesten indischen Adelsfamilie, gegründet 1568 von dessen Vorfahren, dem Maharana _Udai Singh_, hat jetzt etwa 46000 Einw. und ist mit bastionierten Mauern umgeben. Dr. _J. Schmittmann_ nennt sie eine der schönsten Städte Indiens: »Dort verwirklichen sich die Träume, die man in Europa von der Pracht und dem Farbenreichtum Indiens träumt: das bunte Volksleben und die malerischen Marmorpaläste findet man sonst nirgendwo mehr«.--Sofort nach Ankunft bitte man den englischen Residenten um Erlaubnisschein zur Besichtigung der Paläste, um einen Reitelefanten des Maharanas und ein Boot zum Befahren des Sees; alles wird kostenlos zur Verfügung gestellt (Trinkgeld!). Nähere Auskunft gibt der Wirt des Gasthofs. Die Residency und die Missionshäuser liegen westl. vom Gasthof. Die Hauptstraße der Stadt führt vom _Hathi Pol-Tor_ vorbei an einem Uhrturm und an dem großen *_Jagannath-Tempel_ (1640 erbaut) zum *_Palast des Maharanas_, der in beherrschender Lage einen Hügel krönt. Durch das Große Tor (_Bari Pol_, 1600 erbaut) gelangt man in den Schloßhof, wo viele Elefanten angekettet bereitstehen. Geführt von einem Diener, durchwandert man die vielen sehenswerten Räume des Palastes; von einem Dachgarten *Aussicht auf Stadt und Umgegend. Nach S. dehnen sich die Gärten des Maharanas aus, nördl. unter dem Palast breitet sich ein märchenhafter See mit kleinen Palmeninseln und Marmorkiosken aus. Zur Kahnfahrt auf dem See nehme man einen Nachmittag und beobachte von einer Insel den Sonnenuntergang. Bei Rückfahrt gegen Mittag ab Udaipur hat man einige Stunden Zeit, die alte Ruinenstadt von *=Chitorgarh= (Dâk Bungalow 1,5 km vom Bahnhof, gut, auch gutes Essen; wegen Erlaubnis zur Besichtigung des Forts und Benutzung eines Reitelefanten schriftlich beim Hâkim, Oberbeamten des Ortes). Die Ruinen liegen auf einem steil abfallenden Hügel von 150 m Höhe (Rudyard Kipling beschreibt das Fort in »_The Naulakha_« und »_Letters of Marque_«). Ein breiter Zickzackweg führt durch mehrere Tore in die Feste hinauf. Man besteige die berühmten beiden Dschaintürme des Ruhmes und des Sieges; der siebenstöckige *_Tower of Fame_ (Sri Allat) soll 896 erbaut sein und ist ebenso wie der 1458 bis 1468 erbaute *_Tower of Victory_ (Jai Stambha) ganz mit interessantesten Skulpturen bedeckt. Von _Ajmer_ führt die Hauptbahnlinie (S. 67) weiter nach: (699 M, 1125 km) Stat. =Jaipur=, _Dschaipur_, _Jeypore_ (482 m; _Jaipur Hotel_ [Bes.
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Parse], von Deutschen gelobt, Pens. 7 Rup.; _Kaisar-i-Hind-Hotel_, nahe dem Bahnhof, 1,5 km vor der Stadt, leidlich, Pens. 6 Rup.; Wagen, Tongas, Ponies, Elefanten besorgen die Gasthöfe), Hauptstadt des gleichnamigen Fürstentums und Residenz des Maharadscha, eine wunderlich malerische und gesunde Stadt mit 136491 Einw., zwischen Hügeln; viele Tempel und Moscheen, große Bankgeschäfte, Kunstgewerbe für Export und Touristenwaren (Einkäufe in der sehenswerten indischen Kunstgewerbeschule »School of Art« [feste Preise] oder in den Werkstätten von Zoroaster, sonst Vorsicht [tüchtig handeln!]: Emaillesachen, Metallvasen, Schmuckdecken, Teller, Granaten, gelbe Topase); Teppich-, Musselin- und Kattunwebereien. Aufenthalt 2-3 Tage ratsam, um auch Amber (S. 69) besuchen zu können. Eine Mauer mit hohen Türmen und sieben prächtigen Toren umgibt die Stadt. Der Maharadscha hält eignes Militär (Musik geleitet von einem deutschen Kapellmeister); Zeughaus, Geschützgießerei.--_=Rundfahrt=_ vom Hotel 1,5 km zum Bronzetor vor der prächtigen, breiten Hauptstraße, deren Häuser, alle in gleichem Stil, rosa bemalt sind mit weißen Ornamenten; buntes Straßenleben, viele Tauben, interessanter Markt. Der *_Palast des Maharadscha_ (Erlaubnis zum Besuch besorgt das Hotel) mit prächtigem Garten (Teich mit Krokodilen), der siebenstöckigen _Chandra Mahal_, das Hauptgebäude mit dem Audienzsaal Diwan-i-Khas aus weißem Marmor. Östl. davon die berühmte alte _Sternwarte_ des Radscha Jai Singh II. (der Jaipur 1728 gründete und den Namen gab) mit seltsamen Instrumenten. Daneben der große _Marstall_ mit 300 Pferden (viele glasäugige und Schecken, aber nur etwa 10 besserer Klasse) und einigen Elefanten; hier auch die _Zenana_ (Harem).--Ein bizarrer Bau ist der _Hawah Mahal_ (Palast der Winde, von Jai Singh II. erbaut), dessen Front nach der Hauptstraße liegt; Uhrturm und Zeughaus sowie eine Druckerei liegen im innern Palasthof. Östl. vom Audienzsaal ist der von Kolonnaden umgebene Exerzierplatz. Vor dem Haupteingang steht das _Ushwari Minar Swarga Sul_, »das Himmel durchbohrende« Minaret.--An der Stadtmauer ein schöner _Park_ mit Tiergarten (sehr wilde Königstiger) und in der Mitte der Prachtbau _Albert Hall_, ein reichhaltiges =Museum= für alte und neue indische Kunst, nebst naturwissenschaftlichen Sammlungen; es ist eins der größten Museen Indiens und wird durch die Freigebigkeit des Maharadscha fortwährend bereichert.--Man besuche auch das _Maharaja's College_, eine Schule des Maharadscha für etwa 1500 Zöglinge aller Religionen, mit schöner Bibliothek, sowie die _School of Art_, eine indische Kunstgewerbeschule.-- Dicht nö. der Stadtmauer liegen die *=Gedächtnistempel= (_Chhatris_, _Chuttries_) über den Verbrennungsplätzen der Radschas; man nehme einen Führer, da der Weg durch einen verwilderten Park (Schlangen!) führt. Auf dem Hinweg zahllose Affenherden, die man füttern kann (aber Vorsicht; nicht necken oder reizen).
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Jai Singh's Chhatri ist der schönste.--11 km südl. von Jaipur liegt _Sanganer_, mit altem Palast und Krischna-Tempel. =Ausflug nach Amber= (_Alt-Jaipur_), 8 km von Jaipur in den Bergen des Aravalligebirges gelegen. Erlaubnis zum Besuch erteilt der Resident (durch Vermittelung des Gasthofs); Elefanten durch den Hotelwirt für 10 Rup. (doch ist das Reiten unbequem); bis zu den Bergen fährt man im Wagen. Der Weg ist sehr schön, er führt zwischen Parks und Villen der Radschputen-Aristokratie, Palastruinen (eine mit Krokodilteich) und Kandelaberkaktusgebüschen hindurch in 1 St. bis zu einem freien Platz, wo man den Wagen mit Pferden verläßt (Ochsenwagen fahren bis Amber) und wo event. der Elefant wartet (hier Rasthaus, Essen vorausbestellen, Getränke zu haben). Von hier geht (oder reitet) man auf gutem Weg in 40 Min. bequem bis *=Amber=; oben prächtige Aussicht auf die graue Ruinenstadt von Amber in einer Talsohle und das helle Jaipur in der Ebene. Das alte _Schloß_ ist völlig verlassen, nur einige Fakire hausen in den Ruinen; man reitet bis zum Tor, geht dann durch den großen Hof über Terrassen und Gänge, sieht prächtige Marmorbauten mit Steingitterfenstern, Kiosken, Bädern, Gärtchen in edelstem maurischen Stil.--Amber wurde 1728 wegen Wassermangel oder nach der Überlieferung infolge einer Prophezeiung von Jai Singh II. verlassen, weil die Stadt ein Jahrtausend alt sein sollte und er, um sein Herrscherhaus zu erhalten, eine neue Hauptstadt gründen müßte. In der Zenana (Harem) von Amber hielt sich der letzte mohammedanische Herrscher 928 Frauen, darunter nur 28 Ranis (Königinnen); die Fenster der Zenana sind noch dicht vergittert.--Schon Ptolemäus erwähnt die malerische Schönheit von Amber; nur in Gwalior ist noch ein indischer Palast von ähnlicher Schönheit. =Ausflug nach Gulta.= Mit Wagen durch die Stadt zum Fuß des Berges in 3/4 St., dann 1/2 St. zu Fuß auf guter Straße hinauf und auf der andern Seite hinab 1/4 St. nach *=Gulta=; ein enges Felsental mit 1500 Jahre alten, teils verlassenen Hindutempeln in herrlicher Lage in enger Schlucht mit reizenden Tankanlagen. Zurück auf demselben Wege; für den _sehr_ lohnenden ganzen Ausflug genügt ein Nachmittag. Die Bahn von Jaipur nach Delhi durchläuft in 8 St. die einförmige Ebene des Bangangaflusses und sodann das fruchtbare Hügelland des Staates Alwar und berührt (792 M) Stat. =Alwar= (597 m; _Dâk Bungalow_), Hauptstadt (56740 Einw.) eines Radscha. _Königspalast_ mit wertvoller Bibliothek orientalischer Manuskripte (ein »Gulistan«, von Agha Sahib [angeblich einem Deutschen] geschrieben, der 200000 Mk.
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wert sein soll!); ferner Zeughaus (reich), Marstall mit 500 Pferden, Mausoleum des Bakhtawar Singh, ein Elefanten-Festwagen, das _Tripuliya_ (Grabdenkmal des Tarang Sultan, gest. 1350), mehrere Tempel. Vom _Fort_, 300 m über der Stadt, prachtvolle Aussicht, man nehme zum Aufstieg eine Sänfte (chair). Tigerjagd in der Umgebung. Nach Überschreiten des Sabiflusses, der hier in der Trockenheit schon versiegt, geht es nun durch die weite Jumna-Ebene bis Delhi. Die Bahn bleibt westl. vom Kutab Minar und den Grabdenkmälern und Ruinen südl. von Delhi, dreht nahe der Stadt nach O. und läuft durch die nw. Stadtmauer beim Kabul Gate in den Hauptbahnhof von (890 M, 1432 km) _Delhi_ ein. Delhi. Vgl. den Plan S. 71. =Ankunft.= Der Hauptbahnhof vereinigt die Linien der _Rajputana Malwa Railway_ (von Jaipur), der _East Indian Railway_ (nach Calcutta) und der _Delhi-Umballa-Kalka Railway_ mit einer Linie nach Lahore. =Gasthöfe=: _Hotel Cecil_ (Hotz, Schweizer), Civil Lines, nahe Ludlow Castle, in schöner, hoher Lage mitten in wohlgepflegten Anlagen, I. Ranges, recht gelobt, auch die Küche, Deutsch gesprochen, Pens. von 7 Rup. an.--_Maidens Metropolitan Hotel_, nördl. vom Bahnhof, ganz gut, Pens. von 7 Rup. an.-- _Grand Hotel_, Civil Lines, Pens. 5 Rup. --_Woodlands Hotel_, bei der St. Jameskirche, Kashmir Gate, Pens. 5-6 Rup. =Post und Telegraph= in der Querstraße östl. vom Bahnhof.--=Droschken= I. und II. Klasse nach Tarif. =Banken=: _Bank of Bengal_.--_Delhi Bank_, letztere Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft. --=Polizei= in Hamilton Road und nw. vom Kashmir Gate, nahe bei Ludlow Castle.-- Bungalow des Distriktsresidenten nahe bei Kashmir Gate.--=Zeitung=: _The Morning Post_.--=Apotheke=: _Narain & Co._, New Druggist's Hall.--Zwei =türkische Bäder= in der Stadt.--=Photograph=: _Sultan Ahmad Khan_, innerhalb des Delhi Gate.--=Geschäftsadressen.= Indische Kuriositäten: _Imre Schweigar_, Kashmir Gate, große Auswahl von Kunstschätzen; _Jadu Kissen_, am Kashmir Gate, Photographien von Indien; Juweliere in der Hauptstraße Chandni Chauk (besonders Goldfiligran!); ebenda Geschäfte für Emaille-Metallsachen, Elfenbeinschnitzereien (_Rughnat Das_, Kinari Basar) und -malereien, Seidenstickereien, gestickte Schuhe, Kleider, Decken u. dgl.--=Klub=: _Delhi Club_ im Ludlow Castle. =Zeiteinteilung.= 1. Tag: Vm. Besuch des Forts und Königspalastes, der Moscheen Jama Masjid und Kalan Masjid; Nm. Rundfahrt in der Stadt, Basare in der Hauptstraße Chandni Chauk.--2. Tag: Frühzeitig Wagenfahrt nach Firozabad (Asokasäule) und Indrapat, dann zum Mausoleum Humayun's und andern Grabdenkmälern; von da zum Kutab Minar (Essen vorausbestellen!). Rückfahrt Nm. über Jai Singhs Sternwarte. Wagen zum Kutab und zurück 12-16 Rup. den Tag. [Illustration: Plan von Delhi.] =Geschichtliches.= Delhi nimmt geschichtlich den ersten Rang unter den Städten Indiens ein; als _Indraprastha_ (griech.
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_Indabara_) kommt es schon im »Mahȧbhârata«, dem altindischen Heldengedicht, vor. Der Name stammt von einem Fürsten _Dilu_, der im 1. Jahrh. v. Chr. 10 km stromabwärts einen Burgbau aufführte. Unter einheimischen Fürsten verwüstet, wurde Delhi 1011 n. Chr. von dem Ghasnawidensultan Mahmud erobert und mußte 1052 durch Anang Pal II. neu bevölkert werden. 1193 eroberte Kutab ed-din Eibek, Feldherr des Ghoriden Moizz ed-din, die Stadt. Kutab als Statthalter machte sich 1206 als Beherrscher Hindustans unabhängig und begründete damit die »Sklaven«-Dynastie (1206-90), die in ihrer Hauptstadt Delhi großen Glanz entfaltete. 1290 folgten die tatarischen Dynastien Khildschi und Tughlak, bis 1398 der Mongole Timur Delhi eroberte und niederbrannte. Als die Stadt sich wieder erholt hatte, kam sie 1451 unter die afghanische Dynastie des Bahlul Lodhi; diese stürzte 1526 ein Nachkomme Timurs, Baber, der sich zum Großmogul erklärte. 1739 plünderte Nadir Schah von Persien die Stadt. 1803 wurde Delhi an die Engländer abgetreten. Im Mai 1857 versuchten die Sepoys (eingeborne Truppen) die Herrschaft der Briten abzuwerfen und ermordeten die Europäer; aber 20. Sept. 1857 wurde die Stadt von den englischen Truppen gestürmt und der letzte Scheingroßmogul nach Rangoon verbannt. 1911 wurde anläßlich der Krönung König Georgs V. zum Kaiser von Indien bestimmt, daß der Regierungssitz des indischen Kaiserreichs von Calcutta nach Delhi verlegt werde. _Delhi_ (252 m), Hauptstadt der britischen Division der Provinz Punjab, demnächst Hauptstadt des indischen Kaiserreichs, mit 232859 Einw. (zur Hälfte Hindu, etwa 80000 Mohammedaner), liegt inmitten der steppenartigen Jumna-Ebene, die nur in der Regenzeit mit frischem Grün überzogen ist, am rechten, hohen und aufgemauerten Ufer des schiffbaren Flusses Jumna (Dschamna) und ist rings mit einer hohen und starken Stadtmauer umgeben (mit Graben und Glacis). Die schmutzige, enge SW.-Hälfte ist die Eingebornenstadt; in der andern Hälfte liegen prächtige Bauwerke, darunter im Fort der alte Königspalast (s. unten). Wegen seiner vielen Moscheen und Tempel wird Delhi das »Rom Asiens« genannt. Eine aus der Blütezeit Delhis stammende Wasserleitung wurde von der englischen Regierung wiederhergestellt. Delhi besitzt viele Schulen, Druckereien und Zeitungen. Die Industrie ist nicht bedeutend; berühmt sind die Gold- und Silberarbeiten, Musselin- und Schalweberei und die Schnitzerei. Die Bedeutung von Delhi beruht gegenwärtig auf der Größe des Handels (Indigo, Baumwolle, Seide, Korn, Ölsaaten, Metalle, Salz, Hörner, Häute, Tabak, Zucker, Öle, Gold- und Silberwaren). Die Umgebung ist meilenweit bedeckt mit den Ruinen des _alten Delhi_ oder _Indrapat_, zwischen denen wieder eine Reihe von Dörfern entstanden ist.
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Unter den vielen zerstörten Palästen, Moscheen und Grabmälern ist am berühmtesten der (14 km südl.) _Kutab Minar_ (S. 74). _=Rundgang.=_ Das stark befestigte =Fort= mit dem alten *=Königspalast=, 1632 von Schah Jahan aus gewaltigen Mauern von rotem Sandstein erbaut, liegt auf einer Anhöhe über dem Flußufer an der Ostseite der Stadt (Besichtigung erlaubt), Haupteingang von der Hauptstraße Chandni Chauk (Silver Street) durch das gewaltige _Lahore Gate_; ein Arkadengang führt geradeaus in die Musikhalle _Nakkar Khana_ (Pl. 1), dahinter die öffentliche Audienzhalle _Diwan-i-Am_ (Pl. 2), mit Marmorthronsockel an der Rückwand (den juwelengeschmückten Pfauenthron, der hier oder im Diwan-i-Khas stand, raubte 1739 Schah Nadir, er steht jetzt in Teheran); nun nach l. durch Quergebäude in die private Audienzhalle *_Diwan-i-Khas_ (Pl. 3), eine offene Marmorhalle von seltenster innerer Schönheit und Pracht, mit vier vergoldeten Marmorkuppeln und Mosaiken, deren Edelsteine leider längst geraubt sind (mit der persischen Inschrift: »Und gibt es ein Eden der Wonne auf Erden---- Du findest es hier! und nur hier kann's Dir werden!«). R. von der Halle liegt der _Saman Burj_ (Jasminturm, Pl. 4) mit märchenhaften Frauengemächern und der _Rang Mahal_ (Pl. 5), eine gemalte Halle. Nördl., also l. vom Diwan-i-Khas, prächtige Marmorbäder (_Akab Baths_, Pl. 6) und westl. daneben die kleine, aber feine *_Perlmoschee_ (_Moti-Masjid_, Pl. 7) aus weißem und grauem Marmor mit Bronzetor und drei Kuppeln, erbaut um 1660 von Aurangzeb, benannt nach jetzt gestohlenen Perlmuttereinlagen. Dazwischen reizende Anlagen mit Marmorterrassen. Jetzt ist der Palast teilweise in Kasernen verwandelt; seit 1904 wird auf Betreiben des damaligen Vizekönigs Lord Curzon (der die schöne Decke im Diwan-i-Khas herstellen ließ) für Erhaltung und Ausbesserung der Meisterwerke indischer und mohammedanischer Architektur von einer ständigen Kommission gesorgt. Statt der frühern Sorglosigkeit ist strenge Aufsicht eingeführt. Ein kleines _Museum_ im Fort enthält besonders Miniaturmalereien der Schule von Delhi unter den Großmoguln. Ausgang durch das sehenswerte _Delhi Gate_ am Südende. --Über die Torbrücke führt ein Fußweg zur Elgin Road, die man kreuzt, um geradeaus durch Khas Road auf den Platz zu gelangen, wo die großartige =Jama Masjid= (_Dschama Masdschid_), die größte Moschee der Erde, steht. Sie erhebt sich auf einem 9,5 m hohen, 140 m breiten und langen Viereck von roten Sandsteinquadern und ist aus weißem Marmor erbaut, der mosaikartig mit rotem Sandstein abwechselt. Den Haupteingang bildet eine prächtige Freitreppe, die Decke drei weiße Marmorkuppeln mit schwarzen Streifen, an jedem Ende der Front ein 45,6 m hohes Minaret (oben prächtiger *Rundblick).
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Besuch der Moschee am besten Freitag mittags, wo Tausende von Mohammedanern den Platz füllen, um zu beten und die Vorlesung aus dem Koran anzuhören.--Nun südl. nach der Schwarzen Moschee, _Kalan Masjid_, 1386 vom Firoz Schah Tughlak im Stil der ursprünglichen arabischen Moschee erbaut, nahe dem Turkuman Gate.--Zurück denselben Weg und am Dschaintempel (_Jain Temple_) nw. von Jama Masjid vorbei zur Hauptstraße =Chandni Chauk= (_Silver Street_), die vom Lahore Gate des Forts fast 2 km bis zum Lahore Gate der Stadtmauer westl. läuft und mit den besten indischen Kunstgewerbeläden besetzt ist; an ihrem Westende die _Fatehpuri-Moschee_ (1650 aus rotem Sandstein erbaut). In der Mitte der Chandni Chauk ein Springbrunnen, dabei die _Sonahri Masjid_ oder _Goldene Moschee_ mit drei Goldkuppeln; östl. und r. davon der _Moti-Basar_.--Dann östl. weiter und durch die nächste Querstraße l. nach dem prächtigen _Queen's Garden_ mit steinernem Elefanten (aus Gwalior 1645 vom Großmogul Schah Jahan hierher geschafft). An der Nordseite des Queen's Gardens läuft die _Queen's Road_ am Bahnhof vorbei; man folge ihr östl. bis zur ersten Querstraße l., in der Post und Telegraph liegen; dann l. in die _Hamilton Road_, hier r. die Bibliothek, l. das Polizeiamt. =Umgebung=: 1) Fahrt nach =Alt-Delhi= (_Firozabad_). Die Trümmer der alten riesigen Millionenstadt reichen fast 30 km südl. vom jetzigen Delhi; man fahre aus dem südl. Stadttore Delhi Gate südl. am Gefängnis und Irrenhaus vorbei; etwa 4 Min. östl. liegt das alte dreistöckige =Fort Firozabad= (_Kotila_ genannt); auf seinem Dach steht die *_Lat-_ oder _Asoka-Säule_, ein Monolith aus rotem Sandstein, 13 m hoch, mit Inschriften, wovon die zunächst sichtbaren, in etwa 3 m Höhe, im Nagri-Dialekt aus dem Jahre 1524, darüber aber das wichtige Edikt von Asoka, um 255 v. Chr., in den ältesten bisher in Indien bekannten Schriftzeichen abgefaßt sind. Weiter sö. (3 km südl. vom Delhi Gate) die alte _Feste Purana Kila_ (_Indrapat_) mit Tor; innen die stilvolle _Kila Kona-Moschee_ (1541 erbaut).--Etwa 1,5 km südlicher das prachtvolle *_Mausoleum des Großmoguls Humayun_ in einem wohlgepflegten Park; Humayun, Sohn Babers, des Erneuerers der Dynastie Timurs auf dem Thron von Delhi, starb infolge Sturzes von der Treppe in Purana Kila 1556; sein Mausoleum ist eins der prächtigsten Indiens, in ihm sind 150 Mitglieder der Familie der Großmoguln beerdigt.--Nun westl. zum Grabmal des heiligen _Nizam-ud-din Aulia_, einem Säulenprachtbau mit großer Kuppel; man steige aus und gehe durch die Säulenhalle _Chausath Khambe_, in deren Umgebung noch viele stimmungsvolle Grabdenkmäler liegen, darunter westl.
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vom Chausath Khambe das Grab des Dichters _Amir Khusrau_ (der Papagei von Hindustan), gest. 1315; nahebei das Grab der frommen _Jahanara_, Tochter des Schah Jahan (gest. 1681). Auch das Mausoleum _Safdar Jangs_, etwa 1,5 km westl., ist sehenswert. Dann Rückweg auf der Hauptstraße nach Delhi, an der 3 km südl. vom Ajmer Gate r. (östl.) _Jai Singh's Sternwarte_ liegt (1724 erbaut). Man tut gut, den Ausflug nach Alt-Delhi in Abschnitte (s. die Zeiteinteilung, S. 71) zu teilen wegen der vielen Sehenswürdigkeiten. 2) Fahrt zum *=Kutab Minar=, der größten Sehenswürdigkeit Delhis, etwa 17 km südl. vom Ajmer Gate; beansprucht frühen Aufbruch, dauert etwa 4 St. (Dâk Bungalow, mit gutem Essen, vorhanden, man bestelle aber voraus; während der Reisezeit ist für Essen und Getränke genügend gesorgt, doch für größere Gesellschaften auch dann Vorausbestellung ratsam. Ein etwa 1/2 km vom Gasthaus entferntes Mausoleum ist als Dâk Bungalow für höhere englische Beamte eingerichtet; Reisende mit besondern Empfehlungen können auf Wunsch Erlaubnis zum Übernachten erhalten, um am nächsten Tag die alte Festung _Tughlakabad_ (8 km; s. weiter unten) zu besuchen. Man fährt durch das Ajmer Gate an der Sternwarte Jay Singh's und dem Mausoleum von Safdar Jang (s. oben) vorbei; weiterhin liegt r. vom Wege (3,5 km nördl. von Kutab) der große verfallene Wasserbehälter _Hauz Khas_ (vom Sultan Ala ud-din Khiliji 1293 erbaut) und südl. davon eine Gelehrtenschule und das Grabmal von _Firoz Schah_.--Das *=Kutab Minar= ist ein Riesenminaret (»Polarstern«-Minaret) von 76 m Höhe, 14,5 m unterm und 3 m oberm Durchmesser mit fünf äußern Galerien; 375 Stufen führen zur Turmspitze, von der prächtige *Aussicht auf die Trümmer von Alt-Delhi und über die weite Punjab-Ebene. Neben dem Minaret steht die teilweise verfallene =Moschee Kuwat-ul-Islam= (Bau 1191 begonnen), einst ein Prachtwerk ersten Ranges, im Innern eine Säule aus massivem Schmiedeeisen von 7 m Höhe und 40 cm Durchmesser mit Sanskritinschrift aus dem 3. Jahrh. n. Chr.; vor der NW.-Ecke der Moschee das älteste bekannte indische _Grabmal des Altamsh_ (gest. 1236). Sö. vom Kutab Minar liegt das Tor _Alai Darwazah_, daneben das _Grabmal des Imam Zamin_ und nördl. von dem großen Ala ud-din-Hof, der, mit Resten von Säulengängen umschlossen, die ganze Anlage quadratisch einfaßt, liegt der dicke, runde, niedrige _Turm Alai Minar_ (etwa 1312 erbaut).--Etwa 8 km östl. vom Kutab Minar liegt die alte _Festung *Tughlakabad_ und südl. daneben das schöne _Grabmal des Tughlak_. _=Fortsetzung der Bahnfahrt=_ nach Calcutta (s. S. 82). 1. Seitentour: Delhi-Umballa-Simla.
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219 M (352 km) =Eisenbahn=, in etwa 12 St. etwa für I. Kl. 37 Rup., II. Kl. 20 Rup.--Von Delhi nach _Umballa_ zwei Linien: Die westliche kürzere über _Panipat_ bleibt auf dem rechten Jumna-Ufer, die östliche macht einen Umweg über _Meerut_. Man benutze den Schnellzug über (54 M) _Panipat_; der östlichste Teil des Punjab, den man hier durchfährt, wird von vielen kleinern, aus den Vorbergen des Himalaja kommenden Flüssen durchströmt, die sich später in der Tharwüste verlieren. Die Landschaft bleibt flach bis (123 M) =Umballa= (_Ambala_), _Cantonment Station_, Knotenpunkt mehrerer Bahnlinien (_Umballa City_ und _Civil Station_ liegen 9 km westl.), Distriktshauptstadt von 80082 Einw. (1/2 Hindu, 3/8 Mohammedaner); _Lumley's Hotel_, nahe dem Bahnhof, Pens. 4 Rup. _Droschken_ zu haben. Bank: _Alliance Bank of Simla_. Viele englische Läden, Kirchen, Krankenhäuser. Hier umsteigen in den Simla-(Kalka-)Zug, wenn man in einem Lahore-Zug fährt.--Das Land steigt allmählich und trägt gegen den Himalaja hin mit der Zunahme der Seehöhe und damit auch der Niederschlagshöhe immer reichere Vegetation.--(162 M) =Kalka= (730 m; _Dâk Bungalow_; _Lowries Hotel_, daneben PT), der Endpunkt der Hauptbahn, liegt schon in den Vorhöhen des Himalaja. Von hier führt eine Bergbahn in 7 St. hinauf nach (219 M) =Simla= (2159 m; _Hotel Cecil_ [Hotz, Schweizer], I. Ranges, Deutsch gesprochen, vorzüglich, Pens. von 7 Rup. an; _Grand [Peliti's] Hotel_, gut; _Lowries Hotel_, ähnliche Preise; _Longwood Hotel_, Pens. 6 Rup.; _Elysium_; _Metropole_, Pens. von 6 Rup. an; die Preise sind hoch; Banken: _Alliance Bank_, _Delhi & London Bank Ltd._, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft; Klubs; PT bei der Union Church; Zeitung: _Simla News_; Photographen: _Hotz_ (Deutscher), _Bourne & Shepherds_; europäische Schneider- und Modegeschäfte etc. vorhanden). Berühmter Himalaja-Luftkurort, Distriktshauptstadt mit 15000 (im Sommer 30000) Einw., europäisch gebauten Häusern, Palast des Vizekönigs etc. Simla ist eine großstädtisch angelegte europäische Sommerfrische, seit 1864 Sommerhauptstadt Indiens, in der der Vizekönig mit allen Regierungsbehörden sechs Monate jährlich den Amtssitz hat (im Winter in Delhi); es bietet jede Bequemlichkeit für verwöhnte Europäer auch für längern Aufenthalt; Konzerte, Theater, Bälle; Bibliothek, Schulen, auch katholische Schule und Kapelle; Sanatorien und Krankenhäuser. Mittlere Jahrestemperatur 12,8° C (Juni 19,4°, Januar 3,8°; die Jahrestemperatur von Simla entspricht also etwa der der französischen Riviera; doch sind die jährlichen und auch die täglichen Temperaturschwankungen geringer als dort. Darjeeling ist im Sommer nicht unbeträchtlich kühler als Simla). Die Regierungsgebäude liegen auf einem Bergrücken 2180-2450 m ü.
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M., weit verstreut inmitten des prachtvollen Pflanzenwuchses der subtropischen Bergwaldregion des Himalaja; Laub- und Nadelbäume, besonders prächtige Libanonzedern und Rosen (die noch im November blühen!). Prächtige Fernblicke auf die schneebedeckten Bergriesen des Himalaja. (Man lese Rudyard Kiplings »Under the deodars«.) Die unvergleichliche Naturschönheit Simlas erkennt man erst voll, wenn man Fußmärsche in die Umgegend macht; einer der beschwerlichsten, aber lohnendsten führt nach =Sultanpur= (etwa 88 km in der Luftlinie nördl. Simla, Weg dahin etwa 200 km mit 11 Bungalows-Zwischenplätzen), dort guter Bungalow mit Verpflegung. Sultanpur, die alte Hauptstadt des Sultanats von Kullu, das schon großenteils Hochgebirgscharakter trägt, liegt im Kullutale; Jagdgelegenheit auf Fasanen und andres Wild, in den höhern Bergen auch auf Bären und Steinböcke. 2. Seitentour: Delhi-Umballa-Amritsar-Lahore-Peshawar. 627 M (999 km) =Eisenbahn= von _Delhi_ nach _Peshawar_ in 30 St. für I. Kl. 36 Rup., II. Kl. 18 Rup. Von Delhi nach (123 M) _Umballa_, s. oben. Die Weiterfahrt mit der North Western Railway führt durch einen großen Teil des östl. Punjab; von den fünf Flüssen, nach denen es genannt ist, überschreitet man den Sutlej und seinen Nebenfluß Bias. Die Landschaft ist einförmig und mit Ausnahme der Regenzeit dürr, staubig und kahl; Dattelpalmen und Pappeln machen sich am meisten bemerklich. (278 M) =Amritsar= (_Bahnwirtschaft_, leidlich; _Hotel Cambridge_ [deutsche Besitzerin], Pens. 8 Rup., leidlich; _Hotel Amritsar_ und andre dürftige, weshalb man Amritsar besser von Lahore aus besucht [1-1/2 St. Bahnfahrt] oder den Frühzug von Delhi benutzt und mittags nach Lahore weiterfährt), interessante Stadt mit 152866 Einw. (1/2 Mohammedaner, 3/8 Hindu, 1/8 Sikh; schöne Bevölkerung), in flacher, ungesunder Gegend, aber die reichste und wichtigste Handelsstadt des Punjab (die _Delhi & London Bank Ltd._ und die _National Bank of India Ltd._ sind Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, die letztere auch der Deutschen Bank) und für den Handel mit Kaschmir, Hauptmarkt für Teppiche und Kaschmirschals (man kauft auch in Amritsar Stickereien etc. zu billigern Preisen als sonstwo in Indien, doch muß man tüchtig handeln!); zugleich religiöse und einst auch politische Hauptstadt der Sikh, der durch kriegerischen Geist ausgezeichneten Anhänger einer um 1500 entstandenen religiösen Sekte, deren Lehren zwischen denen des Brahmanismus und des Mohammedanismus zu vermitteln streben; als Volk bilden die Sikh keine Einheit, da sie zum Teil dem Volksstamme der Dschat, zum Teil den Hindu angehören. Das heilige Buch der Sikh, der Granth-Sahib, ist Mittelpunkt des Gottesdienstes und wird deshalb in dem großen *=Goldenen Tempel= _Darbar-Sahib_ fortlaufend vorgelesen.
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gelegenen Garnisonsort _Meean Meer_, 228318 Einw. (120000 Mohammedaner, 70000 Hindu, 7000 Sikh, 5600 Christen), im April 1905 von einem schweren Erdbeben heimgesucht. Wie Amritsar durch die Sikhs, so hat Lahore durch die Herrschaft der mohammedanischen Mogulkaiser (turktatarischen Stammes) seinen Charakter aufgeprägt erhalten. Die Altstadt mit engen Straßen von Mauern umgeben, mit vielen Moscheen, Karawansereien, Pagoden, Märkten; in der NW.-Ecke der Stadt die _Zitadelle_ (Fort; Besichtigung nur mit Paß, vom Deputy Commissioner zu bekommen) mit Werkstätten, an deren Ostende der _Akbar-Palast_ liegt; im Fort die _Perlmoschee_ (Moti Masjid), daneben der Spiegelpalast _Shish Mahal_ (vom Schah Jahan und Aurangzeb erbaut); östl. davon ein kleiner Sikh-Tempel. Mitten in der Westmauer liegt der weiße Marmorpavillon *_Nau Lakha_. Im Zeughaus alte indische Waffen, auch Kamelgeschütze und merkwürdige Revolverkanonen. Neben dem Turme von _Shish Mahal_ stand im Großmogulpalast noch ein größerer, der _Saman Burj_. Nun östl. zum _Diwan-i-Khas_ (Marmorsäulenhalle), jetzt als Kirche benutzt; östl. davon der Hindupavillon _Akbari Mahal_ (jetzt Apotheke) und der rote Sandsteinbau an der Nordmauer _Khwabgha-i-Kalan_. Mitten im Fort der _Diwan-i-Am_ (jetzt Kaserne), östl. davon ein Hospital.--Die _Bank of Bengal_ und die _National Bank of India Ltd._ sind Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, letztere auch der Deutschen Bank. _=Rundfahrt=_. Vom Bahnhof durch die europäische Villenstadt sö. von der Eingebornenstadt durch Empress Road über _Charing Cross_, vorbei am _Government House_ (früher Mausoleum des Muhammed Kasim Khan, Vetter des Kaisers Akbar); dann westl. durch Upper Mall Road zum _Lawrence Garden_, Botanischem Garten mit Raubtierhaus; l. bleibt _Lawrence Hall_ und _Montgomery Hall_ mit Porträtsammlung; dann r. am _Punjab Club_ und an der _Kathedrale_ vorbei (in deren Nähe das Telegraphenamt); dann l. am _Postamt_ und den *_Museen_ (Punjabsammlungen verschiedener Art, besonders die reichhaltigste Sammlung von »Gandharaskulpturen«, etwa 2400 Nummern) nach den _Anarkali Gardens_; hier ein lange als christliche Kirche benutztes _Grabmal der Anarkali_ (»Granatblüte«), Favoritin des Kaisers Akbar, von ihm lebendig eingemauert, weil sein Sohn Salim sie liebte; Salim (der spätere Kaiser Jahangir, dessen Lieblingsresidenz Lahore war) erbaute 1615 das Mausoleum. Sehr interessant ist der _Anarkali-Basar_.--Dann nördl. an den Regierungsgebäuden, Schulen, Krankenhäusern und dem protestantischen Kirchhof vorbei über die Schiffbrücke des Raviflusses nach (9 km) _Shah-Dara_. Man kreuzt die Bahn und sieht l. einen Kuppelbau, das _Grab des Asaf Khan_; dann r.
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in einen Park mit prächtigem Marmorpflaster zum *_Grabmal des Kaisers Jahangir_, einem Quadratbau mit vier 30 m hohen Minarets in den Ecken, aus weißem Marmor und rotem Sandstein 1627 erbaut; man beachte die Feinheit der Steinskulptur der weißen Marmoreinfassung des Grabmals. Rückfahrt durch das Westtor der Stadt über die _Esplanade_ nach dem _Fort_ (s. oben).--Sehenswerte Moscheen sind die von _Wazir Khan_ (mit sehr schöner Kachelfassade), die Goldene Moschee _Sonahri Masjid_ und die Hauptmoschee _Jama_ (oder _Badshahi_) _Masjid_. In der englischen Niederlassung ist ein Schwimmbad. Die Umgebung von Lahore ist durch vom Ravi abgezweigte Kanäle bewässert. =Ausflug= von Lahore nach den _Shalimar Gardens_ (4 km onö. vom Hauptbahnhof) auf der »Grand Trunk Road«, l. (3 km) das Tor des Rosengartens _Gulabi Bagh_ (von Sultan Beg, Admiral des Schahs Jahan, erbaut) und gegenüber, 1 km sö. von der Straße, das Grabmal des Baumeisters _Ali Mardan Khan_ (der 1637 für Schah Jahan die Shalimar-Gärten anlegte). Die einst weltberühmten, leider verfallenen *=Gärten von Shalimar= haben drei Terrassen mit 450 Fontänen. In ihrer Umgebung, besonders südl. der Straße, liegen noch andre, teilweise ebenfalls sehenswerte Gärten. Die Fahrt mit der North Western Railway von Lahore nach Peshawar (288 M in 17-1/2 St.) berührt (391 M von Delhi) _Gujranwala_, Geburtsort Randjit Singhs (geb. 2. Nov. 1780, Maharadscha, genannt »Löwe des Punjab«).--Bei (452 M) _Jhelum_ (Dschilam) überschreitet die Bahn den vierten der Punjabflüsse und tritt bald darauf aus dem Tiefland in das Mittelgebirgsland, das sich in etwa 500 m durchschnittlicher Seehöhe hier in großer Breite dem Himalaja vorlegt. Man sieht im N. die bis 4730 m hohen Schneegipfel Kaschmirs.--(523 M) =Rawal Pindi= (520 m; _Flashman's Hotel_, gut, Pens. 8 Rup.; _Limetree Hotel_, am Bahnhof; _Imperial Hotel_, Havelock Road, Pens. 8 Rup.; _Rawal Pindi Hotel_; _Mellors Hotel_ u.a. _Droschken_ nach Tarif; Banken: _Alliance Bank_, _Commercial Bank of India_), eine junge Stadt mit 86248 Einw. (1/2 Mohammedaner), starke Festung und größte Militärstation des nördl. Indiens (6 Regimenter und 5 Batterien), liegt am r. Sohanufer; Handel mit Kaschmir. =Von Rawal Pindi nach Srinagar in Kaschmir.= 195 M = 314 km; einer der besten Zugänge nach Kaschmir, in 3 Tagen auf guter Landstraße zurückzulegen; dreisitzige Tonga 124 Rup., ein Sitz 48 Rup. (geliefert von der Firma _Dhaujibhoy & Son_, Hin- und Rückfahrt 228 Rup.); die Posttonga fährt nachts nicht; Ekkas für Diener und Gepäck 22 Rup.
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Die Reise ist für mindestens 8tägigen Aufenthalt in Kaschmir sehr lohnend, aber sehr anstrengend; die Tonga ist ein zweiräderiger, niedriger Karren mit drei Sitzen, Gepäck kann wenig mitbefördert werden. Man muß 3 Tage lang je 10 St. mit 1/2 St. Mittagspause in schlecht gefedertem, unbequemem Wagen, der fast nur im Galopp fährt, mit häufigem Pferdewechsel, sich zusammenrütteln lassen. Der starke Staub verursacht leicht Augenentzündung. Im Winter ist die Fahrt der Kälte wegen nicht ratsam. Man kann auch in bequemern Landauern fahren, die aber sehr teuer sind und 4 Tage brauchen. Die Dâk Bungalows unterwegs sind meist gut, haben aber nur leere Bettgestelle, also Reisebettzeug mitnehmen! Ausflüge von Srinagar in das Alpenland erfordern Zelt, Feldküche, Ponies zum Reiten und Gepäcktragen; diese Ausrüstung wie auch Träger können in Srinagar durch _Cockburn's Agency_ beschafft werden (am besten vorher briefliche Abmachungen). Man fährt über (37 M) =Murree= (2300 m; _Powell's Hotel_; _Rowbury's Hot._), einen Höhenluftkurort mit europäischer Temperatur, mit Sanatorien und Kasernen, hinter denen sich 2700 m hohe Berggipfel erheben; im Sommer sind viele britische Truppen hier in der Sommerfrische. Dann Abstieg in das tief eingeschnittene, enge Durchbruchstal des Jhelum (Dschilam) nach (64 M) _Kohala_ (guter Dâk Bungalow); von hier talaufwärts (das Tal ist im Sommer so heiß, daß Dattelpalmen gedeihen, und man am besten frühmorgens oder abends fährt; im April und Mai prächtige Schneegebirgslandschaft) über eine Hängebrücke (Zoll!) über (75 M) _Dulai_ (guter Dâk Bungalow) nach (85 M) _Domel_ (guter Dâk Bungalow), wo das Tal eine scharfe Biegung nach SW. macht, aber immer noch eng bleibt, über (99 M) _Garhi_ (guter Dâk Bungalow) und (108 M) _Hatti_ in wild-schöner Landschaft nach (119-1/2 M) _Chagoti_ (Dâk Bungalow über der Drehbrücke); dann folgt (133 M) _Uri_ (guter Dâk Bungalow) und (146 M) _Rampur_ (Dâk Bungalow), von da ebene Straße nach (162 M, 261 km) _Baramula_ (guter Dâk Bungalow), kleinem Ort am untern Ende des weiten Hochgebirgsbeckens von Kaschmir, das einst von einem großen See eingenommen war; hier mieten Reisende, die längere Zeit in Kaschmir bleiben wollen, ein Hausboot (Preis je nach Größe und Einrichtung mit Bootsleuten 30-150 Rup. monatlich) zu schönen Ausflügen auf dem großen _Wularsee_ und nach Srinagar. Von Baramula fährt man in 3 St. mit Wagen (Hausboot braucht dazu einen Tag) nach (195 M, 314 km) =Srinagar= (1600 m), d. h. _heilige Stadt_, auch _Suradjnagar_ oder _Kaschmir_ genannt, Stadt mit 126358 Einw.
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(5/6 Mohammedaner), Sommerresidenz des Maharadscha von Kaschmir und Jammu, im prachtvollen Kaschmirtal am Jhelumfluß gelegen. _=Unterkunft=_: _Dâk Bungalow_; _Nedou's Hotel_, sehr gut; viele Besucher leben in Hausbooten oder Zelten; beste Zeltplätze im _Chenar Bagh_ für Junggesellen, im _Munshi Bagh_ und _Ram Bagh_ am r. Flußufer nahe der englischen Kirche; ferner am Dal-Den im _Nasim Bagh_. Der Agent des Maharadscha gibt Auskunft für Reisende über Unterkunft, Preise, Kulis etc.; _Cockburn's Agency_ besorgt Boote, Zelte und jede andre Ausrüstung; englische Ärzte in den Missionen und beim Residenten, wo man auch amtliche Vorschriften für das Reisen im Lande erhält. _=Bank=_: _Punjab Bank_. _=Leihbibliothek=_ vorhanden. _=Photographen=_: _Millais_; _Jadu Kishan_.--Die Stadt hat enge, oft übelriechende Straßen mit Holzhäusern, darin eine prächtige, aus Zedernholz mit reichen Schnitzereien hergestellte Hauptmoschee (_Jama Masjid_). Man besteige zunächst den Hügel *_Takht-i-Suleiman_ (300 m über der Stadt), auf dem ein Tempel steht; eine gerade Pappelallee führt hinauf, oben prachtvoller Blick auf das »Glückliche Tal«. Auch der Aufstieg auf den 76 m hohen Festungsberg _Hari Parbat_ im N. der Stadt ist sehr lohnend. _=Bootsfahrt=_ auf dem malerischen _Dal_ (_City Lake_) nö. der Stadt, vorbei an den schwimmenden Gärten (man lese Thomas Moore: »Light of the Harem« und »Lallah Rookh«) nach _Nishat Bagh_ am Ostufer, dann nach dem vom Schah Jahangir erbauten Lustschloß _Shalimar Bagh_ in der NO.-Ecke des Sees mit Reiherstand, von da zum »Garten des Segens« _Nasim Bagh_ am NW.-Ufer und zurück am Dorfe _Hazrat Bal_ vorbei, am Westufer nach S. durch den Kanal unterhalb Hari Parbat und den Nasim Bagh-Kanal nach dem Dal Gate. --_=Ausflug=_ von Srinagar auf verschiedenen Wegen, zuerst mit Boot, dann zu Wagen nach (ca. 26 km) =Gulmarg= (Schatten der Rosen), in einem Tage, einer kühlen, etwas feuchten Sommerfrische (_Nedou's Hotel_, gut; Besucher wohnen auch in Holzhütten oder Zelten), 2590 m ü. M., mit Ausblick auf den 8120 m hohen _Nanga-Parbat_. Die _=Eisenbahn=_ führt von Rawal Pindi weiter, zuletzt hinab in das hier breite Industal und bei (581 M) _Attock_, nahe der Vereinigungsstelle des Kabulflusses mit dem Indus (Stat. _Attock Bridge_, Dâk Bungalow), über den 200 m breiten _Indus_ auf einer fünfbogigen Gitterbrücke. Das starke Fort _Attock_ beherrscht den Zugang zu Vorderindien von NW. her; alle Eroberer Indiens, so Alexander d. Gr. 326 v. Chr., Timur 1397, Schah Nadir 1738 u. a., drangen durch das Kabultal und über Attock ein, daher ist die kleine Festung noch jetzt strategisch wichtig.
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Die Bahn bleibt nun in der Ebene des Kabulflusses, passiert =Peshawar=, die Hauptstadt der neuen nordwestlichen Grenzprovinz und Sitz eines High Commissioner, in ungesunder Lage, mit ziemlich extremen Temperaturverhältnissen (Juni 32,9°, Januar 9,8°, gelegentlich kommen Fröste vor), 97392 Einw. (3/4 Mohammedaner), engen, gewundenen Gassen, vielen Basaren für den wichtigen Durchfuhrhandel von Kabul, Buchara und Zentralasien, dem alten Palast _Bala-Hissar_, mit vielen Moscheen und den Resten einer berühmten mohammedan. Akademie. Im _Museum_ reiche archäologische Funde: »Gandharaskulpturen« aus der Umgegend, besonders aus Sari Bohlol, 40 km nö. von Peshawar.--3,5 km westl. liegt der Endpunkt der Bahn, (627 M, 999 km) _Peshawar Cantonment Station_ (Dâk Bungalow; _Flashman's Hotel_, Pens. 7 Rup., nahe dem Bahnhof; _Droschken_ nach Tarif; _Bank_ Punjab Banking Co.--_Geschäfte_ für mittelasiatische Waren in der Stadt: _Safdar Ali_; _Haji Rahman_); in öder Ebene das an die Stadt gelehnte englische Truppenlager (über 20000 Mann), Stützpunkt für Unternehmungen gegen Afghanistan. Peshawar verdient trotz mangelhafter Unterkunft mehrtägigen Aufenthalt schon wegen des Ausflugs zum Khaiberpaß, dessen Besuch leider seit 1910 auf _einen_ Wochentag beschränkt ist. =Ausflug= nach dem *=Khaiberpaß=, der südl. des unzugänglichen Durchbruchs des Kabulflusses den Safed Kuh, das Grenzgebirge zwischen Afghanistan und Indien, überschreitet und die Verbindung zwischen Afghanistan und der indischen Nordwestprovinz herstellt. Zu seinem Besuch ist eine Erlaubnis des »Political Officer in charge« in Peshawar nötig. Ausflug zu Wagen (14 Rup.) 5 St. hin und zurück, interessant sowohl landschaftlich wie wegen des regen Karawanentreibens. Man fährt auf guter Straße bis zum (17 km) _Fort Jamrud_ (501 m; Dâk Bungalow), am Ostende des Passes, mit starker englischer Besatzung. Der nach Afghanistan führende _Khaiberpaß_ zieht 53 km lang in Windungen bis 1011 m Höhe über das Gebirge; er ist nur Dienstags und Freitags für Karawanen geöffnet, wird dann vom Afridi-Stamm (_Khaiber Rifles_) bewacht, die auch die befestigten Posten (26 km) _Ali Musjid_ (730 m) und _Landi Kotal_ (520 m) besetzt halten. In Ali Musjid, wo die englischen Befestigungen gegen Afghanistan beginnen, muß man leider umkehren. Die Fahrt des deutschen Kronprinzen bis Landi Kotal war eine besondere Höflichkeit. Neuerdings dürfen sogar englische Offiziere nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Oberkommandierenden (zurzeit General James Wilcocks) bis Landi Kotal reisen. Die wilde, malerische Landschaft des Passes ist sehr sehenswert.--Eine Eisenbahn von Peshawar bis Landi Kotal ist im Bau. 3. Seitentour: Lahore--Karachi. =Eisenbahn=: _North Western Railway_ von Lahore über Mooltan und Hyderabad (Sindh) nach (784 M) Karachi, Schnellzug in 24 St. für I. Kl. 58 Rup.
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6 annas, II. Kl. 29 Rup. Die »Industalbahn« führt durchweg durch Gebiete, die viel mehr vorderasiatischen als indischen Charakter tragen. Die beiden großen Landschaften, die sie durchfährt, das Punjab und das Sindh, sind wirtschaftlich geeint durch den Indusstrom, klimatisch einander ähnlich als Trockengebiete, die nur spärliche und unregelmäßige Regen empfangen und großenteils geradezu wüstenhaft sind. Die von O. her ziemlich nahe an das untere Industal herantretende Wüste Thar soll streckenweise die Sahara an Öde und vollkommener Vegetationslosigkeit übertreffen. Der Indus hat für das Sindh eine ähnliche kulturelle Bedeutung wie der Nil für Unterägypten, aber es bestehen doch gewisse schwerwiegende Unterschiede: während die alljährliche Anschwellung des Nils, die auf der Regenzeit in Innerafrika beruht, regelmäßig und ruhig verläuft, nimmt die des Indus nicht selten dadurch stürmischen Charakter an, daß sich der normalen Sommerflut, die durch die Schneeschmelze im obern Einzugsgebiet des Stromes erzeugt wird und im Unterlauf ihren Höhepunkt im Juli erreicht, noch Regenwasserwellen aufsetzen, die auf den Sommerregen im Punjab beruhen. Dadurch ist der Mensch gezwungen worden, den Strom in Dämme einzuschließen. Die befruchtende und befeuchtende Wirkung der Indusfluten kann daher nur durch Vermittelung von Kanälen erfolgen, die zahlreich vom Strome abgezweigt sind. Sie ermöglichen, daß ein etwa 20 km breiter Kulturstreifen den Indus begleiten kann. Ähnlich liegen die Verhältnisse längs der Punjabströme, doch sind hier die Kulturstreifen nicht so breit, und die Hochwasserbetten sind durch breite Kies- und Schotterflächen bezeichnet. Die Erträgnisse dieser Kulturstreifen, in denen die Dattelpalme vielfach der auffallendste Baum ist, wie das Kamel das häufigste Nutztier, wo Akazien, Pappeln, Tamarisken und andre Gewächse trockner Zonen gehölzbildend auftreten, sind mannigfaltig: Baumwolle, Ölsaaten, Zucker, Indigo, namentlich aber Weizen, dessen Anbau in neuerer Zeit rasch zugenommen und das Aufblühen von Karachi, das als Ausfuhrhafen dient, verursacht hat. Als Verkehrsstraße hat der Indus trotz seines geringen Gefälles im Unterlaufe nur wenig Bedeutung, weil die Arme des Deltas, mit dem er mündet, für Schiffe unbenutzbar sind; denn auch darin ist der Indus gegen den Nil benachteiligt, daß er nicht wie letzterer in ein ruhiges Meer, sondern in ein solches mit lebhafter Gezeitenbewegung mündet. Durch die Flut werden die massenhaften Sinkstoffe immer wieder flußaufwärts getragen und verschlämmen die Mündungen. Die Dampfschiffahrt reicht daher nur von Tatta am Hauptmündungsarm bis Mooltan am Jilam. Den Hauptverkehr vermittelt die Industalbahn. Von Lahore (S. 76) führt die Bahn über (116 M) _Harapa_, einen kleinen Ort, wo Alexander d. Gr.
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einen Sieg erfocht, nach der sehr alten Stadt (207 M) _Mooltan_ (Erfrischungs- und Warteraum, Dâk Bungalow) mit alten Grabdenkmälern, 85708 Einw., meist Mohammedaner; wichtiger Stapelplatz für die an Bodenerzeugnissen reiche Umgebung. Ein Stück südl. davon passiert die Bahn das alte Bett des Biasflusses, der jetzt weit oben in den Sutlej mündet, früher aber diesem parallel in den Jilam floß. Weiter auf der (270 M) _Adamwahanbrücke_ von 1287 m Länge über den Sutlejfluß nach (272 M) _Bahawalpur_ (Dâk Bungalow), Hauptstadt eines Eingebornenstaates mit 15000 Einw. (4/5 Mohammedaner), mit sehenswertem Palast des Nawab. Bei (488 M) Rohri _zweigt_ die Bahnlinie nach Belutschistan und Afghanistan ab; Rohri liegt malerisch am l. Ufer des Indus auf felsiger Höhe, die 4-5stöckigen Häuser haben flache Dächer mit Geländern; die große Moschee (Jama Masjid) ist ein schöner roter Ziegelbau, die drei Kuppeln mit Porzellanziegeln gedeckt. Bei Rohri sind die großen Bewässerungsschleusen des _Eastern Nara-Kanals_. (674 M) =Hyderabad (Sindh)=, _Haidarabad_ (guter Dâk Bungalow im Cantonment; _Brind's Hotel_; _Bank of Bengal_; Droschken nach Tarif), Distriktshauptstadt der Provinz Sindh der Präsidentschaft Bombay, am Beginn des Indusdeltas gelegen, mit 75964 Einw. (Hindus und Mohammedanern), 6 km östl. vom Indus, wahrscheinlich von Alexander d. Gr. gegründet, hat Industrie in Seidenstickereien, Juwelier- und Lacksachen. Sehenswürdigkeiten sind das alte, sehr unregelmäßig geformte _Fort_ mit dem alten Palast Mir Nasir Khans, jetzt Absteigequartier hoher britischer Offiziere; vom Fort über dem Torweg interessanter Ausblick auf den Basar mit buntem Völkergemisch. Auf dem Nordende des Hügels der Stadt sind die Grabmäler der Kalhoras- und Talpura-Fürstengeschlechter. Die Bahn kreuzt nun den Indus und führt nach (784 M) =Karachi= (mehrere Bahnhöfe; wer nicht sofort an Bord des Dampfers muß, steige Station Frere Street, auch Cantonment Station genannt, aus). =Gasthöfe=: _Paul's Hotel_, dicht bei Frere Street Station, gut;--_The Devon Villa Hotel_, gut. =Banken=: _National Bank of India_; _Bank of Bombay_ etc. =Klubs=: _Sindh Club_; _Gymkhana, Ladies Club_; _Golf Club_. =Zeitung=: »_Sindh Gazette._« =Konsulate=: Deutsches Reich: Konsul _A. Thöle_; Österreich-Ungarn: Konsul _W. U. Nicholas_, Vizekonsul _K. S. Anderson_. =Dampfer=: _Österreichischer Lloyd_ (Anderson & Co., Tel.-Adr.: »Lloydiano«), monatlich nach Triest in 20 Tagen; _Dampfschiffahrts-Gesellschaft Hansa_ (Bremen); _British India Steam Nav. Co._ (Mackinnon, Mackenzie & Co.), wöchentl. nach Europa und Bombay sowie nach dem Persischen Golf; _Messageries Maritimes_ (H. Curjel Bombay Co.), monatl. nach Marseille; außerdem noch andre britische Linien. =Geschäfte=: _Sadar Bazaar_, gut.
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_Karachi_ (Kurrachee, Karatschi), Distriktshauptstadt der Provinz Sindh, mit 159270 Einw., am äußersten Nordwestende des Indusdeltas (nahe dem Fuße des Pabgebirges, des Grenzgebirges gegen Belutschistan, gelegen), ist trotz seiner Entlegenheit zum größten Teile Indiens und trotz seines steter Versandungsgefahr durch die Sinkstoffe des Indus unterliegenden Hafens der drittgrößte Seehafen Indiens geworden (1910 liefen 525 Schiffe mit 758000 Reg.-Ton. ein), weil es unter der Herrschaft der Engländer (seit 1842) als Hauptausfuhrhafen des Punjabs dient; Einfuhr von Eisenbahnmaterial, Stückgütern, Metallen, getrockneten und gesalzenen Fischen etc.; Ausfuhr von Baumwolle, Weizen, Wolle, Ölsaat, Häuten, Apothekerwaren, Pferden. Die Stadt hat Handelskammer, Baumwollpressen, Eisenwerke, Schiffswerft mit Trockendock, Kohlenlager. Der Seehafen ist durch Wellenbrecher geschützt und mit modernen Kaianlagen, Ladebrücken etc. gut versehen. Die vorgelagerte Halbinsel _Manora_ ist durch mehrere Küstenforts verteidigt. Die Eingebornenstadt nahe am Hafen ist eng gebaut und stark bevölkert; der europäische Stadtteil weiter aufwärts am Layarifluß macht einen ganz modernen Eindruck, weitläufig und regelmäßig angelegt, mit vielen schönen Gebäuden, darunter die _Frere Hall_ mit Bibliothek, Ball- und Versammlungssälen. Sehenswürdigkeiten enthält die Stadt nicht, doch wird sie infolge ihrer Handelsbedeutung besucht. B. Von Delhi nach Agra. =Eisenbahn=: _East Indian Railway_ von _Delhi_ über _Aligarh_ nach _Agra_ in 6 St. für I. Kl. etwa 11, II. Kl. 6 Rup.; --_Great Indian Peninsula Railway_ (»Agra-Delhi Cord Line«) über _Muttra_ in 4-1/2 St. (Speisewagen). Die Great Indian P. R. ist die direkte Linie; sie hält sich in der Nähe des r. Jumna-Ufers, an dem sowohl Delhi wie Agra liegen. Die East Indian R. beschreibt einen Bogen durch das Gebiet zwischen Jumna und Ganges und überschreitet zweimal die Jumna. Sie durchfährt in ihrer ganzen Erstreckung die »Vereinigten Provinzen« (Agra und Audh), während die Great Indian zunächst den Südostzipfel des Punjabs durchläuft. Obgleich das Land mit Hilfe der Kanäle, die seit 100 Jahren namentlich in dem zwischen dem Ganges und der Jumna gelegenen Gebiete angelegt worden sind, reich angebaut ist, macht sich die Trockenheit des Klimas in den der Regenzeit unmittelbar vorhergehenden Monaten (Februar bis Mai) durch große Dürre und Staubplage recht bemerkbar. Von _Delhi_ (S. 70) führt die East Indian Railway zunächst nach (78 M) =Aligarh= (_Kellner's Refreshment and Sleeping Rooms_, am Bahnhof, bequem für kurzen Aufenthalt, auch Schlafgelegenheit; guter _Dâk Bungalow_), Distriktshauptstadt und sehr alte Festung, die die Stadt _Koil_ schützt; mit dieser zusammen 63715 Einw. (2/3 Hindu, 1/3 Mohammedaner), Sitz des _Anglo-Oriental College_ zur Erziehung vornehmer Mohammedaner. Anfang Februar hier eine sehenswerte Messe.
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Beim dritten Meilensteine (5 km) südl. von Aligarh an der Straße ein riesiger heiliger Banyanfeigenbaum (_Ficus religiosa_), und in dessen Nähe ein Malteserkreuz zur Erinnerung an einen Überfall englischer Truppen während des Aufstandes 1857.--Bei (127 M) _Tundla Junction_ (Bahnwirtsch.) muß man event. in den Zug nach Agra umsteigen, der in entgegengesetzter Richtung auf einer andern Linie noch 24 km westl. bis Agra läuft. Dicht vor Agra führt die Bahn auf großartiger vierbogiger Brücke über den Jumna-Fluß. Fährt man mit der Great Indian Peninsula Railway, so empfiehlt sich der Besuch von (89 M) _Muttra_ oder _Mathura_ (Dâk Bungalow), uralter Stadt (schon Ptolemäus bekannt) von 60000 Einw., am r. Jumna-Ufer. Muttra wurde 1017 vom Afghanenfürsten Mahmud seiner kostbarsten Tempelschätze beraubt, ist noch heute mit der kleinern, 10 km stromauf an der Jumna gelegenen Stadt _Brindaban_ (einem hochheiligen Wallfahrtsort der Hindus) einer der Hauptsitze der Brahmanen, mit zahlreichen Tempeln, in denen der Krischnakult gepflegt wird. Bootfahrt auf der Jumna, wo morgens Tausende vor den Tempeln baden (ein kleines Benares). (142 M, 228 km) =Agra= (204 m), Ankunft _Fort Station_ oder (über Muttra) auf _Cantonment (Road) Station_, 10 Min. von den Gasthöfen. =Gasthöfe=: _Hotel Cecil_ (Hotz, Schweizer), I. Ranges, Deutsch gesprochen, sehr gelobt, Pens. von 8 Rup. an. -- _Laurie's Great Northern Hotel_ (20 Min. sw. vom Bahnhof), Pens. 7 Rup.-- _Metropole._ -- _Savoy_, Pens. 6 Rup. -- Guter _Dâk Bungalow_ nahe dem Postamt am Drummond Road. -- Speiseräume im Bahnhof. -- =Droschken= nach Tarif. -- =Post u. Tel.= nahe beieinander, 2,5 km südl. vom Bahnhof. -- =Polizeiämter= 1 km nw. vom Bahnhof. -- =Geschäftsadressen=: _Bank of Bengal_, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft. -- Teppichfabrik _Otto Weylandt_ (deutscher Besitzer), nahe I'timad-ud-daulah. -- Schals, Gold- und Silberstickereien: _Ganeshi Lall & Sons_, Johari-Basar. -- Seifenstein und Marmormosaik: _Nathoo Ram_, gegenüber Agra College. -- Miniaturmaler: _Badri Pershad._ -- Photograph: _Priya Lal._ =Zeiteinteilung.= 1. Tag: Vm. Fort, Nm. Fahrt nach Sikandarah, abds. nach Dinner *Taj Mahal (bei Mondschein); -- 2. Tag: Vm. Taj Mahal (bei Sonnenaufgang), dann Fahrt zum I'timad-ud-daulah-Grab, zu Weylandt (Teppichfabrik) und Chinika-Roza-Grab, Nm. 2 Uhr mit Auto (Pers. 10 Rup.) in 1 St. nach Fatehpur-Sikri; -- 3. Tag: Nochmals Fort und Stadt. =Geschichtliches.= Unter dem Lodhikönig Nizam Iskander (1488-1517) ward Agra, damals noch ein Dorf, Residenz; 1526 wurde es von Baber, dem Begründer des mohammedanischen Reiches der Großmoguln, genommen, der es jedoch wieder an die Afghanen verlor.
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Erst Akbar besetzte es 1559 dauernd und machte es zur Hauptstadt. Schah Jahan I. (1632-56) errichtete die Prachtbauten. Aber schon Aurangzeb (1656-1706) verlegte die Residenz nach Delhi, und nach seinem Tode wurde die Stadt von den Dschat, Persern, Afghanen etc. verwüstet, bis die Ostindische Kompanie sie den Mahratten nahm. Während des Sepoyaufstandes im Juli 1857 wurden die Engländer im Fort belagert, aber am 10. Okt. vom Oberst Greathed entsetzt. [Illustration: Plan von Agra.] _Agra_, Hauptstadt der Division Agra, hat mit der Garnison 182419 Einw. (2/3 Hindu, 1/3 Mohammedaner, einige tausend Christen), starke Industrie in Schuhen, Pfeifen, Goldtressen und schönen Mosaikarbeiten sowie lebhaften Handel mit baumwollenen und feinen wollenen handgeknüpften Teppichen (die Fabrik des Deutschen, Herrn Otto Weylandt, ist sehr sehenswert) und bearbeiteten Steinen. Agra besitzt vier Colleges und ist Sitz der obersten Divisionsbehörden. --Die Stadt liegt in dem großen Bogen, den die schiffbare _Jumna_ (Dschamna) hier nach O. macht; in der Tiefe des Bogens das Fort, südl. davon die Kasernen und nw. die Regierungsgebäude, dazwischen die besser als in andern indischen Städten gebauten Eingebornenviertel. Agra ist reich an Prachtbauten im reinsten maurischen Stil, die auf die Zeit zurückgehen (Mitte des 17. Jahrh.), da die Stadt die Residenz der mohammedanischen Großmoguln (turktatarischen Stammes, mit persischer Umgangssprache) war. _=Rundgang=_: Das *=Fort= (zweimaliger Besuch von je 2-1/2-3-1/2 St. sehr lohnend, es ist das schönste und mannigfaltigste seiner Art in Indien), aus rotem Sandstein etwa 1568 von Akbar begonnen, von seinem Sohn Jahangir fortgesetzt (die meisten Bauten stammen vom Schah Jahan, dem kunstsinnigen Enkel des großen Kaisers), berührt mit dem Nordturm das rechte Jumna-Ufer; seine Mauern sind fast 21 m hoch; sein »Water Gate« (Pl. 2) ist geschlossen, Haupteingang von NW. durch das _Delhi Gate_ (Pl. 1); außerdem am Südende das _Amar Singh Gate_ (Pl. 3). Innerhalb des Delhi Gate ist noch ein zweites Tor, _Elephant Gate_ oder _Hathi Pol_. Geradeaus geht man über den Mina-Basar zur *_Perlmoschee_ (_Moti Masjid_, Pl. 4), der schönste weiße Marmorbau mit drei Kuppeln und prächtiger Vorhalle, in deren Mitte ein Marmorbecken.--R. von der Moschee der große Zeughausplatz, vor dessen Ostseite die große öffentliche Audienzhalle _Diwan-i-Am_ (Pl. 5), mit Thronstufen in der Mitte. Einige Stufen führen nun in den großen =Palast Schah Jahans= (Pl. 6), der aus vielen prächtigen Einzelbauten von weißem Marmor besteht; zunächst vorbei am _Machhi Bhawan_ zur kleinen dreikuppeligen »Edelsteinmoschee« (_Naginah Masjid_), für die Königinnen bestimmt; darunter lag ein Basar, wo die Hofdamen Einkäufe machten.
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Oberhalb nach dem Fluß auf offener Terrasse ein schwarzer Thron; südl. davon die Hausmoschee des Kaisers (_Mina Masjid_) und weiterhin die wunderbar schöne Privataudienzhalle _Diwan-i-Khas_ mit Ausblick auf den Fluß und die Gärten (1637 erbaut). Im kleinsten Marmorsaal wurde der von seinem Sohn Aurangzeb entthronte Jahan 7 Jahre gefangen gehalten, gepflegt von seiner Tochter Jahanara; Jahan starb im kleinen Pavillon (mit schönen Fenstern), die Augen nach dem Taj Mahal (s. unten) gerichtet. Eine Treppe führt zum _Saman Burj_, eigentlich _Jesamine (Yâsmin) Burj_ (Jasminturm, Wohnung der Favoritsultanin), mit Springbrunnen in einem schönen Pavillon; südl. daneben der »Goldene Pavillon« mit vergoldetem Dach und Frauengemächern; westl. von diesen Pavillons lagen die Marmorbäder der Prinzessinnen; von da durch den Weingarten (_Anguri Bagh_) gelangt man zu dem _Shish Mahal_ (Spiegelpalast) in der NO.-Ecke des Gartens. Der alte, sehr sehenswerte, aus rotem Sandstein erbaute _Jahangir Mahal_ (oder _Akbar-Palast_) am Südende der übrigen Bauten ist gut erneuert und hat prächtige Sandsteinornamente. -- Nahe vor dem Delhi Gate nw. jenseit der Bahn liegt die _Hauptmoschee_ (_Jama Masjid_), erbaut 1644 vom Schah Jahan zu Ehren seiner Tochter Jahanara; nördl. davon die _Kalan Masjid_, älteste Moschee in Agra. -- Von da fahre man über die Eisenbahnbrücke nach dem prachtvollen *_Mausoleum von I'timad-ud-daulah_, einem reichgeschmückten weißen Marmorbau mit Mittelkuppel und vier Ecktürmen mitten in herrlichem Park; es enthält sieben Gräber, in der Mitte das des Wesirs Ghiyas Beg, Schwiegervaters Schah Jahangirs und Vaters der Nur Jahan. -- Die Hauptsehenswürdigkeit Agras (etwa 3 km sö. von den Gasthöfen) ist der **=Taj Mahal= (kurz _Tadsch_ oder _Tadschmahal_ = Kronpalast, eigentlich _Taj bibi ka Roza_ = Grab der Kronendame), »ein Traum in Marmor«, am r. Ufer der Jumna; es ist das aus weißem Marmor ausgeführte und auf einer 18 m hohen Plattform ruhende _Mausoleum Schah Jahans_ (regierte 1628-58) und seiner Lieblingsgattin Mumtaz-i-Mahal (Stolz des Palastes, gest. 1629), mit weithin sichtbarer Kuppel von 18,8 m Durchmesser, woran 20000 Arbeiter 22 Jahre unter Leitung des Baumeisters Austin von Bordeaux gearbeitet haben sollen. Der Taj ist vielleicht das schönste und stimmungsvollste Denkmal ganz Indiens und gilt für edler als die Alhambra und andre berühmte maurische Bauten. Im Innern, umschlossen von einem zart in Marmor ausgeführten Gitterwerk, stehen zwei Kenotaphe, die wie die Wände reich mit Blumen aus kostbaren Steinen und mit anmutigen Ornamenten geschmückt sind. Umgeben ist das Gebäude von einem prachtvollen Garten, in dem herrliche Zypressen und ein langes, geradliniges Wasserbecken mit vielen Springbrunnen liegen.
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Der Eingang zum Taj ist durch das _Taj Ganj Gate_, das zu dem prächtigen großen *Torweg (_Great Gateway_) des Gartenhofs führt (mit 26 Marmorkuppeln!); außerhalb eine schöne Karawanserei und andre Gebäude aus rotem Sandstein. Es ist dringend zu empfehlen, den Taj mehrmals, und womöglich einmal bei Mondschein, zu besuchen. NB. Die Hotels wissen die Zeiten, wann der Taj bis Mitternacht geöffnet bleibt! Im Mausoleum beten und bringen Blumen zu den Sarkophagen Vertreter aller Religionen Indiens, Hindus, Buddhisten, Mohammedaner und Parsi. =Ausflüge=: 1) Nach =Sikandarah=, mit Wagen in 3/4 St. Man fährt durch die Eingebornenstadt, vorbei am _Central Jail_ (Hauptgefängnis; Besichtigung der Teppichwebereien der Gefangenen empfehlenswert, man schicke seine Karte dem Inspektor), dann etwa 6 km nw. Der Weg führt an vielen Gräbern vorbei; in Sikandarah liegt das _Mausoleum Begum Miriam_, der angeblich christlichen Frau Maria des Kaisers Akbar, ein zweistöckiger roter, zurzeit recht verwahrloster Sandsteinbau; im Unterstock 40 Kammern, im Oberstock ein weißer Marmorkenotaph. Ein prachtvolles Tor aus rotem Sandstein, mit Einlagen von weißem Marmor führt zum *_Grabe Akbars_; von den Minarets zu Seiten des Tores schöne Aussicht bis nach Fatehpur-Sikri. Ein breiter Weg führt zum Mausoleum, einem vierstöckigen Pyramidenbau, die untern drei Stockwerke von rotem Sandstein, das oberste aus weißem Marmor; auf der Plattform steht der weiße Marmorkenotaph genau über der Stelle, wo unten im Kellergeschoß sein Sarkophag, umgeben von andern Gräbern, steht. Am Nordende des *Kenotaphs eine 1 m hohe *Marmorsäule, auf der lange Zeit der berühmte Diamant »Koh-i-Nur« lag, bis ihn der persische Eroberer Nadir Schah raubte (jetzt gehört er zum britischen Kronschatz). -- In einem modernen Hause in Sikandarah befindet sich ein _Waisenhaus_. Man tut besser, Sikandarah früher als den Taj zu besuchen. 2) Westwärts nach (38 km) *=Fatehpur-Sikri= (_Dâk Bungalow_, neu und groß, mit guter Verpflegung, für längern Aufenthalt eingerichtet; für kurzen Aufenthalt Frühstückskorb vom Hotel mitnehmen!) mit Wagen (25 Rup. in 3-1/2 St.) oder Automobil (45 Rup., einzelne Sitze bei Fahrten, die das Hotel unternimmt, 10 Rup., in 1 St.) auf guter, schattiger Landstraße, von Akbar d. Gr. angelegt, wie die alte verlassene Residenzstadt selbst, deren Paläste noch sehr gut erhalten sind. Durch das Agra-Tor einfahrend, sieht man r. von der Straße die alte Münze, gegenüber die Schatzkammer, dann fährt man in den Kaiserpalast hinein, vor den _Diwan-i-Am_; l. liegen die Räume der Sultana und daneben der Dâk Bungalow (wo man auf Wunsch meistens auch einen Führer erhält); gegenüber sind türkische Bäder.
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In der NO.-Ecke des Palastes ist das Haus der türkischen Königin; am Nordende des Hofs eine schöne Privataudienzhalle _Diwan-i-Khas_, südl. davon der _Panch Mahal_ (ein »Damenheim« oder Zenana) und sw. von diesem das kleine _Haus der Miriam_ (Akbars angeblich christlicher Gattin, einer Prinzessin von Jaipur) mit Garten und Bad; westl. davon das geschmackvolle _Birbal's Haus_. Ferner sind zu erwähnen der Turm _Harem (Hiran) Minar_, mit steinernen Elefantenzähnen geziert, über den Gräbern des kaiserlichen Lieblingselefanten, und die Grabmoschee (weißer Marmor in rotem Sandstein) des heil. *_Salim Chistis_ in der Nähe des großen _Siegestors_ und dieses selbst. 3) Südwärts nach *=Gwalior=; von _Agra Road Station_ mit der _Indian Midland Railway_ durch steiniges, hügeliges Gebiet, die nördl. Ausläufer des Malwaplateaus, das schon zum Dekhan gerechnet werden muß, über (35 M) _Dholpur_ und 6 km weiter südl. über eine schöne Brücke aus rotem Sandstein über den Fluß _Chambal_ (_Chumbul_) nach (76 M, 122 km) *=Gwalior= (161 m; _Gwalior Hotel_ [von einem Parsen geführt], außerdem staatliches Fremdenhaus _Musafir Khana_, in dem Unterkunft nur bei Empfehlung und Vorausbestellung zu haben ist. Reitelefanten durch Hotelmanager zu bestellen, Bakschisch an den Führer. Droschken, mäßig, zu haben [im Notfall Sänfte nehmen]), Hauptstadt des Vasallenstaats der Mahratten, hat mit der neuen Garnisonstadt _Lashkar_ 89154 Einw. (5/6 Hindu, 1/6 Mohammedaner), liegt in einer Flußebene zwischen den Ausläufern des Malwaplateaus und hat schmutzige Häuser. Vor den Toren der alten Stadt steht die schöne Hauptmoschee _Jama Masjid_; in der Stadt der prachtvolle *_Palast des Maharadschah_ (einer der schönsten in Indien) sowie mehrere Dschaintempel. Die berühmte *=Festung Gwalior= erhebt sich auf einem 110 m hohen senkrechten Sandsteinfelsen (oben 1900 m lang und 600 m breit) an der Westseite der Stadt; sie ist noch jetzt eine der stärksten Indiens. Am NO.-Ende die sechstürmige Zitadelle. Im Innern der Festung sind Acker und Wasserbecken, für 15000 Mann Besatzung ausreichend. Wahrscheinlich wurde sie 275 n. Chr. gegründet von Suraj Sen, der den Sonnentempel baute; jahrhundertelang war die Feste Herrschersitz, viel bestürmt und selten erobert. Englische Truppen nahmen die Festung 1803, 1844 und 1858; 1886 wurde sie an den Maharadschah übergeben. Zum Besuch der Feste ist keine Erlaubnis erforderlich, man schreibt sich ins Fremdenbuch am Eingang ein; der Leiter (»Keeper«) des Fremdenhauses (Musafir Khana) sorgt für Bereitstellung des Elefanten, falls der Maharadschah geneigt ist, solchen für Besucher zur Verfügung zu stellen.
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Vom Fremdenhaus fährt man bis zum Fuße der Feste, dort wartet dann der Elefant für den steilen Aufstieg. Ein steiler Weg führt durch folgende sechs Tore in die Feste: _Alamgiri Gate_ (das nördlichste Tor, 1660 erbaut), *_Badalgarh_ (oder _Hindola_) _Gate_, ein schöner Hindubau; r. steht dicht unter dem Felsen der Festung der _Gujari Mahal_, Schloß der Königin von Man Sing, schon sehr verfallen; _Bhairon_ (oder _Bansur_) _Gate_, 1485 erbaut; dann das _Ganesh Gate_ mit dem Taubenhaus (_Kabutarkhana_) davor und einem Hindutempel daneben; nun vorbei an dem Felsentempel _Chatar-bhuj-mandir_ (erbaut 876), ein Wischnuheiligtum mit Wasserteich (in dessen Nähe sehr alte Skulpturen), durch das _Lakhshman Gate_ weiter hinauf längs der Ostseite der Paläste zum »Elefantentor« _Hathiya Pol_ (_Paur_), neben dem das _Hawa Gate_ in den _Man Singh Mandir_ führt, der, 1486-1516 erbaut, bunte Mosaikwände hat. Nördl. schließen sich noch vier Paläste an: _Vikram Mandir_, _Karan Mandir_, _Jahangiri Mahal_ und _Shah Jahan Mahal_ am Nordende der Feste. Von den elf Hindutempeln der Feste ist der mittelste, _Teli-ka-Mandir_ (Anfang des 12. Jahrh.), der sehenswerteste; er ist dem Schiwakult gewidmet, auf höchster Berghöhe mit prächtiger *Aussicht erbaut und um 1880 wiederhergestellt. -- Die Felsenskulpturen an den Abhängen der Feste, besonders die südwestl. Gruppe in der Schlucht _Urwahi_, sind ebenfalls sehr sehenswert, weil einzig in ihrer Art in ganz Nordindien; die meisten Skulpturen, im 13. Jahrh. hergestellt (laut Inschrift aus den Jahren 1440, 1453, 1497 etc.), wurden unter dem ersten Großmogul Babar zum Teil stark beschädigt. Es sind fünf Gruppen. Das durchfahrene Gebiet gehört zu den reichsten Kulturgebieten Indiens; Audh, der Ostteil der »Vereinigten Provinzen«, ist schon so weit in Kultur genommen, daß die Wälder großenteils (außer im nördl. Randgebiet gegen den Himalajastaat Nepal hin) verschwunden sind und mit ihnen auch viele wilde Tiere, wie der Tiger. Dabei hat das Land, das großenteils von Natur genügend befeuchtet ist (der künstlich bewässerte Anteil des Kulturlandes wird, je weiter ostwärts, um so kleiner), schon ganz tropischen Charakter. C. Von Agra über Cawnpore, Lucknow und Allahabad nach Benares. =Eisenbahn=: Agra-Cawnpore in 5-1/2 St.; Cawnpore-Lucknow in 2 St.; Lucknow-Allahabad in 5-1/2 St.; Allahabad-Benares in 3-1/2 St.; Agra-Allahabad in 9 St. Von _Agra Fort Station_ (S. 83) mit der East Indian Railway (am besten mit Nachtzug, der etwa 3/4-12 Uhr abfährt) über die prächtige Jumna-Brücke mit 16 Bogen nach (15 M) _Tundla_; dort meist umsteigen in den von Delhi kommenden Zug, dann östl. weiter über _Ferozabad_ nach (72 M) Stat.
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=Etawah=, _Itawah_ (Bahnwirtschaft mit Gastzimmer; _Dâk Bungalow_, 1 km vom Bahnhof), Stadt mit 40000 Einw. in malerischer Lage zwischen Schluchten und Abhängen am Nordufer der Jumna, mit schöner Hauptmoschee; *Aussicht vom teilweise zerstörten Fort auf dem Hügel über der Stadt; unterhalb vom *_Fort Bathing Gats_ am Flußufer. -- Die Bahn erreicht im weitern Verlaufe das rechte Gangesufer bei (158 M, 254 km) Stat. =Cawnpore=, _Khanpur_ (Bahnwirtsch., gut; _Civil and Military Hotel_, gut; _Empress Hotel_, Pens. 7-9 Rup.; _Victoria Hotel_; die _Bank of Bengal_ und die _National Bank of India Ltd._ sind Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, letztere auch der Deutschen Bank; _Droschken_ nach Tarif), Knotenpunkt von fünf Bahnlinien und an der untern Einmündungsstelle des östl. Gangeskanals in den Ganges gelegen, mit enger, schmutziger Eingebornenstadt von 197170 Einw. (1/4 Mohammedaner), wo auf den Basaren gute Früchte, Leder- und Juwelierarbeiten feilgehalten werden und interessantes Leben und Treiben herrscht. Die Stadt ist ohne andre Sehenswürdigkeiten als solche, die an den Aufstand erinnern; in Cawnpore ließ Nana-Sahib im Mai und Juni 1857: 446 englische Soldaten, Frauen und Kinder hinmorden, wofür die Engländer im November weit blutigere Rache nahmen. Wo General Wheeler sich gegen Nana-Sahib verschanzt hatte, steht die _Memorial Church_; etwa 3 km nördl. liegt nahe dem Gangesufer der _Memorial Garden_ mit _Gedächtnisbrunnen_, in dessen Mitte ein Friedensengel (von Marochetti) aus Marmor. =Seitentour.= Von Cawnpore mit der Indian Midland Railway oder mit einer Zweiglinie der Oudh and Rohilkhand Railway über die Ganges-Eisenbahnbrücke durch die reichbebaute Ebene von Audh nach (44 M, 71 km) Stat. =Lucknow= oder =Lakhnau= (122 m; Bahnwirtschaft; _Wutzler's Royal Hotel_ [Bes. Deutscher], eins der besten in Indien, 2-1/4 km vom Bahnhof; _Savoy and Imperial Hotel_, Abbott Road, Pens. 7 Rup.; _Civil and Military Hotel_; _Prince of Wales Hotel_; mehrere Klubs; _Bank of Bengal_, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft; _Droschken_ nach Tarif), Knotenpunkt von 6 Bahnlinien, Stadt mit 264049 Einw. (1/3 Mohammedaner), am _Gumti_, einem schiffbaren l. Nebenflusse des Ganges; großstädtisches Leben, aber weniger sehenswert als Delhi und Agra. Auch die großen Prachtbauten von Lucknow sind architektonisch dürftig; von Engländern ebenso wie Cawnpore nur wegen der Ruinen und Gedächtnisstellen aus der Aufstandszeit (es wurden hier 2000 Engländer getötet) besucht. -- _=Rundfahrt=_: Nw. von der _Residency_, den Regierungsgebäuden, liegt im _Machhi Bhawan Fort_ die interessante große Halle _Great Imambarah_ in altem Palast, jetzt Zeughaus; man gelangt dann über die _Iron Bridge_ zum Lichttempel _Hussainabad_, der nur von außen sehenswert ist.
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In der Nähe der interessante _Kaisar Bagh_ (Kaisergarten mit Palästen). In der Stadt sind die Basare, besonders der _Nakhkhas_ oder Vogelbasar, sehenswert. Filigran- und Goldschmiedearbeiten, Pfeifenmacher, Tonfiguren. Auch die Elefantenställe der Regierung sind sehenswert sowie das Museum (bis 3-1/2 Uhr offen; Fr. geschlossen) mit buddhistischen Reliquien aus Muttra (S. 83) etc., und viele schöne Gärten. Von _Cawnpore_ weiter mit der »East Indian Railway« sö. nach (277 M, 445 km) =Allahabad= (61 m; _Kellner's Rooms_, am Bahnhof, mit guter Schlafgelegenheit, Chota-hazri im Zimmer, andre Mahlzeiten in der Bahnwirtsch.; _Laurie's Great Northern Hotel_, Pens. 6 Rup.; _Central Hotel_; _Bank of Bengal_, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft; _Droschken_ nach Tarif; die Zeitung »_Pioneer_« ist eine der wichtigsten in Indien, »_Pioneer Mail_« Wochenausgabe für Europa). Besuch von Allahabad ist nur bei reichlicher Zeit zu empfehlen; Benares, Agra und Delhi bieten weit mehr indische Kulturbilder. =Geschichtliches.= Allahabad kommt um 250 v. Chr. unter dem Namen _Prayâga_ (»Opferstätte«) vor. Akbar baute 1572 hier sein Fort _Ilâhabâs_, das Schah Jahan I. (1632-56) dann Allahabad (»Stadt Gottes«) nannte. Die Stadt gehörte zum Reiche des Großmoguls, bis sie 1753 durch den Wesir Safter Jang von Audh erobert ward. Aber schon 1765 wurde sie von den Briten besetzt und dem Großmogul Schah Alam zur Residenz angewiesen. Nachdem dieser 1771 Allahabad verlassen hatte, überließen es die Engländer durch den Vertrag vom Jahre 1773 dem Naib von Audh, der es endlich an die Ostindische Kompanie abtrat. Die Stadt _Allahabad_, Hauptstadt der Nordwestprovinzen, mit 172032 Einw. (etwa 2/3 Hindu, 1/3 Mohammedaner, 6000 Christen), liegt auf der Landzunge an der Mündung der Jumna in den Ganges, an deren Spitze das große, von Akbar erbaute, von den Briten umgestaltete _Fort_ liegt (Besichtigung nur mit Erlaubnis der Militärbehörde; längere Wagenfahrt dazu erforderlich); es umschließt Kasernen, Pulvermagazin, Arsenal für 30000 Mann, die berühmte Säule des _Asoka_ (240 v. Chr.), einen unterirdischen Tempel mit dem ewigen Feigen- oder Banyanbaum. Allahabad besteht aus dem engen Eingebornenviertel mit ärmlichen Lehmhütten neben prächtigen Palästen und dem schönen, gartenreichen europäischen Viertel. Hervorragende Bauten hat die Stadt wenige, z. B. den Palast des Gouverneurs, Kasernen, Verwaltungs- und Gerichtsgebäude, die Große Moschee, das Serail von Khusru zur unentgeltlichen Aufnahme von Reisenden, den _Khusru Bagh_ (mit malerischem, hohem Festungstor, durch das man in die gepflegten Gärten mit drei Mausoleen gelangt), katholische und anglikanische Kirche, Bibliothek und Museum, Stadthaus, das Muir Central College, das große Zentralgefängnis zu Náini.
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Allahabad ist berühmter Wallfahrtsort, wo sich, um im Ganges zu baden, im Dezember und Januar 250000, alle 12 Jahre aber eine Million Pilger versammeln. Dann wird hier die _Magh Mela_, eine religiöse uralte Messe, abgehalten. Mit der Bahn über (363 M) _Mughalo Sarai Junction Station_ (Speiseraum im Bahnhof), hier umsteigen! Dann über die fast 1,5 km lange Stahlbrücke über den Ganges nach (373 M, 560 km) _Benares_ (82 m). Benares. Vgl. den Plan S. 91. =Ankunft= auf _Cantonment Station_ der Oudh and Rohilkhand Railway; auch direkt von _Lucknow_ (S. 88) über (88 M) _Fyzabad_ und (118 M) _Jampur_ nach (199 M, 320 km) _Benares_; letztere Strecke ist etwa 88 km kürzer. =Gasthöfe= (beide liegen 4,5 km landeinwärts vom Ganges und von der Eingebornenstadt): _Clark's Hotel_, 25 Z., Pens. von 7 Rup. an, gelobt; _Hôtel de Paris_, 60 Z., gelobt; beide Hotels mit Garten.--=Bank=: _Bank of Bengal_, Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft. --=Führer= zum Besuch der Eingebornenstadt und Basare sind unentbehrlich wegen der engen, wirren Straßen.--=Wagen= besorgt das Hotel, Zweispänner 8 Rup. für 1, 4 Rup. für 1/2 Tag; _Droschken_ nach Tarif; empfohlenen Fremden stellt zuweilen der Maharadschah von Vijayanagrum seinen Staatswagen.--=Kuriositäten=: Seidenstickereien, Schals, Messinggefäße, indische Nippsachen, Malereien, Goldschmiedearbeiten in den Basaren der Eingebornenstadt. =Geschichtliches.= Benares war schon im 6. Jahrh. v. Chr. der Mittelpunkt der Religion des Buddha, der hier zuerst »das Rad seiner Lehre drehte«, was durch eine riesige Stûpa (Reliquienbehälter) 5 km nördl. von Benares der Nachwelt überliefert wurde. Später, nach dem Untergang des indischen Buddhismus, war es einer der Hauptsitze des Brahmanismus und wurde dann nach seiner Einnahme durch die Mogulkaiser (1194) 600 Jahre lang von Mohammedanern beherrscht. Diese vermochten den Brahmanismus nicht ganz zu unterdrücken, der sich seit dem 18. Jahrhundert, nach dem Sturz der Herrschaft der Großmoguln, rasch von neuem erhob und heute in Benares wieder eine der Hauptpflegestätten brahmanischer Philosophie verehrt. So ist Benares durch die Mannigfaltigkeit der in seinen Mauern gepflegten Religionen wie seiner Denkmäler religiöser Baukunst eine der merkwürdigsten Städte der Erde geworden: Buddhismus, Brahmanismus und Islam haben ihre Andachtsstätten hier errichtet, Brahmanismus (Hindu-Religion) und Islam blühen noch heute, dazu der Schiwa-Kult, der in ziemlich starkem Gegensatze zum Brahmanismus steht, da seine Anhänger (die Lingaiten, nach dem Symbol des Schiwa, dem Lingam, genannt) die Vorrechte der Brahmanen verwerfen, und schließlich die Sekte der Dschain, die ebenso alt wie der Buddhismus ist und diesem in mancher Hinsicht ähnelt. =Zeiteinteilung.= 1.
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Tag: Vor Sonnenaufgang Stromfahrt auf dem Ganges vom Dasaswamedh Ghat aufwärts mit Besichtigung der Leichenverbrennungsstätte Manikarnika Ghat, der Aurangzeb-Moschee und des nur vom Boot aus besuchbaren Nepalese-Tempels (Boot für 2 St. 3 Rup.--Frühstück mitnehmen). Nach Frühstück mit Boot zum Affentempel, Goldenen Tempel, kleine Aurangzeb-Moschee, andere Tempel, den _Brass Market_ (Messingarbeiten sind Spezialität von Benares). Dann Lunch im Hotel; nachher Fahrt nach Sarnath (Museum).--2. Tag: Droschkenfahrt zum Kuhtempel Annapurna, dann verschiedene Tempel, Brunnen des Wissens, Anand-Bagh-Garten, Annie Besant's Hindu College (theosophische Gesellschaft), Basare in der Eingebornenstadt.--Nm. Fahrt nach Belipur, Spazierfahrt im englischen Viertel. [Illustration: Plan von Benares.] _Benares_ (82 m), _Banaras_, _Warânasi_ (»im Besitz des besten Wassers«, früher auch _Kasi_ genannt), Bezirkshauptstadt mit 209331 Einw. (vorwiegend Hindu), ist seit 2-1/2 Jahrtausenden Hauptsitz brahmanischer Gelehrsamkeit und als heiligste Stadt der Hindu der besuchteste indische Wallfahrtsort. Viele reiche Hindu haben sich hier Paläste erbaut, wo sie ihre letzten Tage hinbringen; wer in der heiligen Stadt in der Gunst der Brahmanen stirbt, ist sicher, unmittelbar in den Schoß der Gottheit aufgenommen zu werden. Täglich pilgern Tausende, an Festtagen Hunderttausende hierher, um im Ganges Gebete und Waschungen zu verrichten oder Krüge mit dem Wasser des heiligen Stromes zu füllen, das bis zur Südspitze Indiens getragen wird; seine Versendung ist ein wichtiger Industriezweig. Kranke lassen sich hierhertragen, um angesichts des heiligen Stromes zu sterben. Benares hat 1454 meist kleine Hindutempel, 272 Moscheen, mehrere Dschaintempel, einen buddhistischen Tempel. NB. _Eintritt in alle Tempel, außer Affentempel und Kuhtempel, ist Europäern verboten!_ Die prächtigste Ansicht gewährt die Stadt von dem 540-780 m breiten Ganges aus, an dessen weitem Bogen sie sich hinzieht. Alle andern Gebäude überragt die _Moschee Aurangzebs_ mit ihren schlanken, 35 m hohen Minarets. Ein mächtiger Bau ist auch die 1693 errichtete Sternwarte (s. unten). Zwischen Paläste und Tempel drängen sich elende Hütten, das Innere der Stadt ist ein Gewirr enger, schmutziger Gassen. Das saubere englische Viertel (_Sikraul_) enthält eine Kirche, ein Hospital, Kasernen, 3 höhere Schulen, 3 englische Missionsanstalten, eine Bank. Die durch den Fremdenverkehr geförderte Industrie erzeugt Seidenstoffe, Schals, Gold- und Silberstickereien, Juwelierwaren, Messinggefäße (berühmt auf dem Messingmarkt, _Brass market_), Lackwaren. Der Handel, unterstützt durch Dampfschiffahrt auf dem Ganges und die Bahnen, vertreibt heimischen Zucker, Indigo, Salpeter und führt europäische Waren ein. Benares enthält eine höhere Hindu- und eine höhere Sanskritschule, das Benaresinstitut, eine Gesellschaft meist eingeborner Männer, und die Carmichael-Bibliothek.
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Die Stadt zeigt das indische Leben unverfälscht; _Hans Meyer_ sagt von Benares: »Da ist der unfaßbare Wust bizarrer Häuser und Häuschen. Da sind die Hunderte und aber Hunderte von wunderlichen Tempeln mit Kuppeln, Pagoden, Götzenfratzen, Rüsselschnörkeleien, mit farbigen, silbernen, kupfernen und goldenen Anhängseln und Bedachungen. Da sind die massiven, aus dem Strom aufsteigenden Paläste der einheimischen Prinzen und Radschas, da tobt und windet sich die endlose Menschenmenge aus dem Gewühl enger Gassen nach dem heiligen Fluß und zurück ... --Heilige Stiere wandeln an den Häuserreihen entlang und setzen die Gemüsekrämer in Schrecken, Affen sitzen auf den Sonnenzelten u. Dachgesimsen, schreiend, fressend oder spielend, unter Tamburin- und Schellenbegleitung werden Götzen auf Tragbahren herumgeschleppt, feierlichen Aufzügen begegnet man in jeder Straße.« An Festtagen ist das Menschengewühl beängstigend: trotz der Scheu der Hindu vor Europäern empfiehlt es sich, einen indischen Schutzmann (gegen guten Bakschisch) zur Begleitung mitzunehmen und keine Innenräume der Tempel zu betreten. _=Rundfahrt=_ durch die _Eingebornenstadt_, 3 km vom englischen Viertel. Man kann über _Belipur_ fahren und dort den _Palast des Maharadschah von Vijayanagrum_ besichtigen, falls Erlaubnis erteilt wird; *Aussicht vom Terrassendach des Palastes über den Ganges; man sieht Aurangzebs Moschee und den Goldenen Tempel. Dicht beim Palast liegen Dschain-Tempel.--Etwa 1 km südl. vom Palast liegt der _Durga-Tempel_, der finstern Gattin Schiwas geweiht, die täglich blutige Opfer (früher Menschen, jetzt Ziegen) fordert, *=Affentempel= genannt, weil darin die heiligen Hum-man (Semnopithecus entellus) zu Hunderten hausen; der Tempel aus rotem Stein mit gelben Ornamenten ist umgeben von hohen Mauern; im Haupteingang ein Raum mit Musikinstrumenten: Glocken, Trommeln, Tamtams u.
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a.; neben dem Tempel ein schöner Wasserbehälter.-- Man fahre bis zum _Dasaswamedh Ghat_, eine der heiligsten Pilgerstätten von Benares (»Ghât« sind die mit Tempeln, Palästen, Pavillons und Badeplätzen eingefaßten langen Badetreppen, die zum Gangesufer führen), wo Brahma zehn Pferde geopfert haben soll.-- In der Nähe die =Sternwarte=, ein schöner Bau mit seltsamen Instrumenten (darunter ein Mauerquadrant Bhittiyantra, zwei große Steinkreise, zwei Samrat Yantra zur Bestimmung der Polhöhe, ein Chakrayantra zur Bestimmung der Deklination, ein Digamsayantra zur Azimutbestimmung).--Auf dem Wege zum Dasaswamedh Ghat liegt der Tempel des Regengottes _Dalbhyeswar_, dessen Abbild in einen Wasserbehälter versenkt wird, solange der Gott seine Pflicht versäumt; seine Gefährtin _Sitala_ heilt die Blattern.--Am bequemsten steigt man vom Dasaswamedh Ghat in ein Boot (flacher Prahm mit Stühlen, von etwa sechs Mann gerudert) und läßt sich zunächst eine Strecke stromauf rudern, um die etwa zwei Dutzend Ghats oberhalb von Dasaswamedh Ghat vom Strom aus zu betrachten; unter ihnen gehört das _Asi Ghat_ (das äußerste stromaufwärts, 1. von oben) ebenfalls zu einer der fünf heiligsten Pilgerstätten in Benares. Eins der schönsten und besuchtesten ist das _Shivala Ghat_ (6. von oben); viele _Yogin_ (Dschogin), d. h. brahmanische Büßer (meist mit den Fakiren, den indisch-mohammedanischen Büßern verwechselt), sieht man auf den Badetreppen, deren Bußübungen schon in den Sanskritwerken beschrieben und angeordnet sind. Beim _Machan Ghat_ (9. von oben) ist eine Leichenverbrennungsstätte, die aber weniger berühmt als die unten beschriebene beim Manikarnika Ghat ist.--Beim _Kedar Ghat_ (11. von oben) liegt der _Kedarnath-Tempel_ mit vielen Heiligtümern, dem Brunnen _Gauri Kund_ und dem _Mansarovar_-Wasserbehälter, umgeben von 60 Heiligenschreinen. Beim _Chauki Ghat_ (12. von oben) werden unter einem Pippalbaum Schlangen verehrt; viele Schlangenbilder ringsum.--Die Stufen des (13. von oben) _Chatr Ghat_ oder _Rajah Ghat_ führen zu einem großen Rasthause für Fremde, vom _Rajah Amrita Rao_ erbaut.--Beim _Komeshwar Ghat_ (14. von oben) steht der _Mondtempel_, der jede Krankheit heilt. Eine der ältesten Badetreppen ist _Chausathi Ghat_ (20. von oben); die malerischste ist das _Munshi Ghat_ (22. von oben) mit schönem Bau am obern Ende. _Dasaswamedh Ghat_ (s. oben) ist das 25. von oben, stromabwärts daneben liegt _Man Nandat Ghat_. Wenn Zeit, oder bei zweiter Fahrt fahre man stromabwärts längs der untern Hälfte der Ghats bis zur Schiffbrücke. [Hand]_=Zur Beachtung=_: Unmittelbar vor Sonnenaufgang ist die Stromfahrt am lohnendsten, weil dann das Baden und Beten der Büßer und Pilger am lebhaftesten ist, während Vm. die Ghats von Händlern mit Blumen, Obst, Futter (für die heiligen Kühe) etc.
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besetzt sind. Bei Sonnenaufgang steigen zahllose Brahmanenpriester ins Wasser, dann folgen die Pilger und daran schließen sich Andachten vor den Priestern an; alles feierlich und schön, auch das züchtige Baden der Hindumädchen. Beim _Bachhraj Ghat_ (27. von oben) ist ein _Shivala-Götzenbild_, daneben ein Hundebild; ein Brahmane mit Pfauenwedel beschützt durch sein Wedeln die Besucher vor bösen Geistern und fordert dafür Opfergeld. In der Nähe werden täglich Hunde gefüttert, an Festtagen mit Butterkuchen und Zucker. Vom _Mir Ghat_ (28. von oben) aus kann man nur zu Boot den _Nepalese-Tempel_ besuchen; malerisch, aber mit sehr derb-naturalistischen Schnitzereien; viel von Frauen besucht, um Nachkommenschaft zu erbitten. Hinter dem Tempel eine sehenswerte Ringkämpferschule.--Zwischen _Lalita Ghat_ und _Jal Sain Ghat_ (31. von oben) liegt der berühmte =Goldene Tempel=, dem _Bisheshwar_ (Bisheshwar = Herr der Welt) geweiht, einer der ältesten und wichtigsten Tempel für den Lingam-(= Phallus-)Kult zur Ehre Schiwas, dessen Kuppeln mit dünnem Goldblech gedeckt sind, der aber leider in Gassen und Mauern eingebaut ist. Gegenüber dem Eingang verkauft ein Priester Opferblumen; man gebe Bakschisch, wenn er Blumen oder andres als Geschenk überreicht. Der Bisheshwar-Tempel gilt als der heiligste Hindutempel in Indien, weil er an der Stelle steht, wo das Gangeswasser am heiligsten ist.--Neben dem goldenen Turme des Bisheshwar-Tempels steht der rote, kegelspitze _Mahadeo-Tempel_, umgeben von zahlreichen kleinen Spitzkuppeln, _Sikras_ oder _Vimanas_ genannt, wie sie bei Hindutempeln häufig sind. Zwischen beiden Tempeln hängen neun prächtige Glocken an steinernem Rahmenwerk. Im Hofe auf einer Plattform stehen aufrechte, ziemlich formlose Steinklötze (Lingam), uralte Gegenstände der Anbetung. --Im Viereck zwischen dem Goldenen Tempel und der schönen *=Aurangzeb-Moschee= (*Aussicht von den Minarets, eine steile Mitteltreppe führt bis zum Dache) liegt auch die kleine _Aurangzeb-Moschee_ und der *_Brunnen des Wissens_, _Gyan Kup_, in dem Schiwa sitzen soll; ein Götzenbild soll von einem Priester hineingeworfen sein, daher riesiger Pilgerzustrom zu dem stinkigen Wasser; man hüte sich, in das Gedränge von Pilgern, Frauen und Kühen auf der Plattform des Brunnens zu kommen. Interessante Pilgerbräuche sind beim Brunnen zu beobachten. Der Blick in den Brunnen ist nur Hindu erlaubt, und nur barfuß.-- Dicht außerhalb des Goldenen Tempels ist der _Sanichar-Schrein_ und einige Schritte weiter der Tempel der Nahrung spendenden Göttin _Annapurna_, bei dem sich viele lästige Bettler aufhalten; je ein Schrein des Tempels ist der Sonne, dem Elefanten- und Glücksgotte Ganesh, dem Gauri Shankar und dem Affengotte Hanuman geweiht.
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--Zwischen diesem Tempel und dem Weissagungstempel, _Sakhi Vinayak_, ist ein seltsames rotes Standbild von Ganesh mit silbernen Händen und Rüssel auf einer Plattform.--Eins der fünf größten Heiligtümer von Benares, von Hindupilgern stets besucht (am stärksten im November), ist das *=Manikarnika Ghat= (33. von oben); über seiner Treppenflucht steht der _Manikarnika-Brunnen_, voll fauliger Blumenopfer zum Himmel stinkend, aber von Millionen Pilgern jährlich besucht.--Daneben steht der _Tarkeshwara-Tempel_ und an dessen Wasserseite die größte _Leichenverbrennungsstätte von Benares_ (Anblick und Geruch für schwache Nerven nicht zu empfehlen!), wo ohne Feierlichkeit die Leichen zunächst ans Ufer mit den Füßen ins Wasser gelegt werden, dann von den Angehörigen der (oft nur kleine) Scheiterhaufen errichtet wird. Sechs Mann der untersten Kaste (Domra, die aber reich werden wegen ihres Monopols des Scheiterhaufenansteckens, wofür sie bis 1000 Rup. Abgabe erhalten) heben auf Bambusstangen den Toten aus dem Fluß, einer flößt ihm den letzten Trunk Gangeswasser ein, dann wird er auf den Scheiterhaufen gelegt und dieser angezündet. Während das Feuer brennt, werden die Körperteile nach Bedarf mit Bambusstangen ins Feuer gestoßen; schließlich wird die Asche, oft auch nur halbverkohlte Stücke, in den Fluß geworfen. Totenkult kennt der Brahmane nicht, die Leiche ist ihm nur unreiner Stoff, der zur Läuterung der Seele von den Elementen vernichtet werden muß. Trotz der Leichenwäsche baden und trinken die Hindu unmittelbar stromabwärts davon im Fluß, weil die Stelle als besonders heilig gilt. Weiter stromabwärts liegt das allmählich sinkende _Sindhia's Ghat_ (34. von oben); groß und schön ist _Ghosla Ghat_ (37. von oben).-- Oberhalb _Panchganga Ghat_ (39. von oben) erhebt sich die stolze _Aurangzeb-Moschee_ (S. 94), mit zwei Minarets.--Viele heilige Kühe benutzen das _Gai Ghat_ (42. von oben), wo auch ein steinernes Kuhstandbild steht.--Nebenan das _Trilochana Ghat_ soll zwischen seinen Türmchen besonders heiliges Wasser haben.--Das unterste (47.) ist das _Raj Ghat_, neben der Schiffbrücke.--Von da kann man zu Wagen noch den _Palast Nandeshwar Kothi_ des Maharadschah von Benares (mit hübschem Garten) auf der Rückfahrt durch Grand Trunk Road sehen (historisch merkwürdig). Vom Affentempel (S. 92) fahre man, falls Zeit genug, in den =Anand-Bagh-Garten=, wo im 19. Jahrh. der Heilige von Benares, _Swami Saraswati_, lebte, dessen Schüler, gelehrte Panditen, die zu seinen Ehren errichtete _Sanskritschule_ leiten.--Das =Hindu College=, wo Frau Annie Besant ihre Theosophie unter jungen Hindu-Mystikern verbreitete, ist des Besuchs wert; es ist in einem Palast des Maharadschah von Benares.--Auch das christliche _Missionswaisenhaus_ (von einer Deutschen geleitet) wird manchem sehenswert sein.
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=Ausflüge=: 1) Nach =Sarnath=, 6,5 km nördl. von Benares, der Stätte, wo die alte Stadt Benares stand und Buddha lehrte; der Weg führt über die Barnabrücke und längs der Ghazipur Road bis zum 3. Meilenstein, dann l.; bald kommen zwei Türme, einer auf einem Hügel, in Sicht. Ein Turm (39 m hoch) liegt in einem frühern Wildpark, wo Buddha mit seinen fünf Jüngern im Beginn seiner Lehrtätigkeit lebte und später (im 11. Jahrh.) ein großes buddhistisches Kloster stand; er ist von Asoka als _Tope_ oder _Dhamek Stûpa_ erbaut und enthält im Innern Buddhabilder und Reliquien; er gilt als besterhaltener Tope in Bengalen. Nicht weit davon ein zweiter Turm (33 m hoch), ebenfalls eine ehemalige Stûpa.--Westl. von Dhamek Stûpa liegt ein Dschaintempel, bei dessen Ostende der Torso eines Buddhagötzen; in der Nähe ein Brunnen, _Ranis Bad_. In Sarnath finden jetzt Ausgrabungen statt, ein archäologisches _Museum_ ist im Entstehen. --2) Nach =Ramnagar= (dazu vorher Erlaubnis beim Sekretär des Maharadschah einholen) am Gangesufer; beim Ramnagar Ghat Überfahrt über den Strom; vom Palast *Blick auf Benares. Ein Wasserbehälter liegt 2 km nö. vom Palast, daneben ein Tempel. D. Eisenbahn von Benares nach Calcutta. 487 M (784 km) =East Indian Railway= von _Benares_ bis _Calcutta_ Schnellzug in 14-1/2 St. für I. Kl. etwa 36, II. Kl. 18 Rup.--Die Fahrt geht durch die regenreichen, echt tropischen, äußerst fruchtbaren (vor allem Reis-, Mohn-, Indigo- und Jute-Anbau) und dicht besiedelten, aber auch cholera- und fiebergefährlichen Ebenen _Bengalens_ bis an den Westrand des ausgedehnten Gangesdeltas. Von _Benares_, Cantonment Stat., über die prächtige, fast 1,5 km lange stählerne Brücke nach (10 M) _Mughal Sarai_ (Bahnwirtschaft; man erkundige sich, ob Umsteigen nötig); von da nach (149 M) =Bankipur= (52 m; _Bahnwirtschaft_; guter _Dâk Bungalow_, nahe Bahnhof), am rechten Gangesufer, mit dem Grab Schah Arganis (wo bei dem Maharremfest 100000 Menschen zusammenströmen); es ist westliche Vorstadt und Sitz der Behörden der großen Handelsstadt =Patna= (53 m; _Dâk Bungalow_) mit 136470 Einw.; Patna hat neun Geschäftsviertel mit vielen Basaren; Handel mit Opium, Indigo, Töpfer- und Baumwollwaren. _Bank of Bengal_, Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft in Bankipur. Patna war 450 v. Chr. die wichtigste Stadt Indiens, jetzt schmutzig und eng, ohne Sehenswürdigkeiten. =Seitentour= nach *=Buddh Gaya=. Mit der Patna Gaya Railway von _Bankipur_ südl. nach (57 M, 92 km) Stat. =Gaya= (_Dâk Bungalow_, fast 2 km vom Bahnhof, Wagen 2-1/2 Rup. für 1/2 Tag), Stadt mit 71288 Einw.; 5 km östl.
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vom Bahnhof liegt ein Hindutempel und 2,5 km von diesem der Tempel _Bishn Pad_ (Wischnus Fußtritt) in der alten Stadt. Hauptziel für Buddhaforscher und Archäologen ist der =Tempel von Buddh Gaya= (11 km südl. von der Stadt Gaya), eine neunstöckige Pagode (nahebei ein Dâk Bungalow. Betten, Essen und Sodawasser mitbringen!); er ist 543 v. Chr. erbaut und ist als Wiege des Buddhismus die heiligste Stätte für einen großen Teil der Menschheit; von Pilgern viel besucht. Der Tempel ist voll von Überlieferungen aus dem Leben Buddhas. Man fährt in 2 St. bis vor den Tempel, meist durch schattige Straße; zur Besichtigung etwa 1-1/2 St. erforderlich. Asoka umgab den Tempel mit prächtiger Pfeilermauer (älteste indische Skulpturen: Kentauren, Lotosornamentik, Seejungfrauen, märchenhafte Krokodile mit Elefantenohren, Pferdekopfmenschen). Hinter dem Tempel auf einer Plattform der heilige _Bo-_ oder _Pippalbaum_ (_Ficus religiosa_). In der Nähe der Palast eines Maharadschah, wo Fremde um 4 Uhr empfangen werden.--Nw. ein kleiner, sehr alter Tempel mit stehendem Buddhastandbild. Von Bankipur sö. weiter nach (305 M, 490 km) Stat. _Madhupur_. Ausflüge von hier ins _Parasnath-Gebirge_ auf tempelreicher Pilgerstraße bis 1365 m ü. M. in malerischer Landschaft mit vielen Aussichtspunkten; Eisenbahn (24 M, 39 km) bis _Giridh_, dann guter Fahrweg 29 km bis zum Fuß der Berge; Träger zum Aufstieg (2-3/4 St.) sind in _Madhuban_ zu haben. Dann über (366 M) Stat. _Raniganj_, am Ostende der großen Kohlenfelder von Bengalen (viele Fossilien, besonders Farren, ähnlich denen in den australischen und englischen Kohlenflözen, sind dort gefunden). --Bei (463 M) _Hooghly Junction Station_ überschreitet die Eastern Bengal Railway auf schöner Brücke den Hooghly-Fluß, während unsre East Indian Railway auf dem rechten Ufer bleibt und über (466 M) _Chandernagore_ (S. 139) und _Serampore_ die Endstation (487 M, 784 km) =Calcutta=, _Howrah Terminus_ (S. 135), erreicht. 4. Von Bombay nach Madras. Vgl. die Karte S. 96. =Eisenbahn= von Bombay nach (793 M, 1278 km) Madras: Great Indian Peninsula Railway und Madras and Southern Mahratta Railway nächster Weg; Schnellzüge (mail trains) mit durchgehenden Wagen I. und II. Kl. in 32 St. für I. Kl. etwa 59, II. Kl. 29-1/2 Rup. Die Bahnstrecke führt in sö. Richtung quer durch das südl. _Dekhan_, dessen Aufbau man gut verfolgen kann: die schmale westl. Küstenebene, den hohen gebirgsartigen Westrand, das langsam gegen O.
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sich senkende Hochland, das keinen eigentlichen Gebirgscharakter trägt, und den im Verhältnis zu den Westghats niedrigen Ostrand, dem aber eine breite Küstenebene vorgelagert ist.--Der Einfluß der wechselnden Niederschlagshöhen macht sich in der Vegetation geltend, die am üppigsten an den feuchten Westghats, auf dem Hochland aber streckenweise beinahe steppenartig ist. Von _Bombay_ (S. 53), Victoria Stat., bis (34 M) _Kalyan_ s. S. 61; hier zweigt die Madraslinie sö. ab, erreicht (54 M) _Neral_ (gute Bahnwirtschaft mit Bädern etc.). =Kleinbahn= von Neral in 2 St. nach (13 M) *=Matheran= (Gasthöfe: _Rugby Hotel_, in freier Lage; _Gymkhana Hotel_, mit schöner Aussicht; _Granville Hotel_; Reitpferde zu haben), 800-1100 m ü. M.; sehr lohnender und beliebter Ausflug von Bombay, vgl. S. 63 (im Sommer Sa. bis Mo. stark besucht), bewaldetes Hochland mit prachtvollen Ausblicken auf wilde Felspartien, in die Ebene und bis zum Meer. Schönste Punkte: *_Panorama Point_ im N., *_Chaux Point_ im S.; außerdem lohnend zu besuchen: _Louisa Point_ und _Alexandra Point._ Nun steigt die Bahn nach Maschinenwechsel bei (62 M) _Karjat_ das _Bore Ghat_ (550 m; Wasserscheide) steil (1:42 bis 1:37) hinauf durch schöne Gebirgslandschaft (bei Tage fahren!). Bei 410 m ü. M. hält der Zug, um die Maschine ans andre Ende zu setzen, und erreicht dann (78 M) Stat. =Khandala= (550 m; _Dâk Bungalow_ am Rande der Schlucht; _Glendale Hotel_, gut; _Khandala Hotel_; _Convalescent Hospital_ der All Saints-Schwestern), schöne Sommerfrische (Wasserfall von 90 m Höhe, sehr schön in der Regenzeit) der reichen Bewohner Bombays. Nahebei liegt (80 M) =Lonauli= (_Lanauli_ oder _Lonavla_; Bahnwirtschaft; zwei Gasthöfe 5 Min. vom Bahnhof), der Platz, von wo man nach dem Höhlentempel von Karli in Tonga fährt. Der *=Höhlentempel (Karli Cave)=, einer der größten und besterhaltenen Indiens, ist in eine fast senkrechte, über 250 m hohe Felswand 38 m tief hineingearbeitet; er liegt etwa 3,5 km nw. vom Dâk Bungalow und 11 km vom Bahnhof Karli (ebenso weit vom Bahnhof Lonauli). Der Bau erinnert sehr an frühchristliche Kirchen mit Chor etc.; er ist wahrscheinlich um 200 v. Chr. errichtet und künstlerisch ausgeschmückt.-- 5 km südl. vom Karli-Bahnhof liegen die alten Hügelfestungen _Lohogarh_ und _Visapur_.--Andre sehr alte Höhlentempel liegen 3 km südl. von Karli in _Bhaja_ und in _Bedsa_, 9 km östl. von Bhaja.
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Bijapur, eine uralte Siedelung, gelangte erst unter den Fürsten der Adil Shahi-Dynastie (1489-1686) zu hoher Blüte als Millionenhauptstadt, die in ihren hohen Steinmauern einst 1600 Moscheen und viele prächtige Paläste einschloß; begründet 1489 vom Adil Shah Jusaf Khan, verlor sie die Selbständigkeit durch den Mogulkaiser Aurangzeb. Sehenswert der runde _Dom Gol Gumbaz_ dicht beim Bahnhof (innerhalb der Stadtmauer; seine Grundfläche ist größer als die des Pantheon in Rom); die _Hauptmoschee Jama Masjid_; ferner das Schloß _Gagan Mahal_ und das Mausoleum (_Ibrahim Roza_) von Ibrahim II. Adil Shah nebst Königin Taj Sultana, ein großes Fort mit 109 Türmen innerhalb der Ringmauer, u. a. Die Umgebung der Stadt ist sehenswert. Hinter Hotgi tritt die Bahn in das Gebiet des größten Vasallenstaats des britisch-indischen Kaiserreichs, in das Reich des Nizam von _Hyderabad_ (11-1/2 Mill. Einw., 82000 engl. QM.; die Dynastie regiert seit 1740), und führt durch gutbewässerte Ebenen über die Stadt (353 M) _Gulbarga_ (Dâk Bungalow) nach (376 M) _Wadi Junction Station_ (427 m; Bahnwirtsch.); Umsteigen in die »Nizam's State Railway« und über (420 M) Stat. _Tandur_ (Bahnwirtsch.) nach (491 M) =Hyderabad=, _Haidarabad_ (620 m; _Bahnwirtsch._; _Montgomery Hotel_, gegenüber dem Bahnhof, gut, Pens. 7 Rup.; _Brind's Hotel_, Pens. 7 Rup.; wegen Hotelwagen vorher vereinbaren; _Droschken_ nach Secunderabad I. Kl. 1 Rup. die Stunde, 9 Rup. den Tag, II. Kl. 4-1/2 Rup. den Tag), Hauptstadt des Nizam mit 499840 Einw. sehr verschiedener Völkerschaften (Hauptsprachen: Telugu und Mahratti, außerdem hört man Kanaresisch, Hindustani, Hindi, Marwori, Gondi u. a.) und dem buntesten *_Straßenleben_ von malerischstem Reiz, mit beachtenswerten *_Basaren_ (_Bidriwork_, d. h. Silbereinlegearbeit aus Bidri). Die Bevölkerung trägt noch Waffen. Die Stadt liegt am Musi-Flusse zwischen Gärten und ist mit einer bastionierten Mauer umgeben. Im Herbst 1908 wurde die Stadt durch Überschwemmung des Flusses infolge von Dammbrüchen der oberhalb gelegenen Stauseen schwer geschädigt. Baumwoll- und Papierfabrikation bedeutend. _Bank of Bengal_ (Korrespondent der Berliner Disconto-Gesellschaft).--_=Rundfahrt.=_ Zum Besuche der Sehenswürdigkeiten in Hyderabad und Golkonda hole man (vor der Rundfahrt morgens im gewöhnlichen Anzug) bei der Palastwache am Palast des Nizam einen Erlaubnisschein der Adjutantur Sr. Hoheit des Nizam; der Besuch gilt dem Flügeladjutanten (Empfehlungen sind wertvoll); gewöhnlich schickt der Adjutant den Paß durch einen Soldaten; man kann auch durch die Hotels Erlaubnisscheine auswirken. Die englische _Residency_ liegt außerhalb der Stadtmauern in _Chadar Ghat_; zwischen ihr und der Stadt ist eine 180 m lange Granitbrücke, die _Oliphant Bridge_.
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Man kreuze den Fluß über die nächste nach W., die _Afzal Ganj Bridge_, dann gelangt man durch das _Afzal Ganj Gate_ in eine breite Straße, die fast durch die ganze Stadt führt. In der Nähe des Tores liegt die _Afzal Ganj-Moschee_ mit vier Minarets neben dem städtischen Hospital; etwa 100 m innerhalb des Tores ist der Palast des berühmten Ministers Sir _Salar Jang Bahadur_ (gest. 1883), der dem Lande viel genützt hat.--Weiter in der Hauptstraße trifft man an einer Straßenkreuzung, wo jede Straße mit einem 15 m hohen Bogen überwölbt ist, auf den _Char Minar_, eine alte Gelehrtenschule mit vier schlanken Minarets, 1591 erbaut.--Östl. davon liegt die _Mecca-Moschee_, groß und finster, mit vier Minarets und sechs Bogen.--Der _Nizam's Palast_ liegt westl. vom Char Minar; er ist modern eingerichtet und reichlich mit unzugänglichen, durch sechsfache konzentrische Einfriedigung von der Stadt getrennten Harems versehen, und noch reichlicher mit Dienerschaft. Man besuche den Elefantenhof, wo meist etwa 60 Elefanten angefesselt stehen. Am 5. Muharreni (erster Monat des mohammedanischen Jahres) findet der _Langar_, ein Umzug der gesamten Truppen des Nizam um den Palast, statt (der Nizam und gegen 100000 Einw. der Hauptstadt sind Mohammedaner). --Sehenswerter ist der _Felikan-Palast_ (_Falak Numa_), 1 km südl. von der Stadt, mit reizendem Terrassengarten, auf einem Hügel mit *Aussicht; es ist ein moderner Prunkbau zur Aufnahme fürstlicher Besucher (im Innern ein Saal mit Lachspiegeln).--_Öffentlicher Garten_ mit kleinem Zoologischen Garten (Fr. Abend Konzert). 10 km nördl. von Hyderabad (Bahn dahin) liegt =Secunderabad=, _Sikanderabad_ (_Montgomery Hotel_, sehr gut, Pens. 7 Rup.; _Brind's Parade Hotel_; _Wagen_ 10 Rup. für 1 Tag, nach Golkonda und zurück 12 Rup.), das stärkste Militärlager der Engländer im mittlern Indien, weitläufig auf 50 qkm angelegt; mehrere Kantonnements sind in der Nähe in _Bolaram_ und _Trimalgiri_ (mit befestigtem Rückzugslager). Hier stehen etwa 10000 Mann englische Truppen. Der _Parade Ground_ liegt südl. vom Bahnhof. =Ausflug= nach =Golkonda=, 11 km nw. von Hyderabad. (Man besorge sich vorher Erlaubnisschein, s. oben.) Von Secunderabad 1-1/2 St. Wagenfahrt durch eine Gegend voller einzelner, oft seltsam geformter Granitblöcke. Ein Granithügel trägt das alte _Königsschloß von Golkonda_, durch eine 4850 m lange Mauer mit über 80 Basteien aus Granitblöcken und 2, früher 8 Toren, von breitem Graben umschlossen.
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Im Granittor prüft die Wache den Erlaubnisschein, dann führt eine steile, zum Teil zerfallene Treppe zwischen Ruinen von Palästen und Moscheen zum 130 m hohen Gipfel, auf dem der Königspalast mit flachem Dach (Aussicht) liegt.--In der Ebene nördl. und östl. vom Schloß liegen 18 gut erhaltene, granitene Mausoleen der Kutab Shahi-Dynastie mit stattlichen Kuppeln; eins der höchsten ist das der Sultanin _Haiyat Baksh Begum_ (gest. 1617). Schöner ist das Grab ihres Mannes, des Sultans _Muhammad Kuli Kutab Shah_ (gest. 1612). Von Hyderabad Rückfahrt mit »Nizam's State Railway« nach (121 M) _Wadi_ (S. 98), dort umsteigen in den Madraszug der »Great Indian Peninsula Railway«. Man fährt dann durch eine weite Ebene mit Granitblöcken über (385 M von Bombay) _Nalwar_ und auf 1170 m langer Brücke über den Fluß _Kistna_, südl. von (427 M) _Krishna_, nach (443 M) _Raichur_ (400 m; Bahnwirtsch., Dâk Bungalow), Stadt aus dem 14. Jahrh., mit sehenswertem Nord- und Westtor; von der hohen Zitadelle *Aussicht. Hier beginnt die »Madras Railway«; sie führt über (486 M) Stat. _Adoni_, uralte Stadt aus dem 10. Jahrh. v. Chr., mit dem größten Baumwollenmarkt im Dekhan, und über den wichtigen Bahnknotenpunkt (518 M) _Guntakal_ (Bahnwirtschaft), dann vorbei an der Hügelfestung südl. (r.) von (536 M) _Gooty_ (Bahnwirtschaft), ferner über die Stationen (566 M) _Tadpatri_ und (632 M) _Cuddapah_ (beide mit Bahnwirtschaft) nach (710 M) _Renigunta_ (im Bahnhof Wirtschaft und Schlafzimmer, vorher brieflich beim Station-Master anzumelden!). =Kleinbahn= von Renigunta nach (13 km) =Tirupati= (Dâk Bungalow), Stadt mit 14000 Einw., stets mit Pilgern gefüllt. Etwa 13 km vom Bahnhof steht auf dem siebengipfeligen heiligen Hügel _Tirumala_ (760 m) eine sehr alte _Pagode_ (die heiligste Hügelpagode in Südindien). Der Aufstieg ist schwierig. Der Nordaufstieg führt vom Dorfe _Balapilli_ durch dicke Dschungeln und über Hügel, wo Tiger und Panther vorkommen sollen. Auf dem 7. Gipfel, _Sri Venkataramanachellam_, erhebt sich die Pagode zwischen Mango-, Tamarinden- und Sandelholzbäumen (Eintritt ist für Europäer nicht erlaubt). Hier auch ein Bungalow für europäische Besucher. Von Renigunta führt die »Madras Railway« über den Knotenpunkt (751 M) _Arkonam_ (Bahnwirtschaft) nach (793 M, 1278 km) _Madras_. Madras. Vgl. den Plan S. 101. =Ankunft zur See.= Der auch beim besten Wetter stark brandende flache Strand ist eingefaßt mit europäischen Häusern, die sich vom Grün der Gummibäume, Bananen, Palmen, Banyanbäume malerisch abheben. Die Dampfer ankern im Hafen; die Landung geschieht in flachen Booten, sogen. Masulas; Taxe 2-1/2 Rup., für Jollen 1 Rup.
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Die Boote landen an der Landungsbrücke. Hafengeld für Gepäck 1 Rup. pro Tonne, mindestens 4 annas, Tragelohn für jeden Kuli 2-4 annas. Zollabfertigung im Zollamt am Hafen. =Ankunft am Bahnhof.= Von _Colombo_ über Tuticorin kommend, steigt man am Hauptbahnhof der _South Indian Railway_, _Egmore Stat._, aus, Bahnwirtschaft; von _Bombay_ kommend, steigt man an der _Central Station_ der _Madras and Southern Mahratta Railway_ aus; beide Bahnhöfe liegen 1,5 km voneinander. Von _Calcutta_ Ankunft auf der _Central Station_. =Gasthöfe=: _Hôtel d'Angelis_, Mount Road; 40 Z., Pens. 10 Rup., gut, neu eingerichtet, beste Küche.--_South Indian Railway Hotel_, mit dem Bahnhof verbunden; 80 Z.--_Spencer's Hotel_, Mount Road; Pens. 10 Rup.-- _Connemara_, mäßig.--_Prince of Wales_, Pens. 6 Rup., in guter Lage dicht an der Mount Road.--_Victoria_, Pens. 6 Rup.--_Elphinstone Hotel._--_Elphinstone Branch Hotel_ (Egmore) u. v. a.-- NB. Die Häuser am Hafen in der »George Town« sind nicht zu empfehlen! Tägl. Pens. 5-10 Rup.--=Restaurant=: _D'Angelis_, Mount Road, gute Küche, auch Zimmer. =Post.= Hauptamt (_General Post Office_) in George Town, nahe dem Hafen; ein andres Amt etwa 1/2 km westl. vom Connemara Hotel. NB. Man gebe Briefe eigenhändig am Postamt auf. --=Wagen.= Wegen der großen Entfernungen auch innerhalb der Stadt miete man für den ganzen Tag.-- =Straßenbahnen= (elektrische) zwischen den Vorstädten und den Hauptpunkten der alten Stadt. =Eisenbahnen=: _South Indian Railway_ (Egmore Station) nach Tuticorin (und Colombo); _Madras and Southern Mahratta Railway_ (Central Station u. a.) nach Bangalore, Goa, Poona, Hyderabad, Bombay (S. 100-96); nach Calcutta (S. 135). =Dampfer=: _Österreichischer Lloyd_, monatl. nach Colombo und Calcutta; Agentur: Volkart Brothers; auch für _Messageries Maritimes_;--nach Colombo und Calcutta: _British India Steam Nav. Co._, wöchentl., Agentur: Binny & Co.; nach Rangoon und Singapore dieselbe wöchentl.;--nach Penang und Singapore: _British India Steam Nav. Co._ alle 14 Tage.--Agent des Norddeutschen Lloyd: _Carl Simon Söhne_. [Illustration: Lageplan von Madras.] =Banken=: _National Bank of India Ltd._, I. Line Beach, Korr. der Deutschen Bank und der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt in Leipzig.--_Chartered Bank of India, Australia & China_, Esplanade.--_Mercantile Bank of India Ltd._, Armenian Street. Alle drei Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft.-- =Reisebureau=: _Binny & Co._--=Konsulate=: _Deutsches Reich_, Konsul M. Miersch.--_Österreich-Ungarn_, Konsul E. Steiner.--=Polizei=: _Egmore Police Court_, Pantheon Road. =Ärzte=: Dr. _Niblock_; Dr. _Giffard_; Dr. _Robertson_.--=Zahnärzte=: _Badcock_; _P. Furnival_.--=Apotheken=: _Smith & Co._, Mount Road und Esplanade; _Maclure_, Mount Road, u. a.--=Krankenhaus=: _General Hospital_, nahe Central Station. =Buchhandlungen=: _Higgenbotham & Co._; _Combridge & Co._, beide Mount Road.--=Photographien=: _Wiele & Klein_; _Del Tufo_, beide Mount Road.
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=Geschäftsadressen=: Optiker: _W. E. Smith & Co._; _Lawrence & Mayo_, beide Mount Road.--Kleidermacher: _Moses & Co._; _Smith & André_; _Oakes & Co._, sämtlich Mount Road.--Reiseartikel: _Spencer & Co_.--Juweliere: _Orr & Sons_; _T. R. Tawker & Sons_, beide Mount Road.--=Zeitungen=: _Madras Mail_; _Madras Times_; _Hindu_; _Madras Standard_. =Zeiteinteilung.= Für die Stadt Madras, Museum, Botanischer Garten und Marina genügt 1-1-1/2 Tag. Madras ist aber ein guter Platz, um die südindischen Tempelanlagen in Trivalur, Conjeeveram, Mahabalipuram, Tanjore (S. 127) sowie die Nilgiri-Berge (S. 128) zu besuchen. =Geschichte.= Fort St. George in Madras wurde 1639 von den Engländern erbaut; die Agentur der Englisch-Ostindischen Kompanie wurde 1653 Präsidentschaft; die Stadt hatte Anfang des 18. Jahrh. schon etwa 300000 Einw., wurde 1746 von La Bourdonnais erobert, fiel aber im Aachener Frieden 1748 wieder an England zurück. In den Kriegen gegen Haidar Ali wurde Madras hart bedrängt, entwickelte sich später aber zur dritten Handelsstadt Ostindiens. =Klima.= Im Sommer heiß und trocken, aber ungefährlich, im Winter gesund. März bis Oktober, wo der SW.-Monsun weht, sind heiß und trocken, Regenzeit im NO.-Monsun, Oktober bis Dezember. Das Einsetzen des NO.-Monsuns Mitte Oktober ist meist von heftigen Stürmen begleitet. Heißeste Monate sind Mai und Juni (Mitteltemperatur etwa 31,5° C), kühlste (aber nicht kalt) Dezember bis Februar (Mitteltemperatur etwa 24,3° C). [Hand] _Man trinke kein Leitungswasser, sondern nur Sodawasser!_ =Madras= (_Madrissa_, d. h. Hochschule, oder _Mandar-raj_, von den Eingebornen _Chennapatnam_ genannt), Hauptstadt der _Presidency of Madras_ (_of Fort St. George_), wichtigster Platz an der Koromandelküste und drittgrößte Seestadt Indiens, hat 517335 Einw. und ist Sitz des Gouverneurs. Die Stadt zieht sich 15 km am flachen Strande hin und ist mit den Vorstädten 6 km breit. In der Mitte des Strandes liegt das alte _Fort St. George_ (auch _White Town_ genannt), worin das _Grand Arsenal_ mit historischer Waffensammlung, ferner die Kasernen der europäischen Truppen, die _St. Mary's Church_ und die Regierungsgebäude. Die _Esplanade_ trennt das Fort von der _George Town_, dem Eingebornenviertel und Geschäftsviertel mit engen, schmutzigen Straßen; davor am Strande liegt der durch zwei Wellenbrecher gebildete Hafen mit Zollamt, Hafenamt, Postamt, Bank of Madras, Geschäfts- und Warenhäusern. Auch größere Schiffe können jetzt nach Umbau des Hafens in diesem ankern.--Südl. vom Fort zieht längs des Strandes die Hauptpromenade, _The Marina_, hin, die auf der _Napier's Bridge_ über den _Cooum-Fluß_ führt; hinter der Marina liegt etwa 1 km sw. vom Fort das _Government House_ (Palast des Gouverneurs) mit Park und südl.
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davon der _Chepauk Park_, mit dem alten Palast der Nabob von Karnatik, jetzt _Board of Revenue_.--Westl. vom Fort liegen das _Pacheappah's College_, eine Stiftung des reichen Hindu _Pacheappah Mudelliar_, ferner das _General Hospital_.--Westl. von der _Central Railway Station_ ist der schöne öffentliche _People's Park_, ein Volkspark mit Musikpavillon, Tennisplätzen und Tierkäfigen.--Vom Government House führt die 11 km lange _Mount Road_, die Hauptstraße für europäische Geschäfte, sw. nach _St. George Cathedral_, neben der der kleine, aber schöne *_Botanische Garten_ liegt, und weiter nach _Little Mount_, wo der heilige Thomas den Märtyrertod erlitten haben soll, und schließlich nach dem etwas größern Hügel _St. Thomas Mount_ oder _Great Mount_, auf dessen etwa 90 m hohem Gipfel eine alte, jetzt armenische _Kirche_ (1547 von Portugiesen erbaut) steht; in ihr ein 1111 Jahre altes nestorianisches Kreuz mit Inschrift von 801.--In der katholischen _Kathedrale St. Thomé_ am Südende der Marina sollen die Gebeine des heiligen Thomas ruhen.--In der _Pantheon Road_ liegt das _Museum_, daneben das _Victoria Technical Institute_ (s. unten); 1,5 km westl. davon das 1792 gegründete _Madras Observatory_ (Sternwarte), wo der Nullpunkt der trigonometrischen Aufnahme Indiens ist, und wo die _Standard Time_ (die indische Ortszeit) bestimmt wird. _=Rundfahrt=_. Morgens zunächst durch das _Fort St. George_, dessen Waffensammlung im Grand Arsenal nur für Kenner Interesse bietet, über die _Esplanade_ nach dem Hafen (sehenswerte Landungsbrücke), von da nach dem _People's Park_, wo man die Tigerkäfige und Markthalle besichtigt. Dann nach der _Pantheon Road_ zum *=Government Central Museum=, tägl. geöffnet 6-1/2 Uhr früh bis 5 Uhr abds. (der erste So.-Nm. im Monat nur für eingeborne Frauen!); es enthält unter anderm eine gute Sammlung von Rohstoffen und fertigen Erzeugnissen des Chinin sowie von südindischen Pflanzenfarbstoffen; ferner südindische ethnographische Altertümer; große Sammlung von Gipsmasken indischer Rassen und naturhistorische Sammlung. Dann in das *=Victoria Technical Institute=, einen schönen mohammedanischen Bau, tägl. geöffnet von 7-1/2 früh bis 6 Uhr abds. (außer Di.), staatliche Verkaufsstätte für alle Kunstprodukte Südindiens, auch für gute und preiswerte Antiquitäten. Dann durch _Harris Road_ und über _Harris Bridge_ zur _Mount Road_, an deren Ecke in prächtigem Park (mit Rudeln halbzahmer Gazellenantilopen) das _Government House_ liegt; nun sw. durch den mit europäischen Geschäften besetzten Teil der Mount Road, vorbei an der Statue des Generals _Neil_ vor dem Eingang zum Klub, an der _St.
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George Cathedral_ (l.) vorüber zum *=Botanischen Garten=, neben der Kathedrale, nicht sehr groß, aber recht geschmackvoll angelegt, mit von Schlingpflanzen umrankten Lusthäuschen und schilfumsponnenen Teichen, auf denen prächtige Lotos und Victoria Regia blühen. Viele seltene Prachtbäume, Hibiscus tiliaceus, Pompelmus, Teakbaum u. v. a.--Wenn Zeit vorhanden, fahre man über _Little Mount_ bis _Great Mount_ (s. oben) und durch den Ort _Mailapur_ (_St. Thomé_), mit vielen indischen Tempeln und nur von Brahmanenpriestern und ihren Familien bewohnt, richte sich aber so ein, daß man vor 1/2-5 Uhr Nm. bei der _St. Thomé Cathedral_ am Strand ist, um von da nordwärts auf die zwischen 5 und 6 Uhr abds. belebte Promenade am Meer, die *_Marina_, zu fahren und dabei auch den an Gazellen reichen _Chepauk Park_ zu besichtigen. Man kann auch vom Botanischen Garten direkt durch die Cathedral Road nach der Marina gelangen. An der Marina liegt auch ein kleines, aber sehenswertes _Aquarium_ mit farbenprächtigen und merkwürdigen Fischen. =Ausflüge= (alle landschaftlich wenig lohnend, aber zu interessanten Kunstdenkmälern führend): 1) Nach =Trivalur= (_Trivellore_) mit »Madras and Southern Mahratta Railway« (26 M in 1-1/2 St.) zum Besuch einer großen _Tempelanlage_ mit 5 äußern und 2 innern Gopuras, einer unvollendeten 1000-Säulenhalle (688 stehen noch) und vielen sehenswerten Heiligtümern. 2) Nach =Conjeeveram= (das südindische Benares) mit derselben Bahnlinie (in 3 St. über _Arkonam_), eine der 7 heiligen Städte, mit 40000 Einw.; 3 km vom Bahnhof liegt der _Ekambarah Swami_ geweihte große _Saiva-Tempel_, an dessen Südseite eine 57 m hohe zehnstöckige Gopura, durch die man eintritt; innen l. eine 1000-Säulenhalle (nur noch 540). Außerhalb der Umfassungsmauer nach O. ist ein hoher kunstvoller Wagen mit schweren Holzrädern. In das Allerheiligste (_Vimanah_) darf kein Europäer, kann sich aber an den Naúch-Tänzerinnen in nächster Nähe ergötzen. Etwa 3 km weiter liegt der _Wischnutempel_ in _Little Conjeeveram_, in dem man die kostbarsten Geschmeide und mit Edelsteinen besetzte Goldketten der Statuen der Gottheiten besichtigen kann. (Wer Madura und Trichinopoly gesehen, kann sich diese beiden Ausflüge sparen.) 3) Nach *=Mahabalipuram=, sehr lohnend; man lasse durch den Hotelbesitzer die Fahrt sowie Ausrüstung mit Lebensmitteln gut vorbereiten. _Mahabalipuram_ (guter Dâk Bungalow) liegt am Meeresstrande, etwa 56 km südl. von Madras. Man fährt (NB.
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mit gut gefülltem Frühstückskorb!) zunächst mit Wagen bis (9 km) _Guindy Bridge_, nahe Little Mount; von dort fährt man in Booten (jedes Boot etwa 10 Rup., trägt 2 Reisende ohne Diener) auf dem _Buckingham Canal_ 12-14 St., am besten nachts, bis gegenüber vom Dorfe _Balipitham_. Man kann auch von Madras (Egmore Station) mit der _South Indian Railway_ nach (35 M) _Chingleput_ (guter Dâk Bungalow) fahren, vorher den Station-Master benachrichtigen, der das Nötige bestellt; man fährt von Chingleput mit Tonga (2-1/2 Rup.) über _Tirukalikundrum_ zum Kanal und von da mit Boot weiter. Man steigt an der Ostseite des Kanals aus, wo sich aus dem flachen Strandgürtel ein niedriger Rücken Gneisfelsen erhebt. Dort liegen, aus dem Stein gehauen, die berühmten *=Sieben Pagoden= (_Seven Pagodas_), teils sehr alte Nischentempel, reich mit Skulpturen geschmückt, dann auch freistehende Pagoden und kolossale Skulpturmonumente (Elefanten, Affen und andre Tiere). Hier ist die ganze Brahminenlehre in Stein dargestellt, zum Teil in weit über ein Jahrtausend alten Denkmälern. Die ganze Anlage war eine uralte Brahminen-Freistätte, wie sie (nach _W. Gallenkamp_) rätselhafter und weniger bekannt nirgends in Indien anzutreffen ist. Bootsrückfahrt am besten wieder nachts, wobei man sich gegen Moskitos mit Netz und Rauch schütze. 4) Nach =Ootacamund= (sehr lohnend), s. S. 128. 5. Aus Europa durch den Suezkanal nach Colombo. Die Insel Ceylon. Vgl. die Karte S. 107. A. Von Genua oder Neapel nach Colombo. =Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd= (abwechselnd von _Bremerhaven_ oder _Hamburg_ ausgehend, über Rotterdam, Antwerpen, Southampton, Gibraltar in 14 Tagen nach Genua) gehen jeden zweiten Do. von =Genua= (_Lloyd-Expreß_, s. S. 9), dann über (336 Seem.) _Neapel_, (1446 Seem.) _Port Saïd_ und den _Suezkanal_ in 17 Tagen (von Neapel) nach (4934 Seem.) =Colombo= (Ankunft So. oder Sa.). Die Schiffe gehen weiter nach _Singapore_, _Hongkong_, _Schanghai_, _Nagasaki_ oder _Tsingtau_, _Kobe_ und _Yokohama_. Fahrpreis von _Bremen_ oder _Hamburg_ nach _Colombo_ I. Kl. 1170 M., II. 765, III. 405 M. (hin und zurück I. Kl. 1760 M., II. 1145, III. 605 M.); von _Genua_ oder _Neapel_ I. Kl. 1080 M., II. 720, III. 360 M. (hin und zurück I. Kl. 1625 M., II. 1080, III. 540 M.; Näheres s. neuestes Handbuch der Reichspostdampferlinien des Norddeutschen Lloyd, erscheint zweimal jährlich). Die Reichspostdampfer laufen von _Neapel_ (S. 23) in 4 Tagen nach (1110 Seem. von Neapel) _Port Saïd_ (S. 25), dann durch den _Suezkanal_ über (1197 Seem.) _Suez_ und durch das _Rote Meer_, wie S. 31 u.
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36 beschrieben, nach (2505 Seem.) _Aden_ (S. 38); von da mit östl. Kurs durch den Golf von Aden; die Reichspostdampfer nehmen dann den stets sichern Weg nördl. um die Insel _Sokotra_ (S. 41), die nicht immer in Sicht kommt (sie hat keine Leuchtfeuer), während einzelne andre Dampfer _Kap Guardafui_ (Râs Assir), dessen Abhänge von O. gesehen einem schlafenden Löwen gleichen, ansteuern und dann südl. von den kleinen Inseln und Sokotra auf die Südspitze Vorderindiens, _Kap Comorin_, zusteuern. Die Reichspostdampfer laufen mit OSO.-Kurs meist durch den _Neungrad-Kanal_ nahe nördl. an der Koralleninsel _Minikoi_ vorbei, deren Leuchtturm eine gute Landmarke ist; oder auch durch den _Achtgrad-Kanal_ südl. von Minikoi (vgl. die Karte bei S. 96). Nachts sind nahe über dem südl. Horizont die schönen Sternbilder des Südlichen Kreuzes sowie des Schiffs zu sehen. Dann südl. vom _Kap Comorin_ entlang. Bei der Annäherung an Colombo begegnet man zuweilen schon den einfachen Fischerbooten mit viereckigen Segeln und Ausliegern, ehe die schönen Berglinien der Küste von Ceylon auftauchen; später sieht man dunkleres Vorland. Die große Hafenstadt erkennt man früher an den vielen Schiffsmasten und Schornsteinen als an den Häusern, die größtenteils zwischen üppigem Pflanzenwuchs (namentlich Kokospalmen) verborgen liegen. Der hohe Leuchtturm und der Palast des Gouverneurs südl. davon sind deutlich zu erkennen. Charakteristisch ist schon von weitem der 2241 m hohe Adamspik östl. von Colombo.--(4934 Seem. von Genua, 7570 Seem. von Bremerhaven) _Colombo_; Ankunft s. S. 110. B. Von Marseille nach Colombo. =Messageries Maritimes=, jeden 2. So. von _Marseille_ (S. 24) über (1510 Seem.) _Port Saïd_ und (1597 Seem.) _Suez_, abwechselnd über (2881 Seem.) _Djibouti_ (S. 36) oder über _Aden_ nach (5098 Seem.) _Colombo_ in 16 Tagen. Über auswechselbare Rückfahrkarten mit dem Österreichischen Lloyd s. S. 22. (Die Dampfer gehen weiter nach _Singapore_, _Hongkong_, _Schanghai_, _Yokohama_.) =Peninsular and Oriental Co.=, von _Marseille_ jeden 2. Fr. über _Port Saïd_ und _Aden_ nach _Colombo_ in 15 (von Brindisi in 13) Tagen; Fahrpreis ab Brindisi I. Kl. 48 £. (Die Schiffe gehen weiter nach Australien.) =Orient Line= jeden zweiten Do. von _Marseille_ über _Neapel_, _Port Saïd_, _Suez_ nach _Colombo_ in 17 Tagen. Fahrpreis ab Neapel I. Kl. 34-48 £ (weiter nach Australien). C. Von Brindisi nach Colombo. =Expreßdampfer der Peninsular and Oriental Co.= (vgl. S. 23) haben in _Port Saïd_ Anschluß an die von Marseille (s. oben B.) kommenden Dampfer derselben Gesellschaft, mit denen _Colombo_ in 13 Tagen erreicht wird. D. Von Triest nach Colombo.
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=Österreichischer Lloyd= (vgl. S. 22), am 12. und 25. jedes Monats über (1305 Seem.) _Port Saïd_, _Suez_ (2700 Seem.), _Aden_, dann abwechselnd über _Karachi_ oder _Bombay_ in etwa 30 Tagen nach _Colombo_. Fahrpreis: Salonklasse 36 oder 32 £, Intermediate Kl. 26 £. Umtauschbare Rückfahrkarten mit den Messageries Maritimes (S. 22) mit 24 Monaten Gültigkeit.--Diese Lloyddampfer gehen weiter abwechselnd über _Madras_, _Rangoon_ nach _Calcutta_ oder über _Penang_, _Singapore_ nach _Hongkong_, _Schanghai_, _Yokohama_, _Kobe_. Die Insel Ceylon. =Ceylon= (im Sanskrit _Singhala_ [»Löwenwohnort«], bei den Eingebornen _Lankadiva_, arabisch _Serendib_), britische Insel im Indischen Ozean, an der Südspitze von Vorderindien, von dem sie durch den _Golf von Manár_ und die 93 km breite _Palkstraße_ getrennt wird, ist von N. nach S. 445 km (München-Magdeburg) lang, bis 235 km (Ulm-Passau = 250 km) breit und 66000 qkm (Bayern 76000 qkm) groß. Ceylon besteht in seinem südl. Hochland aus denselben alten Gesteinen wie das Dekhan und bildete wohl, bevor das dazwischenliegende Landstück in die Tiefe sank, einen Teil des Kontinents, nach dem jetzt wieder im NW. der Insel die sogen. _Adamsbrücke_ (S. 124), ein junges Gebilde aus verkittetem Meeressand, hinzieht. Fast das ganze nördliche Drittel der Insel ist eine prächtig bewaldete Ebene; ein breiter Gürtel von Tiefland umgibt auch das Bergland des südl. Teils, das im Durchschnitt 650 m hoch ist. Auf der innern Hochebene _Nuwara Elya_ erheben sich zahlreiche Einzelgipfel, darunter der 2241 m hohe _Adam's Peak_ (S. 121), der _Pedrotallagalla_ (2538 m), der _Kirigalpolla_ (2387 m), der _Totapolla_ (2353 m). Zwischen den Bergen dehnen sich schöne und fruchtbare Täler aus. Die Nordküste und die mit Kokospalmen bedeckte Westküste sind flach, die Süd- und Ostküste steil und felsig; hier bietet der vorzügliche Hafen von _Trincomalí_ Raum und Schutz für die größte Flotte. Die Flüsse sind nur zur Regenzeit wasserreich, der bedeutendste ist der _Mahawelli Ganga_, 330 km lang und zur Hälfte schiffbar. Ceylon besteht in seiner Hauptmasse aus archäischen Gesteinen, nur in den ausgedehnten flachen Landstrichen im N. herrschen junge quartäre Bildungen (Meeressand, Madreporenkalk etc.) vor. Berühmt sind die Lager von Edelsteinen (Saphir, Rubin, Zirkon, Spinell, Granat, Turmalin, Katzenaugen etc.), die aus den alten Gesteinen des Berglandes ausgewaschen sind und nun im Schwemmlande der Flüsse gefunden werden. --Die _=Bevölkerung=_ beträgt (1911) 4,1 Mill. Seelen, darunter 2,7 Mill. Singhalesen und 1 Mill. Tamulen. Daneben zählte man 1904 224719 Mauren (d. h.
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Indo-Araber), 23312 Eurasier oder Burghers (Mischlinge von Europäern und Singhalesinnen), 11207 Malaien, 9583 Europäer und 21115 Araber, Afghanen etc., dazu wenige Tausend Weddas (S. 108). Die Herkunft der _Singhalesen_ ist noch ganz unsicher; meist nimmt man an, daß sie arischen Ursprungs, also Verwandte der Hindu und unter Umgehung der ganz Südindien erfüllenden Drawida (Tamulen) auf dem Seewege von Nordwestindien her nach der Insel gekommen seien. [Illustration: Karte von Ceylon.] Sie sind mittelgroß, mit feinen, regelmäßigen Zügen und hübsch gebaut, namentlich die Frauen oft überraschend schön. Die Hautfarbe wechselt von Hellbraun oder Olivenfarbe bis ins Schwarze; die Augen sind bisweilen lichtbraun, das Haar (in dem auch die Männer stets Kämme tragen) meist schwarz (selten blond), lang und seidig. Polygamie ist selten. Einfache Kleidung, fast nur vegetabilische Nahrung, Wohnung in Hütten (oft hoch auf Bäumen). Die Toten werden beerdigt. Das Kastenwesen ist hier nie in der Weise wie auf dem Festlande ausgebildet gewesen; an Stelle der dortigen, auf Rassenunterschiede zurückgehenden Kasten bestehen Berufskasten, von den vornehmen Goiwansa bis herab zu den aus jeder sonstigen Gemeinschaft ausgeschlossenen Rodiya. Die Singhalesen haben wohl einst die ganze Insel besessen, sind aber dann von den vom Festlande nachdrängenden südindischen Drawidas (Tamulen) auf den größern Südwestteil beschränkt worden. Der älteste und interessanteste Bevölkerungsteil der Insel sind die _Weddas_; sie sind noch kleiner als die Singhalesen, doch schlank, haben es nie über einen sehr geringen Grad materieller Kultur hinaus gebracht (sehr geringe Kleidung, mit Bogen und Pfeil bewaffnete Sammler und Jäger), doch haben sie eine verhältnismäßig hochentwickelte Sprache und ein strenges Sittengesetz. Heute sind sie auf wenige tausend Seelen zusammengeschmolzen und von der Regierung in einigen Dörfern im SO. der Insel fest angesiedelt. Herrschende _=Religion=_ ist der Buddhismus, dem eine glanzvolle Priesterschaft vorsteht; doch ist auch hier die ursprüngliche Lehre Buddhas verloren gegangen. Die Tamulen sind meist Verehrer Schiwas, die Mauren Mohammedaner. 1891 zählte man 1877043 Buddhisten, 615932 Schiwaanbeter, 211995 Mohammedaner, 302127 Christen. Das =Klima= Ceylons ist rein tropisch, d. h. gleichmäßig feuchtheiß; nur mit der Erhebung über den Meeresspiegel nimmt die Temperatur ab (Jahrestemperatur von Colombo an der Küste 26,7°, von Kandy in 500 m Seehöhe 24,2°, von Nuwara Eliya in 1900 m Höhe 14,1°). Der kühlste und der wärmste Monat weichen in Colombo nur um je 1,1° bis 1,2° von jener Mitteltemperatur ab.
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Die _=Niederschläge=_ sind auf der ganzen Insel nicht gering, da auch der Nordostmonsun, der auf dem Festlande trocken ist, sich vor dem Eintreffen auf der Insel über dem Golf von Bengalen mit Feuchtigkeit beladen hat. Jedoch ist die Westseite der Insel regenreicher als die Ostseite, und erstere empfängt merkwürdigerweise in der Zeit des Nordostmonsuns (Winter) mehr Niederschläge als zur Zeit des Südwestmonsuns (Sommer), den sie doch aus erster Hand erhält. Colombo hat zwei Regenzeiten, eine im Frühjahr (Höhepunkt Mai) und eine im Herbst (Höhepunkt Oktober). Die trockensten Monate (Januar, Februar und August) empfangen immer noch so viel Niederschläge wie deutsche Orte in den Sommermonaten. Die Ostküste hat vorwiegend Winterregen (Höhepunkt Dezember) und einen relativ trocknen Sommer (April bis September). Zeiten fast ununterbrochenen Regens und stürmischen, gewitterreichen Wetters sind die ersten Wochen nach dem Ausbruche des neuen Monsuns, also durchschnittlich Mai und Oktober; in den Zwischenzeiten ist das Wetter besser. Für die Westküste ist die Zeit des Nordostmonsuns, der als Landwind nach Colombo kommt und Krankheitserreger aus dem Innern der Insel mitbringt, gesundheitsgefährlich; man tut in dieser Zeit gut, möglichst rasch das Bergland des Innern aufzusuchen.-- Dank dem feuchtheißen Klima ist das _=Pflanzenkleid=_ Ceylons von einer solchen Üppigkeit, daß die Insel mit Recht immer wieder als das _Urbild tropischer Landschaft_ gepriesen und geschildert wird (vgl. _K. Günther_, Einführung in die Tropenwelt. Leipzig 1911. Mit einer Karte von Ceylon. Auch als Führer bei einem Aufenthalt auf der Insel zu empfehlen). Freilich ist nur der West- und Südteil der Insel ursprüngliches Regenwaldland, der Ostteil aber mehr von parkartigem, lichterem Trockenwald bestanden. Zum großen Teil hat außerdem der Wald den Kulturen weichen müssen, denn Ceylon ist etwa ebenso dicht bevölkert wie das gleichgroße Ost- und Westpreußen. Doch bietet gerade die vorgeschrittene Kultivierung der Insel bequeme und gefahrlose Gelegenheit zum Studium der Tropennatur, der Botanische Garten von Peradeniya (S. 117) eine Zusammenstellung von Tropenpflanzen, wie sie sonst nur in Java (S. 200) wiederzufinden ist.--_=Ackerbau=_ ist Hauptbeschäftigung; Reis, Früchte, Fisch und Gemüse sind die Hauptnahrung der Eingebornen. Die Insel ist die Heimat der Zimtbäume (Cinnamomum ceylanicum), der Piper-Arten (Chavica Roxburghii) und vieler Kukurbitazeen, während zahlreiche Kulturgewächse andrer Länder zugleich eine fruchtbare Stätte gefunden haben.--Früher wurde viel Kaffee gebaut; seitdem aber dessen Pflanzungen durch den Pilz Hemileia vastatrix vernichtet worden sind, sind die Teeplantagen an deren Stelle getreten; Tee ist jetzt der wichtigste Ausfuhrartikel der Insel. Außerdem sind wichtig: Kakao, Tabak, Zimt (Regierungsmonopol), Kautschuk, Baumwolle, Kokosöl.
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Die Viehzucht ist beträchtlich. --Die Landstraßen sind für Automobilfahrten geeignet.--_=Tierwelt:=_ Der in Indien weitverbreitete Tiger fehlt (wahrscheinlich ausgerottet), während der Panther noch vorkommt. Der Lippenbär (Ursus labiatus) ist ein Charaktertier Ceylons. Der Elefant ist wild und gezähmt vorhanden und spielt als Last- und Reittier eine wichtige Rolle. An Reptilien ist die Familie der Schildschwänze (Uropeltidae), von Amphibien die interessante Blindwühle (Ichthyophis glutinosus) zu nennen. Die Küsten werden manchmal von der indischen Seekuh (Halicore) besucht, im Golf von Manár wird Perlenfischerei (stark zurückgegangen) ausgeübt. =Geschichtliches=: Schon die Griechen und Römer kannten das an Edelsteinen und Gewürzen reiche, von ihnen _Taprobane_ genannte Ceylon. Die Insel wurde seit 543 v. Chr. von Fürsten beherrscht, die aus Nordindien stammten, und von denen bis 1815 im ganzen 165 herrschten. 245 v. Chr. wurde die Lehre des Buddha in Ceylon eingeführt. Im 8. Jahrh. ließen sich mohammedanische Araber auf Ceylon nieder. Seit 1505 begannen die Portugiesen regelmäßigen Verkehr mit Ceylon, machten sich aber so verhaßt, daß der König die Holländer zu Hilfe rief. Die Portugiesen wurden 1632-58 verdrängt, und die Holländer besetzten das Küstenland. Im Kriege zwischen England und Holland wurde Ceylon von den Engländern besetzt und 1802 förmlich an sie abgetreten; 1815 wurde die Insel nach Beseitigung des eingebornen Fürsten englische Kronkolonie; ihre Verwaltung ist durchaus unabhängig von der des festländischen Vorderindien. =Reisepläne für Ceylon.= Auf 3 _=Tage=_. 1. u. 2. Tag: Colombo und Fahrt nach Peradeniya und Kandy. 3. Tag: Colombo, Kelanitempel, Museum, Mount Lavinia.--_=Auf 5 Tage.=_ 1. Tag: Peradeniya und Kandy. 2. u. 3. Tag: Nuwara Eliya mit Pedrotallagalla. 4. Tag: Rückfahrt über Kandy nach Colombo. 5. Tag: Colombo mit Mount Lavinia.--_=Auf 10 Tage.=_ 1. Tag: Colombo. 2. Tag: Peradeniya und Kandy. 3. Tag: Kandy, Zahntempel, Lady Horton's Walk. Nm. Fahrt nach Matale, dort über Nacht. 4. Tag: Post über Dambulla nach Anuradhapura. 5. Tag: Anuradhapura. 6. Tag: Rückfahrt über Dambulla und Matale nach Kandy. 7. Tag: Fahrt nach Nuwara Eliya. 8. Tag: Nuwara Eliya, Besteigung des Pedrotallagalla. 9. Tag: Rückfahrt über Kandy nach Colombo. 10. Tag: Colombo.--_=Auf 14 Tage.=_ 1. Tag: Colombo. 2. Tag: Fahrt nach Nuwara Eliya. 3. Tag: Nuwara Eliya. 4. Tag: Besteigung des Pedrotallagalla. 5. Tag: Fahrt nach Kandy und Peradeniya. 6. Tag: Kandy. 7. Tag: Fahrt nach Matale. 8. Tag: Fahrt nach Dambulla, Felsentempel. 9. Tag: Fahrt nach Anuradhapura. 10. u. 11. Tag: Anuradhapura. 12. Tag: Rückfahrt mit Bahn nach Colombo. 13.
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Tag: Bahnfahrt nach Point de Galle und zurück. 14. Tag: Colombo. [Hand] Wer die Kosten nicht scheut, mache die Reise durch Ceylon (oder einen Teil derselben) mit _=Automobil=_, durch Cook & Son oder die Hotels in Colombo (s. unten) zu beschaffen, womöglich schon von Aden aus telegraphisch zu bestellen; man benutze möglichst leichte Wagen mit besten Reifen. Benzin ist in jedem größern Ort zu haben. Colombo. Vgl. den Plan S. 111. =Ankunft zur See.= Die Postdampfer machen an den Tonnen im Hafen von Colombo fest, der durch Wellenbrecher gut geschützt ist. Boote mit Händlern, Zauberern umschwärmen sofort das Schiff und kommen an Bord (Kabine abschließen, da die Tamulen tüchtig stehlen!). Die Landung geschieht mit Tendern der Dampfergesellschaften (frei) oder mit kleinen Booten; man achte auf sein Gepäck und weise die unverschämten Forderungen der Bootsführer zurück. 10 Min. Fahrt bis zur Landungsbrücke am Südende des Hafens kostet 1/4 Rup. = 25 cents, nach 7 Uhr Nm. 40 cents; dort liegt das Zollamt; Zolluntersuchung für Vergnügungsreisende meist ohne Schwierigkeit, die Zollbeamten sind höflich und gefällig. Beim Zollamt nehme man eine Rikscha zur Fahrt nach dem Gasthof. =Gasthöfe=: _Galle Face Hotel_ (deutscher Direktor: G. Peters), an der Galle Face Esplanade, etwa 2 km vom Landungsplatz, in schöner, ruhiger Lage am Meer, mit Garten und Seeterrasse, für längern Aufenthalt geeignet, gut geleitet; 250 Z., Pens. 10-15 Rup. (Pens. vorher vereinbaren!), Z. 4, Tiffin 1-1/2 Uhr 2,50 Rup., Dinner 7-1/2 Uhr 4 Rup.; Schwimmbad.--_Grand Oriental Hotel_, beim Zollamt an der Landungsbrücke bequem gelegen, Küche gerühmt; 154 Z. 4-6, Lunch 2-1/2, Dinner 4, Pens. 10 Rup.--_Bristol Hotel._-- _British India Hotel_, schöne Lage am Meer neben dem Fort, II. Ranges, aber von einzelnen Herren viel besucht, Pens. 5 Rup.--_Mount Lavinia Grand Hotel_, s. S. 114. Man beachte, daß alle Gasthöfe auf Ceylon zeitweise stark überfüllt sind, z. B. bei Rennen und Sportwochen in Nuwara Eliya (S. 122), bei Besuch größerer Reisegesellschaften etc., daher ist stets Voraussicherung der Unterkunft im Innern Ceylons sehr zu empfehlen! =Post u. Tel.=: Queen's Street, 5 Min. vom Landungsplatze.--=Telephon= in allen Gasthöfen und Geschäften. =Wagen= und =Rikschas= nach Tarif (s. unten). =Straßenbahnen=: Zwei Linien; eine führt vom Landungsplatz nach Kelani, die andre südl. nach Borella. Beide werden fast nur von Eingebornen und Mischlingen benutzt; Fahrpreis I. Kl. 10 cents die engl. Meile.
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=Kraftwagen= (für 2-6 Reisende) zu Ausflügen ins Innere sind durch _Cook's Office_ oder die Hotels und bei Walker Sons & Co., Fort, zu mieten; bei andern Unternehmern sollen die Preise sehr willkürlich sein (man kann ungefähr 1-1/4 Rup. für jede engl. Meile rechnen).--=Postautomobilverbindungen= (vgl. die Karte S. 107), meist recht gut, bestehen auf der Insel Ceylon bereits viele Linien und werden fortwährend vermehrt; man erkundige sich bei der Postverwaltung. =Eisenbahnen.= _Hauptbahnhof_ (_Maradana Junction_) der Linie nach Kandy sowie über Anuradhapura nach Jaffna, etwa 2 km osö. von der Landungsbrücke.-- _Fort Station_, am Hafen, dient der Linie über Mount Lavinia nach Point de Galle und Matara.--_=Eisenbahnzeit=_ wie in Indien, S. 50. Fahrpläne (_Fare tables_) auf allen Stationen für 10 cents, enthalten auch Tarife für Wagen und Rikschas für alle Orte. Europäer fahren stets nur I. Kl. So. weniger Züge als wochentags. [Illustration: Colombo 1:60000] =Dampfer=: _Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd_ (Agentur Freudenberg & Co., Tel.-Adresse: Nordlloyd-Colombo) alle 2 Wochen nach Ostasien über Penang und Singapore bzw. nach Europa, alle 4 Wochen nach Australien.--_Österreichischer Lloyd_ (Agentur Darley, Butler & Co.), nach Bombay, Calcutta, Ostasien und Europa. --_Messageries Maritimes_ (Agent P. de Bure, Telegrammadresse: Messageries-Colombo), nach Indochina, Ostasien, Australien, Europa; Zweiglinie nach Pondichéry und Calcutta.--Außerdem zahlreiche englische Linien (_Peninsular & Oriental Co._, _Orient Line_, _British India Line_, _Bibby Line_ etc.) nach allen europäischen, indischen und ostasiatischen Häfen. Fahrpreise und Fahrpläne sind häufig Änderungen unterworfen. =Geld.= Landesmünze für Ceylon ist die Rupie (S. 49), geteilt in 100 cents. Im Umlauf sind folgende Geldstücke: Pfund Sterling englisch in Gold = 15 Rup.; Silbermünzen zu 1 Rup., 50, 25 und 10 cts.; Nickel zu 5 cts.; Kupfer zu 1, 1/2 und 1/4 cts. Papiergeld: 1000, 100, 50, 10 und 5 Rup.-Scheine. Schecks werden nur solche auf Ceylon-Bankhäuser in Zahlung genommen. _=Kreditbriefe=_, vgl. S. 7. Indisches Papiergeld ist nur mit Verlust anzubringen, dagegen wird indisches Silbergeld genommen, nur nicht die Zwei-Annasmünzen. =Banken=: _Freudenberg & Co._, Korr. der Deutschen Bank, Dresdner Bank, Disconto-Gesellschaft und Deutsch-Asiatischen Bank;--_National Bank of India_, Korr. der Allg. Deutschen Creditanstalt in Leipzig;--_Chartered Bank of India, Australia & China;_ --_Hongkong & Shanghai Bank;_-- _Mercantile Bank of India Ltd.;_ sämtlich Korrespondenten der Berliner Disconto-Gesellschaft.--Größere Beträge lasse man sich hauptsächlich in 50 und 100 Rup.-Scheinen, _nicht_ nur kleinen (5 und 10), zahlen. =Sprache.= Das Singhalesische (Elu) ist mit Indisch durchsetzt, daneben ist auch das Tamul (Sprache der Tamulen) vorherrschend, außerdem Hindostani.
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Die Nachkommen der Portugiesen sprechen verdorbenes Portugiesisch, die Mauren verdorbenes Arabisch. Die kirchlichen und philosophischen Schriften der (buddhistischen) Singhalesen sind in Pâlisprache abgefaßt. =Tempelgelder.= In buddhistischen Klöstern und Tempeln liegt meist ein Fremdenbuch aus; man trage sich ein und gebe dabei (für 1-2 Personen) 1 Rup., weise dann andre Gabenforderungen ab. =Reisebureau=: _Thos. Cook & Son_, 1 Victoria Arcades, York Street; besorgt auch Automobile (womöglich schon von Aden aus telegraphisch zu bestellen); hier sind Reisehandbücher (_Cook's Handbook Ceylon_) zu haben.-- =Führer= tragen dunkelblaue Röcke mit grünen Aufschlägen und müssen Zeugnis und Tarif (_pocket register_) vorzeigen; Lohn für die erste Stunde 50 cts., jede Stunde mehr 25 cts. Man sehe sich vor bei der Wahl des Führers. =Literatur=: _Henry W. Cave_, The Book of Ceylon, reich illustriert (Lond. 1908); _Norddeutscher Lloyd_, Automobiltouren auf Ceylon (Bremen 1910). =Konsulate=: _Deutsches Reich_, Konsul Reinhart Freudenberg.--_Österreich-Ungarn_, beauftragter Konsul R. Freudenberg. =Polizeiamt=: Belästigungen und unverschämte Forderungen von Kutschern, Kulis etc. melde man sofort dem nächsten Polizisten; die Polizei ist streng und gefürchtet. =Ärzte=: Prof. _Castellani_ u. Dr. _Gordon_ im Galle Face Hotel; _Llewellyn Thomas_; _Jas. Craik_; _J. Rockwood_; Zahnarzt Dr. _Sidney Same_.--=Apotheke= im Warenhaus _Cargill's & Apothecaries Co._ =Buchhandlungen=: _H. W. Cave & Co._ (Reisehandbücher für Ceylon) und im Warenhaus _Apothecaries Co._ =Photographien=: _Plate_ (Deutscher), hat hübscheste Ansichten, verkauft Films etc. und entwickelt; _Colonial Photographic Co._, Victoria Arcade, Fort (gegenüber Grand Oriental Hotel), auch Films und Platten etc.--_Colombo Apothecaries Co._, neben Grand Oriental Hotel; stellen Reisenden Dunkelkammer frei und haben Ansichten, Volkstypenbilder etc.--_Skeen & Co._, Chatham Street. =Geschäftsadressen=: In der Geschäftsstraße an der Landungsbrücke Basare mit Teppichen, Ebenholzschnitzereien, Sandelholzsachen, Gold- und Silbersachen, geschliffene Steine; beim Einkauf besonders von Steinen ist Vorsicht geboten, da vieles unecht ist, und man stets stark herunterhandeln muß. Schildpattschmucksachen, Mondsteine, Katzenaugen, Kuriositäten, Ebenholzsachen etc. bei _D. F. de Silva_, Chatham Street 7, und _Don Theodori & Co._, Chatham Street 40. Steine gut und reell (aber handeln!) bei _Caffoore_ im Bristol Hotel. =Vereine=: _Deutscher Verein._--_Colombo Club_, Galle Face Esplanade.-- _Golf Club._ =Zeiteinteilung.= 1. Tag: Vm. Fahrt durch die Stadt nach Kelani; Nm. nach Mount Lavinia.--2. Tag: Victoria Park und Museum. Längern Aufenthalt benutze man zum Ausflug ins Gebirge. =Geschichtliches.= Colombo wurde 1505 von den Portugiesen zur Handelsniederlassung gemacht, dann 1518 befestigt. Nach langer Belagerung eroberten die Holländer 1658 den Platz und befestigten ihn stark. 1796 bemächtigten sich die Engländer des guten Seehafens, der erst seit den 70er Jahren des 19. Jahrh.
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an Stelle von Point de Galle zu Bedeutung gelangte. =Klima= (vgl. S. 108). Die Sonnenwärme in der freien Sonne ist in Colombo fast stets so groß, daß Europäer sich durch Tropenhelm und Tropenkleidung, Sonnenschirm und Sonnenbrille etc. dagegen schützen müssen. _Man meide es, ohne dringende Ursache zwischen 10 Uhr Vm. und 4 Uhr Nm. auszugehen!_ Sonnenstich und andre Schäden sind besonders bei frisch aus Europa gekommenen Fremden nicht selten; Alkoholgenuß ist vor Sonnenuntergang zu meiden. Man richte sich bei längerm Aufenthalt nach der Lebensweise gebildeter, am Orte akklimatisierter Europäer! =Colombo=, von den Engländern zur Hauptstadt Ceylons gemacht, hat etwa 180000 Einw., meist Singhalesen (S. 106), dann Tamulen (von der Malabarküste), die kräftiger und arbeitsamer sind, und Mauren; ferner Parsen, Juden, Malaien und Mischlinge. Das Volksleben ist bunt und sehr interessant.--Die Stadt liegt unter 6° 56' nördl. Br. an einer Bucht, die durch einen 1,5 km langen Hafendamm nach W. und einen Wellenbrecher nach N. gegen Seegang geschützt wird. Ein großes Trockendock sowie andre Einrichtungen zur Ausbesserung von Seeschiffen sind vorhanden. Nördl. von der Hafenbucht mündet der Fluß _Kelani_ (Kelaniya Ganga). Das europäische Viertel am SW.-Ende des Hafens hat ein _Fort_, neben dem der hohe _Leuchtturm_, zugleich Uhrturm, steht; dicht dabei die Zeitsignalstation und südl. davon ein freier Platz, die _Esplanade_, an der die Residenz des Gouverneurs, _Queen's House_ (Pl. 1), mit der Vorderseite nach See liegt. Kasernen liegen südl. vom Palast. Colombo besitzt mehrere Kirchen, Buddha- und Schiwatempel, ein Museum, zwei Bibliotheken und große Wasserwerke, die das Wasser 48 km weit herleiten. Die Eingebornenstadt _Pettah_ mit engen Straßen liegt nö. vom Europäerviertel längs der Ostküste des Hafens.--Der Handel von Colombo ist sehr bedeutend, da fast die ganze Einfuhr (Reis, Kohlen, Baumwollwaren, gesalzene Fische etc.) sowie die Ausfuhr (Tee, Zimt, Kokosöl, Kokosnüsse, Kaffee, Graphit, Chinarinde, Kopra, Kautschuk etc.) für Ceylon über Colombo geht. Er befindet sich fast ganz in englischen Händen. _=Rundfahrt=_ (mit Rikscha) durch die Stadt kann fast planlos geschehen, weil Colombo reich an malerischen Wegen ist; man beachte, daß das Geschäftsleben sich nahe dem Hafen abspielt. Von der Landungsbrücke der Boote gelangt man in die _York Street_; l. Marmorstandbild der Königin Viktoria, r. Grand Oriental Hotel und l. Victoria Arcades. Dann am Postamt (Pl. 2) vorbei über die Esplanade zum Galle Face Hotel. Weiter am Strand entlang an den Kasernen vorbei zum Standbild von Sir E. Barnes, dann r. an einem alten holländischen Glockenturm (Pl.
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4) vorbei über den Marktplatz mit dem Rathaus (_Town Hall_, Pl. 5). Dort führt l. die _Sea Street_ zu zwei malerischen kleinen Hindutempeln, während nach r. die _Wolfendahl Street_ zu der alten hochgelegenen holländischen _Wolfendahl-Kirche_ führt (*Aussicht auf Stadt und Hafen). Dann nö. weiter nach der katholischen _Kathedrale St. Lucia_ und an andern Kirchen vorbei zu dem (r.) schönen Hause _Uplands_ und weiter durch die malerische Fischervorstadt _Mutwal_ bis zum Fluß und zurück durch _Grand Pass Road_ bis _Skinners Road_, nun l. diese Allee entlang bis zum Maradanabahnhof; von hier westl. bis zum Süßwassersee und an diesem entlang zum Gasthof zurück.--Ein andrer Rundweg führt vom Galle Face Hotel über die Brücke, dicht hinter dem Hotel, nach _Slave Island_ und dann am Rande des malerischen Sees vorbei an dem hübschen Wohnsitz des kommandierenden Generals für Ceylon in den _Victoria Park_. Man beachte vorher den kleinen malerischen Buddhatempel über dem See, ungefähr gegenüber vom Generalshaus. Der Park liegt auf dem Platz alter Zimtgärten (_Cinnamon Gardens_) und ist reich ausgeschmückt. Im Park das *_Museum_ (1877 erbaut), das wertvolle historische, kultur- und naturhistorische Sammlungen für Ceylon und eine Bibliothek enthält; originelle Sammlung _Kandy-pottery_ (wunderliche Tonfiguren), ferner Teufelstänzermasken gegen jede Krankheit; Inschriftensteine aus Anuradhapura (von den deutschen Gelehrten Dr. Goldschmidt und Dr. Müller entziffert); ein Buddhazahn. Auf dem Flur ein Riesenlöwe aus Pollonarua, der als Königsthron diente, und ein *Fenster aus den Ruinen von Yapahoo. Vor dem Museum ein Standbild des Gouverneurs Gregory. =Ausflüge=: 1) =Kelaniya=. Wagenfahrt (etwa 1 St. hin) zunächst durch die enge, heiße und staubige Eingebornenstadt _Pettah_ (etwa 6 km), dann über den Kelanifluß und durch Kokospalmenpflanzungen bis (10 km) zu einem alten _Buddhatempel_ (1240 erbaut über einem 306 v. Chr. errichteten Reliquienschrein des Prinzen Yatalatissa) mit im Nirwana weltfernen Buddha, dem die weißen Blüten des Sakakibaums dargebracht werden. Beim Maivollmond hier großes Tempelfest. Auf der Rückfahrt kann man gegen SO. einen Umweg machen (2 St. Fahrt). 2) *=Mount Lavinia= mit der _Sea Coast Railway_, deren sechs Bahnhöfe in Colombo sind: _Pettah_, _The Fort_ (beim Hafen), _Slave Island_ (etwa 1/2 km vom Galle Face Hotel), _Kollapitiya_, _Bambalapitya_ und _Wellawatta_; die Bahn fährt teils durch Palmenwald, teils am Strand nach (11 km) *=Mount Lavinia= (_Grand Hotel_, Z. von 3 R. an, Tiffin 2-1/2, Dinn. 3, Pens. von 7 Rup. an), in entzückender Lage am Meer auf malerischem Vorgebirge. In der Nähe ein Buddhatempel. Sehr beliebter Ausflugsort, auch für längern Aufenthalt.
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Die Fahrt dahin im Wagen (Einsp. 10 Rup.) vom Galle Face Hotel an der Kollapitiya (Colpatty) Road entlang durch reizende Eingebornenvororte und Palmenhaine, fortgesetzt im Schatten, ist sehr lohnend.--Die Bahnlinie führt weiter über _Point de Galle_ (S. 125) nach _Matara_. 3) *=Negombo=, 37 km nördl. von Colombo, lohnender Automobilausflug (Eisenbahn von Colombo über Ragama, außerdem zweimal tägl. _Coach service_ (_Autobus_), etwa früh 7 Uhr und 2 Uhr Nm. ab Colombo, Fahrzeit 3-1/2 St., ab Negombo etwa früh 7 Uhr und 3-3/4 Uhr Nm. Fahrpreis 3 Rup.) an der Westküste Ceylons durch malerische Dörfer, Kokospalmenwälder und Zimtgärten, für Künstler und Liebhaberphotographen eine Fülle landschaftlicher Schönheit bietend; die kleine Hafenstadt _Negombo_ mit vorzüglichem Rasthaus hat 20000 Einw.; sie liegt zwischen Meer und Lagune, zeigt altholländischen Charakter mit Kanälen und verschiedenen Bauten (altes Tor, sehr malerisch). [Illustration: Mittel-Ceylon. Maßstab 1:1000000] Von Colombo nach Kandy. =Colombo-Kandy Railway= vom Hauptbahnhof; Morgenschnellzug bis (75 M = 121 km) _Kandy_ 3-3/4 St., I. Kl. hin und zurück 9 Rup., Abfahrt von Kandy Nm., Ankunft in Colombo gegen Abend. _Cooks Reisebureau_ gibt Rückfahrkarten I. Kl. 15 Rup. einschließlich 1. und 2. Frühstück im Speisewagen und Wagenfahrt in Kandy. Für eine kurz dauernde Inselreise nehme man Rückfahrkarte Colombo-Kandy, fahre mit Morgenzug, steige in Peradeninya aus, mit nächstem Zug weiter; von Kandy Rückfahrkarte nach Nurelia, auch Rückfahrt mit beiden Karten bis Polgahawela, dort Fahrt unterbrechen (Bescheinigung nötig), dann mit Rückfahrkarte Polgahawela-Anuradhapura und schließlich zurück nach Colombo. Man achte darauf, daß von Nurelia das Gepäck richtig bis Anuradhapura aufgegeben wird (sagen, daß man Fahrkarte in Polgahawela nachkauft). Die Bahnfahrt in die kühle Gebirgsgegend ist allen zu empfehlen, die unter der Tropenhitze gelitten haben; wer von Kandy weiter ins Gebirge hinauf will, nehme warme Kleidung und wollene Decken mit! Wer Zeit hat, widme mindestens eine Woche dem tropischen Berglande. Die genußreiche Fahrt führt zunächst über den Kelanifluß und weiter durch herrliche Tropenlandschaften mit vielen Palmenarten und Riesenblumen (Talipot), Brotfruchtbäumen, Jak, Frangipani etc. über (9 M) _Ragama_ (von hier Zweigbahn nach Negombo, s. S. 114) und _Mahara_ (mit Steinbrüchen für den Hafenbau) nach (16 M) _Henaratgoda_; 1,5 km vom Bahnhof sind die _Government Tropical Gardens_ (für Botaniker wichtig!) für tropische Pflanzen. Dann fährt die Bahn etwa 26 km durch dichten Kokospalmenbestand nach (34 M) _Ambepussa_, schon im Hügelland in ungesunder Sumpfgegend gelegen, wo dichte Dschungeln die Bahn umgeben. Dann folgen angebaute Flächen, Kokospalmen und Teepflanzungen.
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--(45 M) _Polgahawela_ (Bahnwirtschaft und gutes Rasthaus; 74 m); hier zweigt l. die Northern Railway nach Anuradhapura (S. 119) ab. Unsre Bahn führt weiter nach (52 M) _Rambukkana_, wo der Aufstieg ins Gebirge beginnt. Die Bahn steigt nun 22 km lang mit 1:45 Steigung bis zu 517 m Höhe. Prächtiger Pflanzenwuchs und überraschende Ausblicke (_Sensation Rock_) an jeder Biegung der Bahn; viele Tunnels und senkrechte Felswände, an denen die Bahn entlang führt. Zuweilen Blick auf das Tiefland von Colombo, dann über zerklüftete Täler. Bei (65 M) _Kadugannawa_ ist die Höhe des Ghats erreicht, die Luft wird schon kühler. Jenseit des Bahnhofs sieht man den Belungalahügel (775 m), der früher als Wachtposten diente. Nun senkt sich die Bahn wieder 40 m bis nach (71 M) _Peradeniya_, mit den berühmten *_Royal Botanic Gardens_ (S. 117); hier teilt sich die Bahn, die Hauptlinie läuft südl. ins Gebirge, eine Zweiglinie nördl. über Kandy nach Matale.--Die Bahn fährt am Botanischen Garten vorbei nach (75 M) =Kandy= (512 m; _Queen's Hotel_, gut, 112 Z. von 3 Rup. an, Lunch 2-1/2, Dinn. 4, Pens. 8-25 Rup.; _The Firs Hotel_, am See reizend gelegen, Pens. 7-15 Rup.; _Florence Villas Hotel_, klein, aber bequem, Pens. 5 Rup.; _Wagen_ in den Hotels, eine Fahrt Vm. oder Nm. 4-1/2-6 Rup.; Klub, am See; _=Banken=_: _Mercantile Bank of India Ltd._ und _National Bank of India Ltd._ [beide Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, letztere auch der Deutschen Bank]; Reisebedarf bei _Miller & Co._; _Cargills_; photographische Artikel bei _Apothecaries & Co._ und _Skeen & Co._; Ärzte: Dr. _Hay_, Dr. _Anderson Smith_), die alte singhalesische Hauptstadt von Ceylon, mit 26519 Einw., darunter viele Europäer, malerisch an einem kleinen, vom Gebirge halbumschlossenen See gelegen; hat einen 1600 erbauten, jetzt halbverfallenen großen Königspalast, 4 Hindutempel, 12 Buddhatempel, darunter den sehr heiligen mit dem Zahn Buddhas (Dalaba). Abgesehen vom Eingebornenviertel ist Kandy modern angelegt; während die Eingebornenhäuser dicht beieinander auf der Talsohle stehen, sind die Bungalows der Europäer rings an den Berghängen im Grünen versteckt. Vor Queen's Hotel breitet sich der malerische See von Kandy aus.
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Das Klima von Kandy ist erfrischend, obgleich bei Tage die Hitze noch empfindlich wird; Abende und Nächte sind kühl; Zimmertemperatur im Dezember 20-25° C.--Der Zahntempel zu Kandy, *=Dalaba Maligawa=, ist eins der großen buddhistischen Heiligtümer; durch eine zinnengekrönte Umfassungsmauer mit Graben gelangt man in eine große Vorhalle und von da in den innern Hof, wo auf niedrigem Unterbau der eigentliche Tempel, die _Vihara_, steht (zudringliche Priester und Bettler, man gebe einmal eine Kleinigkeit; vgl. Tempelgelder S. 112). Man steigt auf enger Treppe ins Allerheiligste, wo die Reliquie auf silbernem Tischchen unter glockenförmigem, goldenem Behälter, der mit Diamanten und Perlen besetzt ist und auf goldener Lotosblume ruht. (Der »Zahn Buddhas« soll so groß wie ein Krokodils-, Ochsen- oder gar Elefantenzahn sein; über seine Echtheit bestehen um so mehr Zweifel, als die Reliquie 1560 in portugiesische Gewalt fiel und vom Erzbischof von Goa feierlich verbrannt wurde, trotzdem der König von Pegu 20 Mill. Francs Lösegeld geboten haben soll; König Wikrama Bahu von Ceylon ließ aber bald darauf durch Priester verkünden, der echte Zahn sei gerettet, die Portugiesen hätten einen falschen verbrannt.) Die Reliquie wird selten gezeigt.--Die bunten Fresken im Tempel stellen die Höllenstrafen, besonders für die Untugenden des weiblichen Geschlechts, dar.-- Sehenswert sind die kostbar gebundenen heiligen Schriften auf präparierten Talipotpalmblättern in einem achteckigen Pavillon des Tempels (man gebe dem Priester 1 Rup. für die von ihm überreichten Buddhasprüche auf solchem Palmenblatt).--In der Nähe ist in kleiner Kapelle ein großer Buddha zu sehen. Neben dem Tempel steht der renovierte Königspalast (jetzt Besitz des Gouvernements, von dem Gouvernementagenten bewohnt; sehenswert ist die alte Audienzhalle mit herrlich geschnitzten Säulen, jetzt Gerichtssaal, ferner ein _Museum_ mit altsinghalesischer Kunst (dort wird vor den Besuchern gewebt, geschnitzt etc.). Spazierfahrt über _Lady Horton's Walk_ und _Lady Gordon's Walk_ ist gegen Abend sehr lohnend; der Weg führt rings um den See und den Talkessel an den Höhen hinauf mit vielen prächtigen Ausblicken auf Kandy und das Tal des Mahawelli Ganga. _Gregory Road_ führt durch herrlichen Wald mit Ausblicken auf den See. _Lady Black's Walk_ führt nach Peradeniya.--Eine Rikschafahrt gegen Abend bis zum Flusse nach dem Elefantenkral bietet Gelegenheit, (zahme) Elefanten baden zu sehen; dann fahre man über die Mahawelli Ganga-Brücke bis zu dem interessanten Dorfe _Katugastota_. In einem Park in Kandy liegt der schöne Wohnsitz (_King's Pavillon_) des Gouverneurs von Ceylon.
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[Hand] _Schlangen kommen in der Umgegend von Kandy vor, besonders Cobra und Carawilla, auch_ _Blutegel und Skorpione_, die sich im Unterzeug festsetzen, weshalb man nach Spaziergang auf Rasen oder in weglosem Wald und Garten nachsehen sollte. Solange man auf Kieswegen und Straßen bleibt, besteht keine Gefahr! =Ausflug= nach (5 km) *=Peradeniya= (gutes _Rasthaus_ mit Betten), mit Bahn in 10 Min. zu erreichen, am besten mit Wagen (1/2 St.) durch eine hübsche Vorstadt von Kandy, wo jedes Haus von Palmen, Brotfruchtbäumen und Kaffeebüschen umgeben ist und auf den Dächern Ananas wachsen. Am Bahnhofswege liegen die Bungalows der am Botanischen Garten angestellten Naturforscher. Die *=Royal Botanic Gardens in Peradeniya=, gegründet 1819, sind 60 ha groß und enthalten eine nahezu vollständige Sammlung aller wichtigen Tropenpflanzen der Erde. (Ein guter Plan des Gartens nebst Führer ist am Eingang zu 25 cts. zu bekommen.) Der Garten enthält Denkmäler der verdienten Direktoren Dr. _Gardiner_ und Dr. _Thwaites_. Einzelne Singhalesengärtner sind gute Führer für den Park.--Den Eingang bildet ein großer Dom alter Gummibäume (Ficus elastica) mit wirren, freiliegenden Wurzeln. Vor dem Portal stehen drei Baumriesen: ein Mahagonibaum, ein südamerikanischer Fruchtbaum (_Chrysophyllum_) und ein Nutzholzbaum (_Pterocarpus indicus_) aus Birma. Man fahre nun langsam durch den Garten und steige gelegentlich aus, um kleine Ausflüge zu Fuß auf den Promenadenwegen seitlich von den Fahrwegen zu machen. Zu beiden Seiten der Einfahrt stehen zwei mächtige westafrikanische Ölpalmen (_Elaeis guineensis_), dicht dabei eine Gruppe einheimischer und fremder Palmen: die Kokospalme (_Cocos nucifera_); _Areca Catechu_: die kubanische Königspalme (_Oreodoxa regia_); die Dattelpalme (_Phoenix dactylifera_) aus Nordafrika; _Areca concinna_; _Loxococcus rupicola_ und die wundervolle Coco de mer (_Lodoicea sechellarum_) von den Seychellen, deren Frucht früher als heilkräftig galt. Der _Mahawelli Ganga_ umgibt mit einer starken Windung den Park von drei Seiten. Eine lange, gerade Allee von hohen, schattigen Bäumen mit vielen Zierblumen dazwischen führt quer durch den größten Teil des Parks; von ihm zweigt sich ein andrer Fahrweg ab, der zur Wohnung des Direktors, auf kleiner Anhöhe gelegen, führt; dieser Bungalow ist von den seltensten Pflanzen mit den farbenprächtigsten Blüten umgeben. Sehr sehenswert ist der *_Farngarten_ an einem Bach im Schatten großer Bäume mit den seltsamsten kleinen und Riesenfarnen; ferner die Orchideen, blühenden Schlingpflanzen, Lianen, Trompetenblumen, Ipomoeen (Trichterwinden), die _Bauhinia scandens_ und _racemosa_ (wie ein Ankerkabel aussehend).
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Am Ufer des Mahawelli Ganga stehen hohe Bambusgebüsche, darunter der bis 40 m hohe birmanische Riesenbambus (_Dendrocalamus giganteus_), dessen Wurzelschößlinge nach der Regenzeit (im Juni) austreiben und in 2-3 Monaten diese enorme Höhe erreichen. In der Nähe ist eine prachtvolle Oreodoxa-Palmenallee. In einem Teich wachsen Lotosblumen, Wasserrosen und andre Nymphäen sowie die mächtige _Victoria regia_; in der Nähe Nutzpflanzen: Kakao-, Kaffee- und Gewürznelkensträucher, Zimtbäume, Vanille, Erythroxylon coca (Kokain), Manihot (Tapioka), Pfeffer, Sagopalmen, Indigo- und Jutepflanzen, Citronellagras u. a.; ferner eine Muskatnußbaumallee. Auch die tropischen Giftbäume sind vertreten; der javanische Upas (_Antiaris toxicaria_), der Pfeilgiftbaum (unter den man sich nicht stellen soll) u. a., ferner verschiedene Gattungen von Kautschuk- und Guttaperchabäumen (_Castilloa elastica_, _Hevea brasiliensis_); außerdem prächtige Gruppen von Agaven, Cycas, Eucalyptus und (am Ende des Gartens) seltsamen Pandanusarten. Von merkwürdigen Pflanzen seien noch erwähnt: die _Mimosa pudica_, die insektenfressenden _Nepenthes_-Arten mit riesigen kannenähnlichen Blättern, der nachts seine Blätter schließende südamerikanische Regenbaum (_Pithecolobium Saman_), der Sandbüchsenbaum (_Hura crepitans_), dessen Früchte mit lautem Knall platzen, der Kanonenkugelbaum (_Couroupita guianensis_). Von den zahllosen Palmenarten ist eine der schönsten die in mehreren Alleen angepflanzte, in Ceylon heimische Talipotpalme (_Corypha umbraculifera_); ihr kerzengerader weißer Stamm wird mehr als 30 m hoch, ihre Gipfelkrone entwickelt riesige Blattfächer; im Alter zwischen 50 und 80 Jahren blüht die Palme ein einziges Mal und stirbt dann ab. Sehr interessant ist der sogen. »Baum der Reisenden« (_Ravenala madagascariensis_), eine prächtige Musazee, die in ihren Blattscheiden schmackhaftes, kühles Wasser ansammelt. Der Garten ist voll tropischer Vögel, Eichhörnchen und Fliegender Hunde. Im Garten ist ein sehenswertes *_Museum_ (tropische Hölzerarten, Pflanzenfasern, Drogen, getrocknete Früchte u. a.) und daneben eine _botanische Versuchsstation_ (sehenswert, mit riesigem Garten für sich, Direktorwohnung und Wirtschaftsgebäuden) für landwirtschaftliche, chemische und zoologische Untersuchungen (auch für Mikroskopie und Photographie), dessen Benutzung auf Antrag beim Direktor des Gartens (_J. C. Willis_) auch fremden Forschern gestattet wird. Man fährt vom Hauptgarten in kleinem Boot über den Fluß und meldet sich im Kontor des Direktors, nachdem man sich an der Landungsstelle in ein Buch eingeschrieben hat. Gegenüber vom Bahnhof eine Teepflanzung nebst Fabrik und in der Nähe die Kakaopflanzung _Gangaruva_. =Ausflug= nach =Lanka Telika=. Die Umgebung von Kandy bietet Gelegenheit zu lohnenden Ausflügen, worüber »_Burrow's local guide to Kandy_« Auskunft gibt. Rikschafahrt (etwa 1-1/2 Rup.) zum Mahawelli Ganga, dann mit Fähre übersetzen und 20 Min.
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zu Fuß zum Felsentempel (_Rock temple_), wo in Granithöhle ein 10 m langer schlafender Buddha aus dem Felsen gehauen, grell bemalt.--Drei ganz verschiedene Buddhatempel kann man besuchen, indem man von Kandy zunächst 8 km auf der Straße nach Kadugannawa zu fährt, dann auf schmalem Pfad reitet, zunächst zu dem neuen, aber schön zwischen Felsenhängen gelegenen Tempel von _Gadaladenya_, dann zu dem alten, halbverfallenen Tempel von _Galangolla_ und schließlich zu dem architektonisch seltsamen, auf dem Gipfel eines Felsens erbauten Tempel von _Lanka Telika_. Den Wagen trifft man auf Verabredung wieder 14 km von Kandy auf der Straße nach Gampola. Von Kandy nach Anuradhapura. =Northern Railway= von _Kandy_ über _Polgahawela_ nach (111 M) _Anuradhapura_ in 5-1/2 St. Von Colombo direkt in 5-3/4 St. Von Kandy nach (30 M) _Polgahawela_ s. S. 115. Von hier geht die Northern Railway nördl. über (43 M) =Kurunegala= (_Rasthaus_), der Hauptstadt der NW.-Provinz, die auf einem vereinzelten, über 300 m hohen Felsen mitten in der Ebene liegt (*Aussicht).--Nicht weit nö. das alte Buddhistenkloster _Ridi Vihare_, sehr malerisch auf einer Anhöhe.--Weiter führt die Bahn über (70 M) _Maho_ (von hier Ausflug nach [7 km, davon etwa 2 km Fußweg durch Dschungeln] =Yapahu=, wo einer der malerischsten alten Tempel, der _Malagawa_, früher Aufenthalt des heiligen Zahns von Buddha, liegt; der Tempel hat prächtige Treppenanlagen und seltsame Fenster mit reichem Bildhauerschmuck; man bitte den Station Master der Abfahrtstation in Maho-Station einen Wagen [Bullock car] telegraphisch vorauszubestellen).--Die »Northern Railway« führt weiter nach (111 M) _Anuradhapura_ (s. unten) und über den _Elephant Pass_ (Meerenge) nach (230 M) _Jaffna_ (S. 124) an der Nordspitze Ceylons sowie bis zur Hafenstadt (241 M) _Kankesanturai_ (s. 124); Fahrzeit von Colombo bis Jaffna 12-1/2 St., bis Kankesanturai 13 St. Um das Innere Ceylons kennen zu lernen, fährt man von _Kandy_ am besten, wenn man die Kosten nicht scheut, mit Privatautomobil (s. S. 110), eine herrliche Fahrt, bis Anuradhapura auf guter Fahrstraße; oder zunächst mit der Bahn nach (26 km) _Matale_ (Rasthaus gut, Ankunft vorausmelden; Verpflegung zu haben), einem blühenden Dorf mitten in Teepflanzungen. Von Matale nach Dambulla fährt täglich ein Postautomobil (etwa 10 Uhr Vm. ab) in 4-1/2 St., Fahrpreis 6 Rup., von da weiter nach Trincomali in 18 St., Fahrpreis 15 Rup. Der Weg führt bald hinter Matale an dem sehenswerten Buddhatempel _Alu Vihara_ vorbei, dessen Kloster über der Straße malerisch zwischen Felswänden liegt.
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Kurzer Aufenthalt in (48 km) _Nalande_ (Rasthaus gut, mit Verpflegung, liegt unter einem riesigen Tamarindenbaum versteckt); dann folgt schöne Berglandschaft, bis (72 km) _Dambulla_ (Rasthaus so gut wie ein Gasthof), großem Dorf am Abhang eines dunkeln Felsens mit Höhlentempel. (Ausflug mit Automobil oder Bullockcar nach (24 km) *=Sigiri=, senkrechter Felsen mit herrlichen Ruinen aus der Ebene aufsteigend, einst starke Feste, aus dem 5. Jahrh., mitten im Wald; nach Sigiri floh König Kasyapa, nachdem er seinen Vater Dhatu Sena ermordet hatte. Der Rasthauswart von Dambulla hilft bei Anordnungen für den Ausflug; in Sigiri ist auch ein Rasthaus.) Dann mit Privat-Bullockcar (beim Rasthauswart in Dambulla vorausbestellen) weiter auf hoher Brücke über den _Mirisgoni Oya_ nach (93 km) _Kekerawa_ (gutes Rasthaus); von hier kann man auf gutem Fahrweg (13 km) den großen Wasserbehälter von _Kalawewa_ besuchen (Staudamm erbaut im Jahre 460 vom König Dhatu Sena), der mehr als 100 Dörfer und die Stadt Anuradhapura mit Wasser versorgt. Von Kekerawa durch einförmigen Wald über (113 km) _Tirapane_ (Rasthaus) nach (135 km) =Anuradhapura= (_Hotel Anuradhapura_, gut, Pens. 10 Rup.; Führer und Auskunft zu haben; in der Nähe wohnt der englische Government Agent; Postautomobil tägl. nach Trincomali, gegen 2 Uhr mitt. vom Hotel, Fahrpreis etwa 30 Rup.; man erkundige sich vorher, vgl. S. 110), jetzt großes Dorf, ehemals Hauptstadt von Ceylon, wurde um 500 v. Chr. vom König Anurado erbaut (von Ptolemäus _Annurogrammum_ genannt) und war dann viele Jahrhunderte die prächtigste Kultusstätte des Buddhismus. Der chinesische Pilger _Fa Hiam_ schilderte 412 n. Chr. seinen Besuch der Stadt; er staunte über »die Pracht der Bauwerke, den Reichtum der edelsteinbesetzten Statuen, die überwältigende Größe der Dagobas, die Zahl der Priester, die in der Stadt mehr als 5000, im Kloster zu Mihintale an 2000 betrug«. Etwa 2 Jahrhunderte später schreibt das singhalesische Buch Lankawistariyaye: »Die Entfernung vom Haupttor zum Südtor beträgt 4 Stundenmärsche, ebenso vom Nord- zum Südtor. Hauptstraßen sind die Mondstraße, die König Hingururek-Straße und die Mahawellastraße, deren erstere an 11000 Häuser zählt, viele davon zwei Stockwerke hoch. Kleinere Straßen gibt es unzählige. Der Palast hat lange Reihen von Gebäuden, manche 2-3 Stockwerke hoch, und seine unterirdischen Gänge sind von großer Ausdehnung« (nach _Hans Meyer_). Mit den Einfällen der Tamulen und Malabaren verschwand die Stadt aus der Geschichte und wurde von Urwald überwachsen; seit 1872 hat der Gouverneur Gregory das Dickicht lichten und die wichtigsten Ruinen freilegen lassen.
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von Anuradhapura liegt der heilige Felsenhügel *=Mihintale= (Rasthaus), gekrönt von zwei sehr alten Dagobas und völlig bedeckt mit Ruinen von Tempeln, Klöstern und Einsiedeleien. Die Chaussee dahin führt durch Dschungeln; man sieht im Walde Dschungelhühner, Nashornvögel, Pfefferfresser, Papageien, Affen. _Rasthaus_ am Fuße des Hügels. Eine riesige Freitreppe von fast 2000 Stufen führt in drei Fluchten zum Gipfel, vorbei an der kleinen seltsamen _Ambastalawa-Dagoba_, welche die Asche des Buddhaapostels Mahindo, 3. Jahrh. v. Chr., enthält, von 50 Säulen mit dem Bilde der heiligen Gans umgeben (man besichtige auch das aus dem Felsen gehauene schöne Badebecken _Naka Pokuna_ und die Felsenzelle, _Mahindos Bett_ genannt, wo der Apostel schlief) und zur _Mahaseya-Dagoba_ (vom König Bhatiya Tissa über einem Schrein erbaut, der ein Haar von Buddhas Stirn enthält). Ein Pfad führt um die Dagoba, der prächtigen *Ausblick auf den Wald, die Dagoba von Anuradhapura und die fernen Berge von Matale gewährt. _=Rückfahrt=_ von Anuradhapura am besten mit der Northern Railway (S. 118) direkt nach Colombo oder _Kandy_; man kann aber auch von Anuradhapura mit Postautomobil (s. oben) über (53 km) _Horawapotana_ (Rasthaus) und (80 km) _Pankulam_ (Rasthaus), mit den heiligen heißen Quellen von _Chimpiddi_, nach (105 km) _Trincomali_ (S. 124) durch wilde Tropenlandschaft fahren, von da zurück nach _Colombo_ (S. 110). Von Kandy nach Nuwara Eliya. =Eisenbahn= von _Kandy_ in 6 St. nach _Nuwara Eliya_; Speisewagen im Zug. In der Reisezeit im Oktober bis Februar Zimmer vorausbestellen! Man versehe sich mit warmer Kleidung und wollenen Decken; die Zimmer werden geheizt. --Die Gebirgsfahrt ist sehr reizvoll; man beobachtet die Änderung des Pflanzenwuchses innerhalb kurzer Strecken: Tropenwald, Teepflanzungen, angepflanzte Eucalyptus, Grevillea, Casuarina; in feuchten Tälern Baumfarne, Moose, Flechten; in 2000 m Meereshöhe weite Strecken mit niedrigem Rhododendron, einzelne hohe Farnbäume, hochstämmiger Laubwald und hohe pinienähnliche Keenabäume (Calophyllum tomentosum), Aloen, auch noch Tee- und Chinchonapflanzungen sowie Reisfelder. Die Bahn führt von _Kandy_ (S. 115) über _Peradeniya_ (S. 117) nach (34 M) =Hatton= (_Hatton Hotel_; _Adams Peak Hotel_, Pens. 8 Rup.; Arzt _Dr. Thomas_ in [7 km] Norwood; _Hatton Bank;_ Wagen und Reitpferde zu haben), 1263 m ü. M.; nahebei große Teepflanzungen in den Tälern von _Dickoya_, _Dimbula_ (wo bis 1870 reiche Kaffeepflanzungen lagen, die durch einen Pilz, Hemileia vastatrix, zerstört wurden) sowie in _Maskeliya_. =Besteigung= des =Adam's Peak= (2262 m) von Hatton aus (32 km) am bequemsten, auch schon von Damen ausgeführt, obgleich nicht ungefährlich.
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Besteigung ist nur lohnend, wenn der Himmel ganz wolkenfrei ist, also meist im Februar und März. Der zuckerhutförmige Gipfel ist allen Religionen heilig (vgl. _Haeckels_ »Indische Reisebriefe«); auf ihm wölbt sich ein kleiner Tempel über der _Sripada_ (heiligen Fußstapfe). Die Pilger verehren hierin je nach ihrem Bekenntnis die Fußspur Adams, Schiwas, Buddhas oder des heiligen Apostels Thomas; es herrscht dabei erstaunliche Eintracht zwischen allen Bekennern. Nach arabischer (mohammedanischer) Sage soll Ceylon das Paradies gewesen sein, aus dem Adam vom Engel auf den Berg getrieben wurde, wo Adam so lange stand, bis sein Fuß sich in den Gneisfelsen bohrte; seine Tränen flossen zu einem kleinen See zusammen, dessen Wasser noch heute als wundertätig und heilwirkend gilt. Ehe Buddha in den Himmel zurückkehrte, berührte sein Fuß zum letzten Male den Gipfel des _Samanala_ (so wird der Adam's Pik von den Buddhisten genannt). Ähnliches erzählen die Tamulen und Malabaren von Schiwa, die Christen vom heiligen Thomas. Die erste Beschreibung einer Besteigung des Piks stammt vom arabischen Arzt Ibn Batuta (1340); schon damals führten zwei Pilgerwege hinauf: der rauhe beschwerliche Baba- (Adams-) Weg und der bequemere Mama-(Evas-) Weg; ersterer führt zuletzt auf eingehauenen Stufen eine steile Felswand hinauf, für die fromme Pilger Festhalteketten gestiftet haben; die letzte ist die »Kette der Erkenntnis«, weil sie plötzlich einen Ausblick in einen Abgrund gewährt (nach _Cäcilie von Rodt_, »Reise einer Schweizerin um die Welt«). Wenn man von Kandy Wagen, Träger und Führer vorausbestellt, kann man die Besteigung von Hatton in einem Tag ausführen; doch übernachtet man gewöhnlich in einer Hütte auf dem Gipfel, um den Sonnenaufgang und dabei den merkwürdigen Schatten des Piks zu sehen. Proviant mitnehmen! Der Aufstieg wird jährlich von Tausenden von Pilgern jedes Alters und Geschlechts ausgeführt, ist aber für Personen, die an Schwindel leiden, nicht völlig sicher! Man fährt mit Wagen von Hatton bis (22 km) _Laxapana_ (guter Gasthof); dann ist noch Reitweg etwa 5 km (Pferde mitnehmen von Hatton). Tragsessel sollen in Laxapana zu haben sein. Der steile Aufstieg von etwa 460 m führt anfangs noch durch Teepflanzungen auf ausgetretenen Wegen zum Tempelchen auf dem Gipfel.
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Von Hatton führt die Bahn zunächst etwas bergab nach (41 M) _Talawakele_ und steigt von da gleichmäßig nach (54 M) _Nanuoya_ (1613 m), dann umsteigen und auf Zweiglinie mit weiterer Steigung von 280 m in zahlreichen Windungen bis zur Endstation (61 M, 98 km) =Nuwara Eliya=, englisch abgekürzt _Nurelia_ (1893 m; wegen Vorausbestellung der Unterkunft vgl. S. 110! _Grand Hôtel_ [deutscher Manager P. Werner], 122 Z. von 3-1/2 Rup. an, Lunch 2, Dinner 3, Supp. 1-1/2, Pens. [wenigstens 3 Tage] von 11 Rup. an, gut; _St. Andrews Hotel_ [deutscher Besitzer Humbert], Pens 8-10 Rup., einfacher, aber gut und in bester Lage; _New Keena House_, kleines Familienhaus, zum Grand Hôtel gehörig, Pens. 12 Rup., 18 Z.; außerdem Pensionshäuser und Klubhaus; _National Bank of India Ltd._, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank), auf einer Hochebene gelegen, besteht aus vielen, zum Teil im Wald oder Garten versteckten Bungalows, darunter der Sommersitz des Gouverneurs. Von November bis April ist es von den Europäern auf Ceylon sehr besucht; in dieser Zeit heiße Tage, aber kalte Nächte. Von Mitte Mai bis Mitte September im SW.-Monsun nasses und kaltes Wetter; Mitte Oktober bei Eintritt des NO.-Monsuns Regen und Sturm. Das Klima ist sehr feucht, aber im Gegensatz zum Tropenklima sehr gesund und erfrischend, die Gegend fieberfrei; Luftwärme im Jahresmittel 14,1° C, im Januar 13,1°, im Mai 15,5°, im Juli 13,8°, im Oktober 14,4°; gelegentlich tritt Frost auf, aber die Sonnenwirkung ist doch stets kräftig. 202 Regentage im Jahre.--Nahe bei Nurelia eine Teefaktorei (_Naseby Estate_), wo man die Bearbeitung des Tees beobachten kann (interessant). Längerer Aufenthalt in Nuwara Eliya bietet Ausflüge zu Pferde oder im Wagen auf der Hochebene nach dem _Rambodapaß_ (hin und zurück 10 km; jenseit des Passes Teefaktoreien, Betrieb gern gezeigt); um den See (10 km); um die _Moon Plains_ (15 km); 2 Tage fordert ein Ausflug zu Pferd nach den _Horton Plains_ (großes Rasthaus, sehr gut, Platz vorausbestellen), 45 km von Nuwara Eliya, in wilder Gebirgsgegend an schroffen Abhängen. Herrlicher *Blick in der SW.-Ecke (2100 m) von Horton Plains, bei »_World's End_«, senkrecht 1500 m hinab ins Tiefland. Man hüte sich vor dem weichen Moorgrund, der bei Nuwara Eliya häufig vorkommt. (Horton Plains und Elk Plains sind Eldorados für Jäger: Hirsche, Rehe, Wildschweine, Hasen, Fasanen, sogar Leoparden.)--Vom Grand Hôtel 3/4 St.
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bequemer Weg auf den _Single Tree Hill_, herrliche Rundschau (man nehme einen Jungen zur Führung mit, um sich nicht zu verlaufen).--Von Nuwara Eliya mit der Bahn 3/4 St. (zu Wagen 1 St.) nach =Randapola= (2070 m), herrlicher Blick ins Tiefland. =Ausflug= nach =Hakgala=, 10 km sö., mit Wagen (Zweisp. 6 Rup. hin und zurück; Rikscha 3,30 Rup.) am malerischen See entlang nach dem kleinen Botanischen Garten von =Hakgala=, der sehr malerische Ausblicke auf die Hakgala-Berge bietet. Von den Terrassen sieht man hinter einem tiefen Tale den _Mamuna-Pik_.--Von Hakgala östl. guter Fahrweg über (21 km) _Wilson's Bungalow_ (gutes Rasthaus) durch tiefe Täler über (42 km) _Etampitiya_ (gutes Rasthaus) nach (60 km) =Badulla= (gutes _Rasthaus_), der Hauptstadt der Provinz Uva, einer der ältesten und malerischsten Städte Ceylons, mitten zwischen Teepflanzungen. =Besteigung= des *=Pedrotallagalla= (engl. _Pidauru Talagala_; 2538 m), des höchsten Berges auf Ceylon, nicht zu versäumen; von Nuwara Eliya aus sehr bequem zu Fuß (auch für Damen) in 2 St. auszuführen. Der sehr gute Promenadenweg führt am Keena House vorüber durch hochstämmigen Rhododendronwald mit Keenabäumen zwischen dichtem Gestrüpp von wilden Rosen und Farnen über verschiedene Bäche durch Dschungeln. Oft trifft man Scharen schwarzer Affen. »Die Spitze trägt eine kreisrunde Steinmauer mit einem trigonometrischen Signalkreuz. Die *Aussicht trifft ringsum auf Bergland; von unten blinkt der See von Nuwara Eliya herauf, um den sich die Häuschen als dunkle Punkte gruppieren; die Straßen winden sich wie Schlangen in die Berge« (_Hans Meyer_). Auch der Adam's Peak und das Meer sind bei klarem Wetter zu sehen. Da der Berg Wetterscheide ist, trifft man oben meist sehr kalten Wind (also zuletzt langsam steigen und oben Decke oder Mantel benutzen!). Achtung beim Abstieg, der lehmige, feuchte Boden ist oft sehr schlüpfrig. =Ausflug= nach =Bandarawela=: Mit der Bahn von Nuwara Eliya über (16 km) _Nanuoya_ (S. 122) und weiter über (49 km) _Haputale_ (Rasthaus) und den höchsten Punkt der Bahn (1896 m) nach (71 km) =Bandarawela= (guter _Gasthof_), einer aufblühenden Sommerfrische, einfacher als Nuwara Eliya, aber mit dem angenehmsten Klima; von hier mit Postwagen über (23 km) _Dikwella_ nach (etwa 30 km) _Badulla_ (s. vorher). Von Bandarawela sehr schöne =Autofahrt= (s. S. 110) über _Haputale_ (s.
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oben) nach (24 km) _Haldamulla_ (Rasthaus)--von hier Seitenweg nach _Koslande_ (Rasthaus), am sehr schönen _Naulawasserfall_ vorbei in das Jagdgebiet von _Wellawaya_ (Rasthaus), dann zurück nach Haldamulla und auf der Hauptchaussee weiter über (37 km) _Beliholoya_ (Rasthaus) in romantischer Landschaft nach (56 km) _Balangoda_ (Rasthaus); von da durch prächtige, abwechselungsreiche Tropenflora nach (102 km) *=Ratnapura= (gutes Rasthaus), Provinzhauptstadt mit berühmter Edelsteingewinnung (Katzenaugen, Rubine, Türkisen, Opale, Saphire, Topase) durch Auswaschung des Lehmbodens; schönste Landschaftsbilder bieten Blicke vom Gipfel des Forts, von der Hängebrücke und der Circular Road; nahebei auf dem Saumpfad, der von der Brücke nach Gilimale führt, prächtiger *Ausblick auf den Adam's Peak (S. 121), der auch von Ratnapura aus bestiegen werden kann: Man reitet bis (11 km) _Gilimale_, einem großen Dorf, wandert von da zu Fuß über (8 km) _Palabaddala_, Pilgerhaltestelle, steigt dann steil nach (21 km von Gilimale) _Heramitipana_ (großer Pilgerbungalow) am Fuß des Peaks und hat dann noch 5 km steilen Aufstieg zum Gipfel (S. 121). Von Ratnapura Rückfahrt über _Pussella_, _Avisawella_, _Hanwella_ und _Kaduwella_ (Orte mit Rasthäusern) nach Colombo. Die =Rückfahrt= von _Nuwara Eliya_ nach _Kandy_ über (64 km) _Gampola_ (Rasthaus), Wagenfahrt auf guter Straße meist bergab, bietet bessere Gelegenheit als die Bahnfahrt, die Veränderungen des Pflanzenwuchses nach der Höhenlage zu beobachten. Etwa halbwegs in _Ramboda_ (gutes Rasthaus mit Verpflegung) liegt etwa ein Dutzend schöner Wasserfälle nahe beieinander. Von _Gampola_ mit der _=Bahn=_ zurück nach _Kandy_. Nach _Lanka Telika_ s. S. 118. Küstenfahrt rund um Ceylon. =Dampfer= der _Ceylon Steamship Co._ (Agent _Walker, Sons & Co._, Colombo) von _Colombo_ jeden zweiten Mi. u. Fr. Nm. abwechselnd nach Norden oder nach Süden; Fahrzeit etwa 8 Tage; Fahrpreis 125 Rup. Die Nordrundfahrt führt zunächst nach =Pambam= auf dem Westende der Insel Rameswaram, am Westende der _Adamsbrücke_, einer 23 km langen Kette kleiner Inseln und großer Riffe zwischen der Westspitze der Insel _Manár_ und der Ostspitze der flachen, sandigen Insel _Rameswaram_ (Eisenbahnüberbrückung nach Indien im Bau). Nach mohammedanischem Glauben soll Adam über die Adamsbrücke aus dem Paradiese (Ceylon) vertrieben sein. Pambam liegt an der einzigen Durchfahrt (_Pambam Passage_) zwischen dem Golf von Manár und der Palkstraße. *=Rameswaram= (_Ramisseram_), Überfahrt von _Mandapam_ (Endpunkt der Zweigbahn von Madura, S. 126) mit Dampfboot, hat den schönsten drawidischen *Tempel Indiens mit berühmten Heiligtümern, die von großen Pilgerscharen besucht werden. Der große Tempel steht im nördl. Teil der Insel, südl. von ihm liegt ein Frischwassersee; besonders schön sind die fast 120 m langen Tempelhallen.
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Von Pambam nordwärts dampfend, erreicht man am nächsten Morgen _Kankesanturai_, den Hafen von =Jaffna= (_Rasthaus_), einer blühenden Stadt mit alten holländischen Forts und Kirchen, Sitz amerikanischer Missionsgesellschaften. Jaffna hat sehenswerte Hindutempel sowie schöne Umgebung. _=Eisenbahn=_ von Jaffna über _Pallai_ nach _Anuradhapura_ (S. 119).--_Point Pedro_, der nächste Anlegeplatz des Dampfers, bietet nichts.--Dann steuert der Dampfer sö. =Trincomali= (_Rasthaus_); Postautomobile nach Anuradhapura (S. 119) und Dambulla (S. 119), wichtiger Kriegshafen in der Geschichte der Seekriege des 17. und 18. Jahrhunderts, wurde 1622 den Malabaren von den Portugiesen entrissen, 1639 von den Holländern erobert, 1673 den Franzosen, 1674 den Holländern, 1782 den Franzosen, 1783 den Holländern und schließlich von den Engländern seit 1795 behauptet. Im innern Hafen eine Marinewerft; der Ort ist stark befestigt und hat etwa 10000 Einw. Guter Fahrweg nach (92 km) Anuradhapura (S. 119).--In der nächsten Nacht läuft der Dampfer nach =Batticaloa= oder _Baticalia_ (_Rasthaus_), Hauptstadt der Ostprovinz Ceylons, mit berühmten Webereien, auf einer Insel in einem tief einschneidenden Meeresarm; im Gewässer nahe der Stadt leben die berühmten _=singenden Fische=_ (Cerithium palustre), eine Art Muschelfisch, deren volle, sonore Töne man in den Nächten vor und nach Vollmond im Boot belauschen kann (sehr wirkungsvoll, wenn man das Ohr durch einen Stock oder Zweig mit dem Wasser verbindet).-- Der Dampfer fährt weiter nach =Hambantota= (_Rasthaus_), einem kleinen, schlechten Hafen; in dessen Nähe an der Küste nö. liegt (34 km) =Kirinde= (_Rasthaus_), von wo ein Weg nach (13 km) _Tissamaharama_, einer der ältesten verlassenen Königsstädte von Ceylon mit sehr alten, sehenswerten Ruinen, führt. 13 km nö. von Kirinde liegt =Palutupane= (_Rasthaus_), ein vorzüglicher Platz zur Jagd auf Elefanten, Büffel, Bären, Leoparden, Rehwild und Fasanen; in den Dschungeln trifft man viele sehr alte Ruinen. Von Palutupane guter Reitweg nach (209 km) _Batticaloa_ (s. oben). Das Waldgebiet des Flusses _Yala_ ist besonders schön.--Von Hambantota läuft der Dampfer nach =Matara= (_Gasthof_ und bequemes _Rasthaus_), einer großen blühenden Stadt, Endpunkt der Küstenbahn nach Colombo.--Nach kurzer Dampferfahrt erreicht man =Point de Galle= (_Oriental Hotel_), meist nur _Galle_ genannt, sehr alte Seefestung mit 30000 Einw., aber schlechter Reede, daher seit dem Hafenbau von Colombo nicht mehr Dampferknotenpunkt. Die Umgebung ist sehr schön, der Palmenbestand wird als schönster auf Ceylon gerühmt. Landungsplatz an der Nordseite des Hafens. Mehrere Buddhistenklöster sind sehenswert.-- Rückfahrt von Galle nach _Colombo_ mit Dampfer oder mit Bahn (119 km) über _Bentota_, _Kalutara_ und _Mount Lavinia_. 6. Von Colombo über Madras(-Ootacamund) nach Calcutta. Darjeeling. Vgl.
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die Karten bei S. 96 und 64. =Dampfer= der _British India Steam Nav. Co._ meist mangelhaft, Verpflegung etc. mäßig. Von =Colombo= nach (180 Seem.) =Tuticorin= in 13 St., dann =South Indian Railway= nach (443 M, 713 km) =Madras= in 22 St. Abfahrt von Colombo gegen Abend, Ankunft in Tuticorin etwa 7 Uhr Vm.; Ankunft in Madras (Egmore) am nächsten Morgen; Fahrpreis Tuticorin-Madras I. Kl. etwa 28, II. 14 Rup. Zusammengestellte Fahrscheine, 2 Monate gültig, sind nur in Cook's Office zu haben, desgleichen solche für 2 Monate, mit Erlaubnis, überall die Reise zu unterbrechen, für die Fahrt von Colombo über Madras nach Calcutta. Fahrzeit Madras-Calcutta 43 St. auf der neuen Ostküstenroute (_New East Coast Route_). Eisenbahnzeit (_Standard Time_) ist 9 Min. früher als Madras-Ortszeit. (Über indische Bahnverhältnisse s. S. 49.) In allen Schnellzügen ist bei Tage Eis und Selterwasser zu bekommen. Die Bahnwirtschaften der South Indian Railway sind meist gut. [_Eisenbahn nach Indien über die Adamsbrücke_ ist im Bau (vgl. S. 124); die neue Linie wird über Anuradhapura (S. 119) führen und bei Medawachehiya nach Manár abzweigen, dann über Rameswaram nach Mandapam und Madura; dort Anschluß an die South Indian Railway, die über Döndigul und Trichinopoly nach Madras führt. Die Linie soll in einigen Jahren in Betrieb kommen.] =Dampfer Colombo-Madras=: _British India Steam Nav. Co._ wöchentlich, wobei sie Küstenhäfen anlaufen. =Österreichischer Lloyd= monatl. von _Colombo_ über _Madras_ (3 Tage) und _Rangoon_ (8 Tage, 2 Tage Aufenthalt) nach _Calcutta_ in 14 Tagen. =Dampfer Colombo-Calcutta=: wie nach Madras; außerdem: _Messageries Maritimes_, monatliche Zwischendampfer laufen Pondichéry an;--_Peninsular & Oriental Co._ Zwischendampfer alle 14 Tage. =Geographisches.= Die Ostküste der vorderindischen Halbinsel, die _Koromandelküste_, ist ganz flach, sandig, teilweise mit Dünenzügen besetzt, von Nehrungen begleitet und ohne alle natürlichen Häfen. Die Flüsse des Dekhans schütten vor ihr meist Deltas auf, ein Zeichen dafür, daß die Küste in langsamer Hebung begriffen ist. Hinter ihr breitet sich bis zum Abfalle der Ostghats eine durchschnittlich 100 km breite, sandige Küstenebene aus, die außerhalb der Regenzeit meist dürr und gelb aussieht und zum Teil nur mit Hilfe künstlicher Bewässerung bebaut werden kann. Sie ist reizlos und ungesund. Landschaftliche Schönheiten bieten sich dem Reisenden erst wieder dar, wenn er die Nilgiriberge (S. 128) aufsucht. Auf der Überfahrt von _Colombo_ in NW.-Richtung über den _Golf von Manár_ hat man meist bewegte See; man sieht christliche Fischerboote mit rotem Kreuz im Segel und mit Ausliegern.
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Die Dampfer ankern in _Tuticorin_ 8 km außerhalb vom Lande, die Landung geschieht auf kleiner Dampfbarkasse, die bei bewegter See 3/4 St. bis zum Landungsplatze fährt. In Tuticorin _=Zolluntersuchung=_ (S. 49); für Waffen jeder Art, auch Jagdgewehre, ist Zoll zahlbar und Passierschein erforderlich. [Illustration: Grosser Tempel in Madura.] =Tuticorin= (_Robert's Hotel_, gut; _Royal Hôtel_; _Dâk Bungalow_; _Bahnwirtschaft_; wenn der Dampfer verspätet eintrifft, wird Frühstück im Zuge angerichtet), Stadt mit 28000 Einw., Baumwollpressen und Spinnerei; _National Bank of India Ltd._, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank. Die frühere Perlfischerei ist jetzt nur noch unbedeutend (die Perlen haben keine gute Farbe). In der Nähe der Stadt große Salzfaktorei.--Hier beginnt die _South Indian Railway_ (die Wagen stehen auf der Landungsbrücke); sie fährt über (19 M) _Maniyachi_ in 5 St. durch die sandige Küstenebene nach (99 M) *=Madura= (148 m; _Bahnwirtschaft_ mit 9 Betten, gut; guter _Dâk Bungalow_, am Bahnhof; _Bank of Madras_. Fahrgelegenheiten knapp, zeitig bestellen; _Einkäufe_: Messingsachen und Gewebe in Seide und Wollmusseline, tüchtig handeln), Distriktshauptstadt mit 105984 Einw., einst Hauptstadt des Königreichs _Karnatak_. Madura, das »Athen« Südindiens, mit großartigen Trümmern und gut erhaltenen Tempeln, gilt als sehenswerteste Stadt Indiens nächst Benares (S. 90). Der *=große Tempel Meenachi= (1,5 km westl. vom Bahnhof) ist das größte religiöse Bauwerk der Erde und bildet eine kleine Stadt für sich; er ist von neun »Gopuras« (reich mit Bildsäulen geschmückte pyramidale Turmbauten, Eingangstore für die Gottheiten) umgeben, deren höchste 46 m hoch ist. Am Nordende liegt die berühmte _Halle der 1000 Säulen_ (_Sahasrastambha Mandapam_), von denen nur drei fehlen. Hunderte von Priestern halten sich in den vielen großen Räumen ständig auf. Die westl. Anlage ist Schiwa geweiht, hier _Sundareshwar_ genannt; die östl. der _Minakshi_, der fischäugigen Gattin Schiwas. Innerhalb des letztern Tempeltores liegt der gemalte Säulengang der _Ashta Lakshmi_, nach acht Statuen dieser Göttin benannt, die das Dach stützen. In der Nähe der Wasserbehälter (_Teppa Kulam_) »Tank der goldenen Lilien« (_Swarna pushpakarini_), umgeben von einem Säulengang. Es ist schwierig, sich im Tempel zurechtzufinden, man nehme einen Führer und besuche die Anlage zweimal, wenn Zeit vorhanden, womöglich einmal abends, bei wunderbarer Beleuchtung durch Tausende von Öllämpchen, besonders bei hohen Festtagen (z. B. Anfang Dezember); auch kann man sich den Juwelenschatz zeigen lassen (Auslegung kostet bei Vorausbestellung 15 Rup.), ziemlich sehenswert. Prächtig ist die neue Halle _Tirumala's Choultry_ östl. vom Tempel.--Der stilvolle _königliche Palast von Tirumala Nayak_ (2 km westl.
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vom Bahnhof) dient als englisches Regierungsgebäude.--Nördl. von der Stadt liegt jenseit des _Vaigai-Flusses_ das _Tamkam_, eine Arena für Kämpfe mit wilden Tieren, auch vom König Tirumala erbaut, jetzt Steueramt.-- 5 km östl. vom Bahnhof und nördl. vom Fluß ist ein Teppa Kulam (heiliger Wasserbehälter), in dessen Mitte eine Insel mit Tempelanlage; schöne Fahrstraße führt durch prächtige Banyanallee dahin. Der größte dieser Banyanbäume (_Ficus indica_) beschattet eine Fläche von 55 m Durchmesser. Die Bahn führt von Madura über (138 M) _Dindigul_ (Bahnwirtschaft), Stadt mit Tabakmanufaktur und alter Felsenfestung, nach (184 M) _Trichinopoly Junction Station_ (Bahnwirtschaft). =Zweigbahn= (nach Erode) nach (3 M) =Trichinopoly=, _Tritschinapalli_ (66 m; _Bahnwirtschaft_; _Dâk Bungalow_, 1,5 km vom Bahnhof; _Robert's Hotel_ in Cantonment; Spencer & Co.'s Erfrischungsräume, gut; Schlafgelegenheit im Bahnh.), Stadt von 104721 Einw., aus 17 Dörfern bestehend; Gold- u. Silberarbeiten, Webereien, Tabakmanufaktur. Nahe dem Bahnhof, im Fort am Nordende der Stadt, erhebt sich ein schroffer, 83 m hoher Felsen, Zugang zur Treppe von der Südseite, am Eingange steinerne Elefanten und Säulen; 290 weiße, steile Stufen führen hinauf; oben ein kleiner Tempel mit prächtiger *Aussicht auf Stadt, Tempel, Palmenhaine, im Hintergrund Gebirge. Adler und Geier umstreichen den Felsen.--_=Ausflug=_ mit Wagen nach (3 km) _Sri Rangam_ über die Brücke des Coleroon (_Cauvery_); etwa 1,5 km nw. von der Brücke liegt der große _Tempel von Sri Rangam_ mit schöner Umgebung, ähnlich der Tempelanlage in Madura. Eine der Hallen ist mit Edelsteinen geschmückt. Ein schöner, kleinerer _Tempel des Jambukeshwar_ liegt noch 1,5 km weiter. --Sehenswert sind auch die _Anikuts_, Dämme im Coleroon zur Bewässerung, etwa 15 km westl. und östl. von Trichinopoly. --Seitentour von Trichinopoly nach _Ootacamund_ s. S. 128. Von Trichinopoly Junction fährt der Schnellzug in 1-1/4 St. nach (226 M) *=Tanjore=, _Tandschur_ (111 m; _Bahnwirtschaft_ mit Schlafgelegenheit für 10-12 Pers.; unbequemer _Dâk Bungalow_ am Bahnhof, östl. vom Kleinen Fort, wo Ponys und Bullockwagen zu haben), Stadt mit 58000 Einw., Kunstgewerbe in Gold und Silber, Kupfer, Teppichen, Seide, an der Wurzel des Cauvery-(Coleroon-)Deltas gelegen. Der _Palast der Prinzessin von Tanjore_ im Großen Fort ist etwa 1550 erbaut; im dritten Hof ein achtstöckiger Bau, früher Waffenkammer; im Versammlungsraum (Teluga Durbar) ein Standbild des letzten Radschah und eine Sanskritbibliothek von 18000 Handschriften, davon 8000 auf Palmblättern.--Der _Große Tempel von Tanjore_ im Kleinen Fort ist der älteste und schönste Bau dieser Art, er stammt zum Teil aus dem 11.
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Jahrh., ist später erneuert und aus einem Wischnuheiligtum in einen Schiwatempel verwandelt worden; in der NW.-Ecke der äußern Umfassungsmauer ist der prächtige Schrein (_Subrahmanya Kovil_) des _Karttikeya_, des Kriegsgottes und Sohnes von Schiwa, des Schutzheiligen der Brahmanen; Pilger trinken das über die Statue des Gottes gegossene Wasser. Im Tempel zahllose Lingam, auf dem Vorhof ein *Riesenbulle.--Die _Schwartz's Church_ ist zum Andenken an einen alten dänischen Missionar erbaut; daneben der _Shivaganga Tank_ mit kleinem Park. Von Tanjore über (250 M) =Kumbakonam= (_Bahnwirtschaft_; _Dâk Bungalow_); Stadt mit 60000 Einw. und großer elfstöckiger Pagode, in deren Nähe der _Mahamokam Tank_, umgeben von 16 kleinen malerischen Pagoden, liegt, der nach dem Volksglauben alle 12 Jahre vom Ganges Wasser bekommt.--Dann über (290 M) _Chidambaram_ (Dâk Bungalow, 2,5 km vom Bahnhof), Stadt mit den ältesten südindischen Tempeln und Pagoden, nach (299 M) _Porto Novo_, der ersten portugiesischen Niederlassung an der Koromandelküste; die Bahn läuft längs des Strandes bis (316 M) =Cuddalore=, Stadt mit 52000 Einw., Indigo- und Zuckerfabrikation, Handel mit Reis und Zucker; der südliche Bahnhof, _Old Town Station_, hat Bahnwirtschaft, die 3 km nördlichere _New Town Station_ ist näher dem Dâk Bungalow und den Behörden. Dampferstation der British India Steam Nav. Co. Für Weltreisende ist der Ort ohne Belang.--Bei (345 M) _Villupuram_ (Dâk Bungalow; Bahnwirtschaft) Zweigbahn westl. (24 M) nach der französischen Stadt _Pondichéry_, deren Besuch nicht lohnt; dann über (409 M) _Chingleput_ (Zweigbahn nach Conjeeveram, S. 104) nach (443 M) =Madras= (_Egmore Station_), S. 100. _=Fortsetzung der Bahn=_ vgl. S. 132. Seitentour nach Ootacamund. Vgl. die Karte bei S. 96. A. =Eisenbahn= von =Madras= mit der _South Indian Railway_ über (302 M) _Podanur_, dann mit Zweigbahn nach _Mettupalaium_ und mit Gebirgsbahn (_Nilgiri Mountain Railway_) über _Coonoor_ nach _Ootacamund_ (29 M von Mettupalaium) in 18-1/2 St. (336 M), ungefährer Fahrpreis I. Kl. 31, II. 16 Rup. --B. =Eisenbahn= von =Trichinopoly= über _Erode Junction_ (umsteigen!) und _Podanur_ über Coonoor nach (198 M) Ootacamund, in etwa 17 St. für etwa I. Kl. 22, II. 11 Rup.--Zusammenstellbare Fahrscheine besorgt Th. Cook's Office. Die _Nilgiriberge_, durch eine breite Senke von dem südlichern Kardamumgebirge getrennt, aber nordwärts mit dem Dekhan (Staat Mysore) unmittelbar zusammenhängend, sind der südl. Eckpfeiler des gebirgigen Westrandes (Westghats) des Dekhans. Sie bilden einen Gebirgshorst, dessen allseitig steil abfallende bewaldete Flanken von schluchtartigen Erosionstälern zerfurcht sind, während sich oben ein verhältnismäßig wenig zerschnittenes Hochplateau ausdehnt, mit breiten, flachen Tälern und parkartiger Vegetation. Von _Trichinopoly_ (S.
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127) schmalspurige Eisenbahn bis (88 M; 243 M von Madras) _Erode Junction_ (165 m; Bahnwirtschaft; gute Schlafgelegenheit im Bahnhof); umsteigen auf die Hauptlinie der _South Indian Railway_ (Madras-Calicut-Mangalore); die folgenden Entfernungen sind von Madras gerechnet. In (302 M) _Podanur_ zweigt unsre Linie nach den Nilgiribergen r. ab (man frage, ob Umsteigen nötig!) und erreicht, allmählich durch prächtige Gegend ansteigend, über (305 M) _Coimbatore_ (436 m), Stadt mit 40000 Einw., in der Nähe die schöne Pagode von _Perur_, den Endpunkt der Hauptbahn (327 M) _Mettupalaium_ (_Matipolliam_; Bahnwirtschaft), 451 m ü. M. Von hier führt eine schmalspurige Zahnradbahn (Nilgiri Mountain Railway), l. sitzen!, durch herrliche Gebirgslandschaft mit wilden Bächen und Wasserfällen, Ausblick auf blaue Berge und dichtbewaldete Hügel, nach (344 M) =Coonoor= (1860 m; _Bahnwirtschaft_; _Glenview Hotel_ [deutscher Besitzer Wutzler], Pens. von 6 Rup. an; _Gray's Hotel_; _Hill Grove Hotel_; sämtlich gut; Pasteursches Institut für Südindien), eine besuchte, windgeschützte Sommerfrische mit etwa 18° C mittlerer Jahreswärme und 1400 mm Regenmenge im Jahr; _Sim's Park_ und Umgegend sehr schön, besonders der etwa 11 km entfernte, 90 m hohe _Kartairi-Wasserfall_.--Von Coonoor fährt die Zahnradbahn über _Wellington_ (Militärlager 5 km von Coonoor) und mehrere kleine Haltestellen durch prächtige Berglandschaft aufwärts in 1-1/2 St. nach (356 M) _Ootacamund_, _Utakamand_, kurz _Ooty_ oder _Uti_ genannt, der besten Sommerfrische Südindiens, 2390 m ü. M., mit 13,5° C mittlerer Jahreswärme (Januar 11,6°, April 16,1°). =Gasthöfe=: _Sylk's Hotel_, Inhaber G. D'Angelis & Son, Madras.--_Rosemount Hotel._--_Shoreham House_, empfohlen, Pens. 5 Rup. im Vorfrühling.-- _Farrington_; _Fir Crove_; _Centre Hotel_. --=Post= u. =Tel.= nahe der St. Stephanskirche und dem NO.-Ende des Sees.-- =Wagen= (Tongas) für Ausflüge; Ponys zum Reiten.--=Bank=: _Bank of Madras._ --=Sanatorium= ist während des Sommers im Betrieb, dann sind auch =Ärzte= anwesend.--=Buchhandlung= und Geschäfte für europäische Bedürfnisse; =Photograph=: _Wiele & Kleine_. _Ootacamund_ ist die Hauptgesundheitsstation der Präsidentschaft Madras; im Sommer haben der Gouverneur und der Höchstkommandierende ihre Amtssitze hier. Die Bungalows des Ortes liegen weit verstreut in einem von Bergen umgebenen flachen Tale, der größte Teil von Ooty liegt nördl. und nö. von dem schönen (künstlichen) See (2201 m), der 2,5 km lang ist. Ortsvorsteher (Municipal Office), Postamt, Buchhandlung und europäische Läden liegen nö. vom Basar der Eingebornen, etwa 1 km nördl. vom NO.-Ende des Sees. Etwa 3 km südl. vom See liegt _Lawrence Asylum_, eine Knabenschule mit Turm. Das Regierungsgebäude (_Government House_) liegt etwa 1 km nö.
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vom Postamt; dicht dabei der prachtvolle *_Botanische Garten_, der in einer Reihe Terrassen ansteigt und neben der indischen auch die europäische und australische Flora berücksichtigt; Heliotrope erreichen hier 3 m Höhe und 9 m Umfang, eine Verbena-Art wird 6 m hoch. Am obern Hang des Talkessels ist eine Chinchonapflanzung (Chinarindenbaum, Lieferant des Chinins); auch Tee-, Eukalyptus- und Lorbeerpflanzungen finden sich in der Umgebung von Ooty, die sich durch wundervollen, parkartigen Pflanzenwuchs auszeichnet. =Ausflüge= (stets Mundvorrat mitnehmen!) mit Tonga und zu Fuß sind sehr lohnend; der höchste Gipfel Südindiens, der 2628 m hohe _Dodabeta_, liegt etwa 4 km östlich vom See von Ooty: oben meteorolog. Observatorium: *Aussicht. --Um den merkwürdigen, aussterbenden Stamm der =Todas=, der hellfarbigen, großen, kräftigen Ureinwohner der Berge mit kühner Adlernase und fast europäischen Gesichtszügen, kennen zu lernen, muß man ihre Ansiedelungen, _Mands_, etwa 4 halbrunde Hütten, aufsuchen oder ihren heiligen Mand, die pyramidenförmige Strohhütte, _Tiriri_ genannt, in der nur der Priester (_Pālāl_) mit seinem die heilige Büffelherde bewachenden und die Butter bereitenden Diener (_Kawilāl_) haust. Im Tiriri wird die heilige Büffelschelle aufbewahrt, als Sinnbild der Hauptgottheit, des Hiriadewa; dieser bringen die Priester Gebete (wobei sie den rechten Daumen auf die Nasenspitze halten und mit den übrigen gespreizten Fingern die Stirn berühren). Die Todas sind dem Christentum völlig unzugänglich. Man ist jetzt geneigt, sie für einen Zweig der drawidischen Völkergruppe zu halten, der sich hier in abgeschiedener Bergeinsamkeit besonders rein erhalten konnte, also das Urdrawidatum repräsentiert. Auf verschiedenen Hügeln, besonders auf dem _Karoni Hill_, 5 km südlich von Ooty, findet man die sonderbaren Steinkreise der Todas, _Phins_ genannt, die Reliquien, Urnen und hübsche goldene Ornamente enthalten. Ein heiliger Ort der Todas ist der _Murkurti Peak_ (2560 m), etwa 32 km westl. von Ooty, wovon aber nur 13 km im Wagen zurückgelegt werden können, den Rest muß man reiten (man nehme reichlich Lebensmittel und Jagdgewehr mit). Der Weg folgt den Windungen des Pavakflusses bis zur Gabelung mit dem _Paikari-(Pykara-)Fluß_; man folgt dann letzterm bis zu seiner Quelle, die nur 2,5 km vom Gipfel liegt. Die Westseite des Gipfels fällt schroff etwa 2000 m tief ab. (Vorsicht, da der Boden am Rande sehr locker und unsicher ist!) Oben *Aussicht auf den _Kundah_ (2240 m) und den _Avalanche Hill_ (2590 m). (Andre lohnende Ausflüge nach dem _Ranga Swami_-Tempel, den Wasserfällen auf dem _Sigur Ghat_ und bei _U-Yal-Hatti_.) Den Rückweg von Ootacamund nimmt man am bequemsten über _Coonoor_ nach _Madras_, s.
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S. 100. =Von Ootacamund durch das Nilgirigebirge und das südliche Dekhan über Mysore und Bangalore nach Madras;= für Jagdfreunde und kräftige Wanderer sehr lohnend, aber anstrengend. Man miete in Ooty einen Bullockcar (etwa 40-45 Rup.) und lasse sich vom »Transitman«, dem Fuhrunternehmer, schriftlich die Bezahlung, auch für den Ochsenwechsel unterwegs, quittieren, versehe sich mit reichlichen Lebensmitteln (Konserven), Getränk und Jagdgewehr, Matratze und Decken und fahre nur in den kühlern Morgen- und Abendstunden. Diese Fahrt fordert von Ooty nordwärts etwa 80 km bis _Nanjangud_ 3 Tage; etwa alle 8 km werden die Ochsen gewechselt, in elenden Dörfchen; zwischen 10 und 4 Uhr Rast im Schatten. Die 1. Tagereise führt durch Hochland mit Tiroler Landschaftsbildern, sodann senkt sich die Straße am Nordabfall des Nilgirigebirges in Zickzacklinien bis zum einsamen Bungalow von _Sigur_, wo man übernachtet.--Die 2. Tagereise führt durch die Vorberge des Nilgirigebirges durch fast unbewohnte Gegend; gute Jagd auf Dschungelhühner, Holztauben, Falken, zuweilen auch auf große schwarze Adler und Eulen; ferner auf Antilopen, Sambarhirsche, Wildschweine, Stachelschweine (sehr wohlschmeckend!), Hasen, Steinböcke (sehr scheu!), Marder, Schakale, zuweilen auch auf schwarze Bären und Panther. Zwischen dem mannshohen Gras und in den Dschungeln trifft man auch nicht selten auf Königstiger. Übernachtung im Bungalow von _Goondloped_.--Die 3. Tagereise führt wiederum durch gutes Jagdgebiet, abends erreicht man =Nanjangud= (_Nandschangad_), Stadt mit sehr heiligem Tempel, wo im März dreitägiges Wagenfest stattfindet; Endpunkt der _Madras and Southern Mahratta Railway_; man benutze womöglich noch den Abendzug nach (15 M) =Mysore=, _Maisur_ (770 m; _Dâk Bungalow_; _Bahnwirtschaft_; _Gordon Hotel_, gut; _Royal Hotel_), Hauptstadt des gleichnamigen Staates, mit 68111 Einw., am Fuße des Chamundihügels, auf dem ein Tempel steht, wo bis zur Zeit von Haidar Ali Menschen geopfert wurden; auf dem Wege zum Gipfel steht ein riesiger _Nandi_ (heiliger Stier des Schiwa). Alter und neuer Palast des Radschah. Marstall, Zoologischer Garten. Ausflug nach =Seringapatam= (wo keine Schlafgelegenheit für Europäer und [Hand] der großen Fiebergefahr wegen dringend vor Übernachten dort gewarnt wird) mache man mit Wagen von Mysore. _Seringapatam_ (_Srirangapattan_), die alte Hauptstadt des Staates Mysore, liegt auf einer Insel des Flusses Cauvery (Kaveri), hat nur noch 2000 Einw., zur Zeit Tippu Sahibs aber 150000. Im Mausoleum ruhen Haidar Ali und sein Sohn Tippu Sahib. Die Stadt ist nach dem sehr alten Tempel _Vishnu Sri Rangam_ genannt. Der Besuch der engen, ungesunden Stadt hat geschichtliches Interesse.
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Die _Madras and Southern Mahratta Railway_ führt über (54 M) =Maddur= (_Bahnwirtschaft_), unbedeutende Stadt mit zwei großen Wischnutempeln, _Narasinh Swami_ und _Varada Raja_. Von hier Ausflug mit Tonga (10 Rup., 24 St., Vorausbestellung nötig) nach den Cauvery-Wasserfällen (lohnend in der Regenzeit; elektrische Kraftstation für das Kolargoldfeld), südlich nach (27 km) _Malvalli_ (Dâk Bungalow), dann 20 km nach dem »See von Siva«. Die Wasserfälle sind bei der Insel _Sivasamudram_ während der Regenzeit eine 1 km breite Wasserfläche; Höhe der Fälle etwa 90 m. Von Maddur fährt die Bahn in 3 St. durch welliges Gelände mit bizarren Felsbrocken, Maisfeldern und Palmenwäldern nach (102 M, 164 km) =Bangalore= (916 m; _City Station_ mit Bahnwirtschaft; _West End Hotel_, 45 Z., Pens. 6-8 Rup.; _Cubbon Hotel_, 36 Z., Pens. 5 Rup.; _Bowring Hotel_; _Cunningham Hotel_; _Droschken_ nach Tarif; _Motorwagen_ der _Indian Cycle & General Engineering Co._, Stafford House, und des _Motor House_, South Parade; Bank of Madras), Hauptstadt des Vasallenstaates Mysore, mit 159046 Einw.; stark besetzte Militärstation und wichtiger Handelsplatz für Getreide, Baumwolle und Teppiche. Bangalores dichtbevölkerte Altstadt (_Petta_) hat enge, krumme Straßen, viele Moscheen und Hindutempel, in einem eine berühmte Statue der Göttin der Schönheit; südl. davon liegt das alte _Fort_ mit dem _Arsenal_, im NO. das englische Viertel mit vielen Kirchen, der Wohnung des britischen Residenten für Maisur, Regierungsgebäude, Central College, Zentralgefängnis. Außerhalb der Stadt liegt der neue _Palast des Maharadschah_ und der schöne Park _Lal Bagh_ mit Botanischem Garten. Bedeutend ist die Teppichweberei, Anfertigung von goldenen und silbernen Tressen, Gerberei. Die Stadt liegt im Grünen, das aber weniger tropisch als in Madras ist; man sieht Ahorn und Pappeln. Bangalore ist als gesunde Stadt mit angenehmem Klima beliebter Ruhesitz für englisch-indische Pensionäre. 1) =Ausflug nach den Cauvery-Wasserfällen= mit Motorwagen von Bangalore (s. oben) teurer, aber schneller und bequemer als von Maddur mit Tonga (s. unter Maddur). 2) =Ausflug nach den *Gersoppa-Fällen= von Bangalore mit der Bahn (Poona-Linie) über (131 M) _Birur_ (umsteigen; in 9 St., Rückfahrkarten I. Kl. 24, II. 12 Rup.) nach (169 M) =Shimoga= (_Dâk Bungalow_), Distriktshauptstadt mit 8000 Einw., am l. Ufer der Tunga; Manganeisengruben in der Nähe; von da mit Motorwagen (in Bangalore vereinbaren und Platz bestellen bei der Indian Cycle etc. Co.; 4 Personen je 38, 3 je 50, 2 je 75 Rup.; die Gesellschaft trifft auf Bestellung auch Fürsorge für Unterkunft und Verpflegung, Tag 10 Rup.).
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Der Ausflug dauert von Shimoga je einen Tag hin und zurück mit Automobil; für Reisende mit Bullock-Tonga sind Rasthäuser in (24 km) _Ayanur_, (48 km) _Anantpur_, (74 km) _Sagar_, (88 km) _Talgappe_ und (104 km) *_Gersoppa-Fälle_ (auch _Gairsoppa_ oder _Jog Falls_ genannt); die vier Wasserfälle des _Sharasvati_-Flusses sollen zu den schönsten der Erde rechnen, der erste (_Radschah_ genannt) fällt 240 m fast senkrecht hinab, der zweite (_Roarer_) hat zwei Stufen, der dritte (_Rocket_) besteht aus vielen kleinen Fällen, der vierte (_Dame Blanche_) aus einer Reihe von Strudeln. Das Landschaftsbild mit dem Felsenbett und Uferdschungeln ist großartig; die malerische Wirkung wechselt mit dem Sonnenstand; Felsentauben umflattern die Fälle, Regenbogen überspannen das Flußtal. Dicht bei den Fällen sind zwei Bungalows für Fremde, deren Wächter auch einfache Nahrung kochen: doch nehme man reichlich Lebensmittel und Getränk mit. Zur Fahrt nach Madras in Bangalore City Stat. umsteigen, dann über (145 M) _Bowringpet Junction_ (Zweigbahn [10 M] nach _Marikuppam_, mit Goldminen des Kolargoldfeldes) nach (189 M) _Jalarpat Junction_ (Bahnwirtschaft; umsteigen in den Zug nach Madras, dann über (241 M) _Katpadi_ (Bahnwirtschaft; 6 km südl. die Tempel von _Vellore_, an einer Zweigbahn, die auch nach _Villupuram_, S. 128, führt); ferner über (256 M) _Ranipet_ (Stat. für die [8 km südl.] geschichtlich interessante Stadt _Arcot_, die schon Ptolemäus erwähnt) und über (279 M) _Arkonam_ nach (321 M) _Madras_ (S. 100). Von Madras nach Calcutta. =Madras and Southern Mahratta Railway= vom Zentralbahnhof in =Madras=, Schnellzug Vm. mit durchgehenden Wagen bis (1032 M, 1661 km) =Calcutta= (Howrah Stat.) in 43 St. für I. Kl. 91, II. 44 Rup. 4 annas; Gepäcküberfracht (S. 50) pro maund 6 Rup. 4 annas. (Wegen Änderungen des Abfahrtbahnhofs erkundige man sich vorher.) =Geographisches.= Die Bahnfahrt längs der flachen Ostküste des Dekhans bietet landschaftlich wenig, ist aber doch weniger einförmig als die durch die Gangesebene. Der östliche Küstenstreifen der vorderindischen Halbinsel ist gut angebaut; da die natürliche Feuchtigkeit dazu vielfach nicht ausreichte, sind zahlreiche Kanäle angelegt, die das Flußwasser überallhin verteilen. Der Bahnbau hat zahlreiche Brücken nötig gemacht; denn das Dekhan dacht sich nach O. hin ab, und die Zahl der in die Bai von Bengalen mündenden Wasserläufe ist deshalb sehr groß. Meist sind es kleinere Flüsse, die von den Ostghats, dem östl. Randgebirge des Dekhans, herabkommen, aber dazwischen auch einige große, nahe der Westküste der Halbinsel entspringende Ströme: Kistna, Godavery, Mahanadi.
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Der größte von ihnen ist der Godavery, 150 km länger als der Rhein und mit einem Einzugsgebiet von der Größe Preußens. Die Verkehrsbedeutung aller dieser Flüsse ist gering. Die großen Ströme laufen in Deltas aus, die besonders fruchtbar sind, aber von der Bahn umgangen werden müssen. Der Küstenstrich selbst ist hafenlos, sandig, vielfach mit Dünen besetzt, aber mit Kokos- und Palmyrapalmen bewachsen. Mehrfach sind große Haffe entstanden, so nahe nördlich von Madras, und der Chilkasee (S. 133). Küstenstädte von Bedeutung fehlen. Von _Madras_ fährt man über (23 M) _Ponneri_ (Bahnwirtschaft) nach (85 M) _Gudur_ (Bahnwirtschaft) und (110 M) _Nellore_ (Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow, gut), in dessen Hindutempel römische Münzen aus dem 2. Jahrh. gefunden wurden, Stadt von 30000 Einw., am Pennar-Fluß, Missionsquartier; dann über (130 M) _Bitragunta_ (Bahnwirtschaft) und (182 M) _Ongole_ (Bahnwirtschaft) über den breiten Kistna-(Krischna-)Fluß nach (268 M) _Bezwada Junction_ (Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow), Stadt mit 12000 Einw., Bahnknotenpunkt für Hyderabad (S. 98) und Bellary; in der Nähe der Höhlentempel _Undavilli_ und der _Amararshnaraswami-Tempel_, 1361 erbaut, und andre Sehenswürdigkeiten für Reisende, die noch nicht tempelmüde sind.--Bei (305 M) _Ellore_ (Bahnwirtschaft), mit Teppichwebereien, ist der Vereinigungspunkt der Kistna- und Godaverykanäle; die Bahn überschreitet später auf großer Brücke den 3,5 km breiten _Godaveryfluß_ und erreicht gleich darauf die alte Orissa-Königsstadt (361 M) _Rajahmundry_ (Radschamandry; Bahnwirtschaft); etwa 40 km flußaufwärts durchbricht der Godavery die Ostghats in landschaftlich schönen Schluchten.--Bei (392 M) _Samalkot Junction_ führt r. eine Zweigbahn (8 M) nach der kleinen Hafenstadt _Cocanada_ (Hotel Viktoria) mit Reede für Küstendampfer. --Der Schnellzug fährt über (426 M) _Tuni_ (Bahnwirtschaft) nach (485 M) _Waltair_ (Bahnwirtschaft; von hier Zweigbahn [3 km] nach dem kleinen, geschützten Hafenplatz _Vizagapatam_ [Dâk Bungalow], mit 41000 Einw., in hübscher Lage).--Dann über (522 M) _Vizianagram_ (Bahnwirtschaft), Hauptstadt eines der größten Zanindari-Staaten mit schönem Palast des Maharadschah, und (656 M) _Berhampore_ (Bahnwirtschaft) nach (686 M) _Rambha_, am Südende des schönen _Chilkasees_, eines Haffes, an dessen Ufern man vielerlei Wild, in der kühlen Jahreszeit viele Arten Wasserhühner sieht. (749 M) _Khurda Road_ (Bahnwirtsch.), Bahnknotenpunkt. =Zweigbahn= von _Khurda Road_ nach (28 M) *=Puri Jagganath= (_Hotel Seaside_, gelobt, 10 Z., Pens. 6 Rup., 2 Pers. 10 Rup.; _Dâk Bungalow_), Küstenstadt von 20000 Einw., berühmt wegen des _Krischna-Heiligtums_, zu dem im Juni, bei dem großen Wagenfeste (_Rath Dschatra_), Hunderttausende von Pilgern aus ganz Indien wallfahren.
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Am Südende der Stadt, deren Hauptstraße fast nur aus heiligen Bauten besteht, liegt der große _Haupttempel_, der dem Wischnu-Krischna als Dschaganath (Weltherr) geweiht ist, und dessen Inneres nur von Hindu betreten werden darf; man besichtige den Tempel vom Dach eines Gasthauses (für Eingeborene) gegen Trinkgeld; drei hölzerne Blöcke mit verzerrten Gesichtern bedeuten Krischna, seinen Bruder Balabhadra und seine Schwester Subhadra; für diese drei Götzen sind 14 m hohe Wagen mit 16 Rädern von 2 m Durchmesser vorhanden, auf denen sie beim Fest von den Pilgern zum Gartenhaus gezogen werden.--Der Haupttempel ist von etwa 120 kleinen Tempeln für alle indischen Gottheiten umgeben, die mit einer hohlen innern und einer großen, mit vier Gopuratoren versehenen hohen äußern Mauer umgeben sind, wovon letztere ein Quadrat von 225 m Seitenlänge umschließt. 18 Feste werden im Tempel abgehalten, davon ist das Wagenfest das 10. im Jahre. Vor dem östl. oder Löwentor steht eine prächtige Säule mit Statue des Aruna. Am Strandstreifen _Swarga Dwara_ (Himmelstor) baden die Pilger. Die Bahn fährt von Khurda Road über (760 M) _Bhubaneswar_ (mit vielen alten Tempeln, mehr als 500 Heiligenschreinen und Höhlentempeln in der Umgegend) und über (778 M) _Cuttack_ (Bahnwirtsch.; Dâk Bungalow), Hauptstadt von Orissa, am obern Ende des Mahanadideltas, dann weiter über die Flüsse Mahanadi und Brahmani nach (850 M) _Bhadrak_ (Bahnwirtsch.), (888 M) _Balasore_ (Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow) und (960 M) _Kharagpur_ (Bahnwirtsch.) nach (1032 M, 1661 km) =Calcutta=, _Howrah Stat._ Calcutta. Vgl. den beifolgenden Plan. =Ankunft zur See.= Calcutta liegt am linken Ufer des _Hooghly_ (Hugli), des westlichsten Seitenarms des Gangesdeltas, und zwar 130 km oberhalb des Golfes von Bengalen, 83 Seem. oberhalb der untersten Deltainsel _Saugor_ (berüchtigt wegen ihres Tigerreichtums, es sollen hier jährlich an 2000 Eingeborne von Tigern getötet werden). Die Einsteuerung ist besonders bei Nebel sehr schwierig. In der Nähe des _Pilot's Ridge_-Feuerschiffs kommt der Lotse an Bord. Große Dampfer können nur bei Hochwasser über die Barren im Flusse einlaufen. Das Wasser ist schmutziggelb. Die Ufer zeigen niedriges, schlammbedecktes Gebüsch, Dschungeln und Grasflächen; den Fluß beleben Möwen, Seeschwalben, später auch Weihen, Sumpf- und Landvögel. Etwa 34 Seem. flußaufwärts von Saugor liegt am l. Ufer (r.) _Diamond Harbour_, das Cuxhaven Calcuttas. Von hier führt die »Eastern Bengal State Railway« von _Diamond Head_ in etwa 2 1/2 St. nach (38 M) _Beliaghatta Stat._ in Calcutta.--Etwa 10 Seem. oberhalb Diamond Head liegt am rechten Ufer (l.) die uralte kleine Stadt _Tamluk_, im 5. Jahrh.
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ein wichtiger Seehafen. Etwas oberhalb liegt die gefährlichste Barre, die »James and Mary-Bank« (mit nur etwa 3 m Tiefe bei Niedrigwasser). Weiter stromaufwärts wird der Pflanzenwuchs an den Ufern immer üppiger; man sieht Dörfer, Pagoden und Tempel, Anlegeplätze für Flußboote mit hohen Treppenterrassen, und hinter der scharfen Krümmung bei _Hangman Point_ erblickt man aus 11 km Abstand die Häuser von Calcutta. Nun erscheint l. der prächtige Botanische Garten, r. _Garden Reach_ (A 6), die großen _Kidderpur-Docks_ (B 6), in denen die Frachtdampfer neben den Warenspeichern liegen. Auch der Fluß dient als Hafen und ist oft mit Schiffen stark gefüllt. Der Hafenmeister bestimmt den Liegeplatz für die Schiffe; wenn kein Kai frei, muß man vom Strom im Boot fahren und landet am besten am Chandpal Ghat, an der NW.-Seite vom Fort William; dort Zollabfertigung, falls nicht schon vorher an Bord erledigt, was meist der Fall sein wird (vgl. S. 49). Jeder Reisende erhält vom Zollbeamten einen Paß, ohne den er sein Gepäck keinem Wagen übergeben darf. Zollpflichtige Güter werden ins Zollamt (_Custom House_; Pl. 4, C 3) nahe der Hooghlybrücke geschafft. =Ankunft am Bahnhof=: Von Bombay (S. 53), Benares oder Madras (S. 100) kommend, in _Howrah Station_ (C 3) am r. Hooghlyufer, dicht bei der Schiffbrücke; von Darjeeling oder aus Assam kommend, in _Sealdah Station_ (E 4) an der Ostseite der Stadt, nahe Bow Bazar Street; von Diamond Head in _Beliaghatta (Mutla) Stat._, unmittelbar südl. von Sealdah Stat. =Gasthöfe=: _Continental_ (Italiener F. A. Boscolo), Chowringhee Road 9/12 am Maidan (D 4).--_Great Eastern_, Old Court House Str. 1/3 (D 4); größtes Haus, renoviert, Essen gut.-- _Grand Hotel_ (Frau Mack, österreich. Manager Mayer), Chowringhee Road, 150 Z., Pens. von 10 Rup. an; von Deutschen besucht.--_De Paris_, 27 Dhurrumtollah (D 4).--_Spence's Hotel_, 4 Wellesley Place (CD 4). Pension in allen je nach Jahreszeit und Zimmer 8-20 Rup.--[Hand] Man beachte, daß die Reisezeit von Mitte Dezember bis März zusammenfällt mit der Heimreisezeit der in Indien ansässigen Europäer und mit der Hauptfestzeit an Bällen, Wettrennen etc. in Calcutta, daher sollte man beizeiten Zimmer vorausbestellen. =Boarding Houses= gibt es viele, allerdings wenig gute; zu empfehlen das von _Mrs. Monk_ (Middleton Row 11); _Mrs. Walter's_ (Russel Street 6-9) und _Mrs. Pell's_ (Camac Street 1). Man zahlt meist 175 Rup. für den Monat oder 7 Rup. für den Tag Pension, doch in der Reisezeit bis 10 Rup. und mehr, dann ist Vorausbestellung zu empfehlen.
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=Restaurant= und =Konditorei=: _Peliti_, Esplanade, East 10. -- _Bristol Hotel_, Chowringhee Road, gute Billards; weniger für Damen. =Post u. Tel.=: _Post Office_ (Pl. 2, C4), Ecke Dalhousie Square und Koila Ghat Street. --_Telegraph Office_ (Pl. 3, D4), Ecke von Dalhousie Square South und Old Court House Street. =Wagen=: _Carriages_ (Landauer), _Einspänner_ (billig) und _Ticca gharis_ (Droschken) nach Tarif. =Automobile= für Tage, Wochen oder Monate stellt die _French Motor Car & Electric Co._, Bentinck Street 55. =Straßenbahnen=, elektrische mit vielen Linien, billig und bequem. =Eisenbahnen=: 1) Von _Howrah Station_ (Pl. 10, C3) geht die _East Indian Railway_ nach Benares und bis Peshawar (S. 80); nach Bombay via Jubbulpore (S. 63) od. via Nagpur (S. 63); die _Madras and Southern Mahratta Railway_ nach Madras und Tuticorin (S. 126).--2) Von _Sealdah Station_ (E4) die _Eastern Bengal State Railway_ nach Darjeeling (S. 141) und Assam (S. 140) sowie von _Beliaghatta (Mutla) Station_ nach Diamond Head. =Dampfer=: _Norddeutscher Lloyd_ (Agent: _Schröder, Smidt & Co._), Old Court House Str. 6/7 (Pl. 30, D4), mit fremdem Zwischendampfer oder Bahn bis Colombo, von da mit Reichspostdampfer nach Europa; mit Zwischendampfer bis Singapore, von da mit Reichspostdampfer nach Ostasien.-- _Österreichischer Lloyd_ (Agent: _R. de Calò_) zweimal monatlich über Madras, Colombo, Bombay, Aden, Suez nach Triest in 31 Tagen.--_Messageries Maritimes_ (Agent: _Grézoux_, Hare Street 5-6), Zwischendampfer alle 4 Wochen über Pondichéry nach Colombo.-- _Peninsular & Oriental Steam Nav. Co._ (Agent: _R. A. A. Jenkins_, Strand 19) alle 14 Tage über Colombo nach Europa; ebenso über Singapore nach Ostasien.--_British India Steam Nav. Co._ (Agent: _Mackinnon, Mackenzie & Co._, Strand 16) wöchentlich nach allen indischen Häfen und Colombo; dreimal wöchentlich nach Rangoon.-- _River Steam Nav. Co._ (Agent: _Mac Neill & Co._, Clive Ghat Street 2), Flußdampfer nach Assam etc. =Banken=: _Deutsch-Asiatische Bank,_ 32 Dalhousie Square (Pl. 31, C4).-- _National Bank of India Ltd._, Clive Str. Beide Korr. der Deutschen Bank, der Berliner Disconto-Gesellschaft, letztere der Allg. Deutschen Creditanstalt in Leipzig; ferner _Chartered Bank of India, Australia and China_, Council House Street 5.--_Hongkong and Shanghai Banking Corporation_, Dalhousie Square 31, beide mit Zweigstellen in Hamburg.--Für Reisende besorgt auch _Cook's Office_ (s. unten) Bankgeschäfte, Kreditbriefe etc. =Reisebureaus=: _Thos. Cook & Son_ (Pl. 3, C4), Old Court House Street 11, gegenüber dem Telegraphenamt. =Konsulate=: _Deutsches Reich_, Auckland Place 3 (Pl. 28, E5), Generalkonsul _Prinz Heinrich XXXI. Reuß j. L._, Durchl., Vizekonsul Dr. Remy; deutsches Konsulat (Pl. 28a, CD3), Clive Row 9, Konsul Hans R.
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Schuler.-- _Österreich-Ungarn_, Generalkonsulat, Theatre Road 36 (Pl. 29, E5), Generalkonsul Dr. Ferd. Freyesleben, Vizekonsul W. R. Czerwenka.--=Deutscher Klub= (Pl. 32, D5), Elysium Row 13, einer der schönsten im Osten. Besuch 6-8 Nm.--=Polizeiamt= (Pl. 9, D3), Bow Bazar Street. =Ärzte=: Dr. _H. Finck_, 19 Camac Str., der einzige deutsche Arzt.--Dr. _A. Caddy_, Harrington Str. 2.--Frauenärzte: Dr. _Peck_, Harrington Str. 6.-- Miß _Baumler_, Chowringhee Road 15.-- =Zahnärzte=: _Miller_, Chowringhee Road 35.--_Woods_, Chowringhee Road 25. --=Apotheken=: _Bathgate & Co._, Old Court House Street.--_R. Scott Thomson & Co._, Government Place 15.-- _Smith, Stanistreet & Co._, Dalhousie Square, u. a.--=Krankenhäuser=: _Presidency General Hospital_ (D6); _Eden Hospital_ (D3) u. a. =Buchhandlungen=: _Thacker, Spink & Co._, Government Place (CD4).-- _W. Newman & Co._, Dalhousie Square. --=Zeitungen=: »Englishman«; »Statesman«; »Indian Daily News« u. a.-- =Photographien=: _John Blees_ (Kodaks, frische Films etc.), Chowringhee Road, neben Grand Hotel.--_Johnston & Hoffmann_, Chowringhee Road 22 (D4/5).--_Bourne & Shepherd_, Chowringhee Road 8. =Theater=: _Theatre Royal_ (Pl. 14, D4), Chowringhee Road, zum Grand Hotel gehörig.--_Opera House_ (Pl. 15, D4), Lindsay Street.--Indische Theater meist in Beadon Street. =Geschäftsadressen=: Optiker: _Lawrence & Mayo_; _Solomons & Co._; _Lazarus_. --Kleiderhändler: _Ranken & Co._, _H. Clark & Co._, Old Court House Street 5, und andre Firmen, sämtlich Old Court House Street.--Reiseartikel: _Whiteaway, Laidlaw & Co._, Esplanade, East 7.--Jagdgewehre etc.: _Manton & Co._, Old Court House Street 13 und Mangoe Lane 1.--_F. Schonert & Co._ (Deutsche), Konserven, Wein, Zigarren; besorgen Ausrüstung für Jagd- und Bergausflüge (gleich als Trägerlasten verpackt).--Indische Juweliere: _Esoofally, Hiptoolla & Co._, Chowringhee Road 6-2 und Radha Bazar 9-10; _Hamilton & Co._, Old Court House Street; _Boseck & Co._, Wellesley Place.--Hindubuchhändler: _Shambhu Chandra Addy_, Wellington Street. =Zeiteinteilung=: 1. Tag: Botanischer Garten, Museum, Eden-Garten.--2. Tag: Basare, Zoologischer Garten, Kidderpur Docks.--Zum Ausflug nach _Darjeeling_ rechne man mindestens 4, besser 10-14 Tage. Ausflüge nach _Assam_ fordern mehrere Wochen.-- Nach _Puri Jagganath_, vgl. S. 133, mindestens 2 Tage. =Geschichte.= Calcutta wurde 1686 durch englische Kaufleute, die der Mogulstatthalter von Bengalen aus ihrer Faktorei Hugli vertrieben hatte, im Dorfe Tschatanati gegründet, das mit Kali Ghat (daher der Name) die Stelle der heutigen Stadt einnahm. Am 20. Juni 1756 wurde der Ort durch Suradsch ed Daulah eingenommen, wobei 146 englische Gefangene in das »Black Hole« eingesperrt wurden, in dessen engem Raum 123 während der Nacht umkamen. Nachdem aber Clive 2. Jan. 1757 die Stadt zurückerobert hatte, hob sich Calcutta rasch wieder. 1772-1911 war es Sitz der britisch-ind. Regierung.
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=Klima.= Die Lage Calcuttas im feuchtheißen, von dichter Vegetation bedeckten Gangesdelta, nur 6 m über dem Meeresspiegel, ist gesundheitlich wenig günstig. Cholera und Fieber sind endemisch, doch ist in der Europäerstadt an sanitären Einrichtungen das Mögliche geleistet. Man unterscheidet drei Jahreszeiten: die heiße von Mitte März bis Mitte Juni, die Regenzeit bis Ende September und die kühle Jahreszeit von November bis Anfang März. Der Sommer ist wegen seiner feuchten Hitze sehr ungesund, deshalb leben alle wohlhabenden Europäer, soweit es die Geschäfte erlauben, von Ende März bis Oktober in der Sommerfrische in _Darjeeling_ (S. 141) oder _Simla_ (S. 75), wo dann auch der Vizekönig residiert. Als höchste Temperatur wurde 42,3°, als niedrigste 6,8° gemessen, als Durchschnitt im heißesten Monat (Mai) 30°, im kältesten (Januar) 18°. Sehr stark ist der Regenfall; Zyklone (Wirbelstürme), die gewaltige Sturmfluten im Hooghly hervorrufen, richten durch Windwirkung und Überschwemmung gelegentlich große Verheerungen an; neben Cholera und Malaria (s. oben) ist in Calcutta seit 1902 auch die Pest stark aufgetreten. =Calcutta= (spr. kalkatta; der Name bedeutet: Flußtreppe [Ghat] der Kali, einer Göttin) ist im Gegensatz zu den zahlreichen uralten indischen Kulturstädten eine Gründung der Europäer und in einer von Natur sehr ungünstigen Umgebung (nahe dem Westrande des sumpfigen, ungesunden Gangesdeltas am Hooghlyufer, weit über 100 km vom Meer entfernt) erst emporgeblüht, nachdem 1772 der unbedeutende Ort zum Sitze des Generalgouverneurs erhoben worden war. Seitdem hat die vortreffliche strategische und kommerzielle Lage der Stadt ihre Wirkung entfaltet, und heute ist Calcutta, das »Hamburg« Indiens, der Hauptausfuhrhafen des Landes und eine wichtige Industriestadt geworden, deren weitere Entwickelung auch durch die 1911 beschlossene Verlegung der Zentralregierung nach Delhi nicht sehr wesentlich beeinflußt werden wird. Es besteht aus drei Hauptteilen: die White town, die Europäerwohnstadt, vom Charakter einer europäischen Großstadt, und die Black town, die schmutzige Eingebornenstadt, liegen auf dem l. Hooghlyufer. Ihnen gegenüber zieht sich die Fabrikstadt Howrah hin. Die eigentliche Stadt, vom Fluß und der Circular Road eingeschlossen, enthält die Esplanade, den _Maidan_ (CD5), an dem das =Fort William=, 1773 erbaut, einen Raum von 3 km Umfang einnimmt, mit großem Arsenal, 619 Geschützen und 25000 Mann. Im N. des Maidan der Palast des Vizekönigs und das Rathaus. Die Stadt hat 27 protestantische (St. Paulskathedrale), 8 katholische Kirchen, ein theistisches Gotteshaus der _Brahma Samaj-Sekte_, aber keine orthodoxen Hindutempel; ferner zahlreiche Denkmäler. Die Bevölkerung beträgt: 890493 (mit Vorstädten 1216514) Köpfe (davon ca. 2/3 Hindu, ca. 30 Proz.
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Mohammedaner und etwa 6000 Europäer). Die Industrie ist auf _Howrah_ (B2, 3) konzentriert. Mit diesem hatte Calcutta 1902: 26 Jutefabriken (die Hauptindustrie) mit 15132 Webstühlen und 80000 Arbeitern, 8 Baumwollspinnereien mit 324038 Spindeln, Papierfabriken, Zuckerfabriken, Indigofabriken etc. Der Staat besitzt eine große Geschützgießerei in Kosipur. Großartig ist der _Handel_, er wertete 1906/07: 1300 Mill. Rupien. Aus Deutschland kam 1902 für 11159460, dorthin ging für 82683580 Mark Ware. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind Jute und Jutesäcke, Opium, Tee, Reis, dann Häute, Baumwolle, Ölsaaten, Indigo, Rohseide, Gummi. Kohle wird aus Calcutta stark ausgeführt (1905: 7 Mill. Ton.). Der Hafen für sehr große, schwerbeladene Schiffe ist _Diamond Harbour_ (S. 134); die meisten Schiffe können bis zur Stadt gelangen, deren Hafen sich 16 km lang am Ufer hinzieht. Die über den Hooghly nach Howrah führende Schiffbrücke wird zu bestimmten Stunden geöffnet. Es liefen 1910: 539 Schiffe mit 1550000 Reg.-Ton. ein. Die Stadt besitzt zahlreiche Bildungsanstalten, darunter das Hindu College, Sanskrit College, Medical College, die berühmte _La Martinière_ (Stiftung eines französischen Abenteurers, der 1808 als Millionär starb), einen prächtigen Botanischen und Zoologischen Garten, ist Sitz der _Asiatic Society of Bengal_ (Park Street 57, gegründet 1784, mit Bibliothek von 15000 Bänden, Münz-, Gemälde- und Büstensammlung), des Lieutenant-Governors von Bengalen, vieler Verwaltungsbehörden, eines katholischen Erzbischofs, eines anglikanischen Bischofs und andrer Behörden. _=Rundfahrt.=_ Man beginne morgens mit der _Chowringhee Road_ (D4/5), wo gute Geschäfte sind und am Nordende der _Dhurrumtola-Basar_ (Pl. 16, D4) liegt. Nun zur *=Esplanade= (CD5), dem _Maidan_, Exerzierplatz und Promenade der eleganten Welt; an dessen Nordseite vorbei, r. zwischen dem _Palast des Vizekönigs_ (CD4; Government House, erbaut 1804) und dem _Rathaus_ (Town Hall; Pl. 1, C4) über den _Dalhousie Square_ (CD4) und durch die Eingebornenstadt zur _Hooghly-_ (Schiff-)_Brücke_ (C3), von deren Mitte prächtiger Blick über die Ufer, belebt mit Schiffen und Booten sowie mit Badenden auf den Treppen der Ghats; auf dem rechten Ufer sieht man _Howrah_ (B2, 3) mit Bahnhof, Werften, Docks und Fabriken. Von der Brücke zurück und nach Süden am linken Ufer entlang; r. Anlegebrücken der Seedampfer (Export and Import Jettis), l. vorbei am _Zollamt_ (Custom House; Pl. 4, C3), dem _Generalpostamt_ (Pl. 2, C4), der Bank of Bengal (Pl. 8, C4), dann l. der sehenswerte *=Eden-Garten= (C4), ein hübscher kleiner Park, von den Misses Eden, den Schwestern Lord Aucklands, angelegt und 1856 mit einer birmanischen Pagode aus Prome geschmückt, am besten abds. (6-7 Uhr Militärmusik) zu besuchen.
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Der weitere Weg, _The Strand_ (C4), führt dann westl. am großen _Fort William_ (S. 136, nichts Sehenswertes) vorbei, läßt _Prinsep's Ghat_ r., dann über _Hastings Bridge_ auf die _Garden Reach Road_ (BC6), die am Nordende des _Kidderpur-Docks Nr. 1_ (B6) vorbeiführt; man fahre nun nach l. längs der Westseite dieses Docks, besichtige dort das Löschen und Laden der zahlreichen Frachtdampfer (sehenswert!) und fahre über die Brücke zwischen Dock Nr. 1 und 2 zurück durch Kidderpur zum _Zoologischen Garten_ (C6) mit Prachtexemplaren von Königstigern, Orang-Utans, schwarzen Panthern, Fasanen etc., der auch als Picknickplatz beliebt ist (Konzerte So., Eintr. 1 Rup.).--Sw. liegt das _Meteorologische Observatorium_, südl. von ihm der Palast _Belvedere_ (C6) des Lieutenant-Governors mit schönem Park und nahe sö. davon die _Agri-Horticultural Gardens_. Vom Zoologischen Garten fährt man auf der _Zeerut Bridge_ (CD6) über den _Tolly Nullah-Kanal_ (CD6), dann r. vorbei am _Rennplatz_ (Race Course; C5/6), wo das ganze Jahr Wettrennen stattfinden, dann schräg über den _Maidan_, vorbei an der _Victoria Memorial Hall_ und den Standbildern von Lord Dufferin (Pl. 21) und Outram (Pl. 26), zum =Imperial Indian Museum= (Pl. 6, D4; Chowringhee Road 27 und 28; guter Katalog am Eingang zu haben; geöffnet 10-4 bzw. 5 Uhr), 1866 erbaut; es enthält wertvolle Fossilien- und Mineraliensammlungen (darin prächtige Edelsteine aus dem Bundelkund und Südindien), ferner eine Antiquitätensammlung, besonders buddhistische Altertümer aus der Tope von Bharhut, aus Muttra und Gandhara (Punjab), die zum Teil griechisch-klassische Schönheit erreichen. In einem Anbau, vom ersten Stock des Museums zu erreichen, eine sehenswerte kunstgewerbliche Sammlung. In der Fossiliensammlung beachte man den Hyänenbär (Hyänoarktos), den Amphikyon, den Machairodos (Säbelzahntiger mit 18 cm langen Zähnen), die Siwalikkatze (so groß wie ein Tiger), den Megaloscelornis (ein Siwalikstrauß); ferner Knochen vom Dinormis, den Kolossochelys (eine Siwalik-Riesenschildkröte) und viele andre Seltenheiten.-- Zum _=Botanischen Garten=_ (11 km sw., Wagenfahrt in 1-1/2 St. hin, auch den ganzen Garten besichtigt man im Wagen, insgesamt 1/2 Tag Zeit nötig, 9 Rup.) fährt man über die Hooghlybrücke, am Bahnhof Howrah vorbei, dann l. südl. am r. Flußufer auf dem Grand Trunk Road durch die Vororte _Howrah_, _Ramkrishnapur_ (B4) und _Sibpur_ nach den *=Government Botanical Gardens= (A5, 6), die am rechten Hooghlyufer gegenüber dem _Garden Reach_ (A6) liegen. Es sind herrliche Parkanlagen mit tropischen Bäumen, Blumenparketts, Sträuchern, Wiesenflächen, Teichen und Bewässerungskanälen. Breite Fahrstraßen durchkreuzen den Park.
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Am NW.-Eingang stehen drei Prachtbäume, ein Banyanbaum in der Mitte, je ein Bobaum (Ficus religiosa, unter dem Buddhas Erleuchtung stattfand) an jeder Seite; ersterer ist den Brahmanen, letztere sind den Buddhisten heilig! Eine Palmyrapalmenallee führt nach r., eine Mahagonibaumallee nach l.; man bleibe auf der mittlern Fahrstraße, die durch Kasuarinenbäume mit Kletterpalmen darauf in die Palmenpflanzung führt. Dann gelangt man über eine Brücke r. in den Blumengarten mit Orchideenhäusern etc. Ein breiter Weg führt dann zum Flußufer, das man l. läßt, um auf den *_großen Banyanbaum_ (Ficus indica) zuzufahren, der mit mehreren hundert stammartigen Luftwurzeln eine Fläche von 80 qm mit etwa 300 m Umfang bedeckt; man geht unter dem Baum, der von weitem wie ein dichtbewaldeter Hügel aussieht, wie in einem Gehölz spazieren. Westl. vom _Botanical Garden Ghat_ (A5), wo man mit Boot über den Hooghly nach Garden Reach ans linke Ufer sich übersetzen und von da mit Wagen über Kidderpur-Docks (S. 138) zurückfahren läßt, liegt das Direktorgebäude (_Superintendent House_) am Fluß, und in seiner Nähe das berühmte große Herbarium mit etwa 40000 Pflanzen (vom Direktor Dr. Wallich um 1829 angelegt) nebst Bibliothek. Dem Botanischen Garten ist unter anderm die Akklimatisation und Kultur der Teepflanze im Himalaja und in Assam zu danken. Ausflug auf der Bahn nach =Chandernagore= (_Hôtel de France_, gute Weine), einer 30 km nördl. von Calcutta gelegenen kleinen französischen Kolonie. Von Calcutta nach Darjeeling Vgl. die Karte bei S. 64 =Eisenbahn= von =Calcutta= nach (379 M) _Darjeeling_ in 19-1/2 St. für I. Kl. 49 Rup. 12-1/2 annas; II. Kl. 24 Rup. 14-1/4 annas; Rückfahrkarten mit 14 Tagen Gültigkeit I. Kl. 66 Rup. 6 annas, II. Kl. 33 Rup. 3 annas. Schnellzug: ab Calcutta Nm.; an Darjeeling Mitt.; Bettzeug, wollene Decken und warme Kleidung, auch Schleier oder Rauchbrille mitnehmen. Schlafplätze für den Nachtzug von Sara Ghat aus am besten bei Cook & Son vorausbestellen oder telegraphisch von Calcutta aus.--Die Bahnwirtschaften sind verhältnismäßig gut; bei der Rückfahrt Dinner in Siliguri. --Bei der Ankunft in Siliguri (auf der Bergfahrt) sichere man sich sofort einen Platz in der Kleinbahn, ehe man zum Morgenkaffee in den Wartesaal geht. =Geographisches.= Durch die heißen, ziemlich einförmigen und kahlen, aber vortrefflich angebauten Ebenen Unterbengalens, die von dem gewaltigen, in seiner Breite fast unüberschaubaren Ganges durchflossen werden, geht es bis an den Fuß des Himalaja.
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Ein Saum von dicht verfilztem, ziemlich niedrigem Sumpfwald (Tarai) umkleidet ihn und leitet bald in üppigen tropischen Regenwald über, der die untern Berghänge verhüllt. Bei etwa 1000 m Seehöhe beginnt der prächtige subtropische Bergwald mit seiner mannigfaltigen Zusammensetzung (die aber von der des östl. Himalaja in der Gegend von Simla ziemlich stark abweicht) aus mancherlei Laubbäumen, Palmen, Bambus etc., zu denen weiter oberhalb noch die schönen Baumfarne treten. Darjeeling selbst bietet gute Gelegenheit zum Studium dieses Waldes wie der mongolischen Bevölkerung des indisch-tibetischen Grenzgebietes (eine große Straße führt von hier nach Tibet hinein) und des Aufbaues des Himalaja aus einer Reihe schmaler paralleler Gebirgsketten (vgl. S. 44). Von _Sealdah Stat._ im O. von Calcutta mit der »Eastern Bengal State Railway« vorbei am Vororte (5 M) _Dum-Dum_ (spr. damdam), bekannt durch seine Gewehrmunitionsfabrik, in der zuerst die berüchtigten Dum-Dum-Geschosse mit Sprengwirkung angefertigt wurden; dann über (14 M) _Barrackpur_, mit Landsitz des Vizekönigs und alten Kasernen, nach (46 M) _Ranaghat Junction_ (Bahnwirtsch.) und über (58 M) _Bogoola_ (Bahnwirtsch., 10 Min. Aufenthalt zum Nachmittagstee) nach (103 M) _Poradaha Junction_ (von hier Zweigbahn [47 M] nach _Goalanda Ghat_, nahe der Vereinigung des Ganges mit dem Brahmaputra, dann mit Flußdampfer und Bahn über _Dacca_, die alte Hauptstadt Bengalens, nach dem Seehafen _Chittagong_).--Die Bahn erreicht den Ganges bei (120 M) _Damukdia Ghat_; hier umsteigen auf die Dampffähre, die in 25 Min. über den sehr breiten Gangeshauptstrom setzt; währenddessen Abendessen an Bord. Die Dampffähre landet bei (132 M) _Sara Ghat_ gegen 21 Uhr; man beachte an den Wagentüren des Zugs die Zettel mit Namen, wenn man telegraphisch Schlafplatz bestellt hat. Dann mit der »Northern Bengal State Railway« in kleinen Wagen von 1 m Spurweite über (156 M) _Nattore_ (bei Rückfahrt wird hier stark geläutet zum Wecken der Fahrgäste, ehe sie zur Fähre kommen) nach (244 M) _Parbatipur_ (Bahnwirtschaft). =Abstecher nach Assam=; _Zweigbahn_ von Parbatipur nach (90 M) _Dhubri Ghat_, dann Dampferfahrt (wegen Anschluß vorher bei Cook erkundigen!) auf dem =Brahmaputra=, dem »indischen Rhein«, in 4 Tagen nach =Dibrugarh= (123 m; _Dâk Bungalow_), das schon nicht mehr allzu weit von der Austrittsstelle des Brahmaputra aus dem Himalaja entfernt liegt. Der Brahmaputra, ein gewaltiger Strom, fließt durch Assam in einem weiten bewaldeten Tale, meist in zahlreiche Arme aufgelöst. Bei Gauhati (s. unten), wo er nicht geteilt ist, ist er 1-1/2 km breit.
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(Auf der Rückfahrt kann man von Kurseong einen Teil des Abstieges auf einem Richtweg zu Fuß machen, sehr lohnend; man erkundige sich beim Station Master in Kurseong.)--Auf dem weitern Anstieg wird es kühl. Bald hinter Kurseong erster Blick auf den Kanchanjanga (8582 m), dann noch einmal kurz vor Ghoom.--In (376 M) _Ghoom_, 2600 m ü. M., erreicht die Bahn den höchsten Punkt; gelegentlich Ausblicke auf die Himalaja-Bergkette, dann bergab nach (379 M) =Darjeeling= (2184 m), tibetan. _Dar-rgjas-glin_ (d. h. Land des diamantenen Donnerkeils des Lamas), Stadt mit 13000 Einw., Endstation der Bahn. =Gasthöfe=: _Woodland's Hotel_, gut. --_Woodland's Annex Hotel_, sehr gut, Pens. 8-15 Rup., 2 Pers. 14-18 Rup., Abfahrt 24 St. vorher anmelden.-- _Boscolo's Hotel Oakfield_ (neu), am Chaurasta; _Central Hotel_ (neu), Post Office Road, gut, Pens. von 5 Rup. an. --_Drum Druid Hotel._--_Grand Hotel Rockville_, das ganze Jahr geöffnet; 44 Z., Pens. von 8 Rup. an.--_Jones Hotel_ und _Restaurant_.--_Boardinghouses Ada Villa_; _Bellevue_; _Himalaya Cottage_.--=Droschken= nach Tarif.-- =Photographen=: _Baar_, Deutsch-Österreicher; _Burlington Smith_.--=Bank.=-- =Apotheken.=--=Antiquitäten= bei verschiedenen Firmen.--=Skating Rink=, bei der Kirche, gegen Abend Konzert. _Darjeeling_, Hauptstadt des gleichnamigen britisch-indischen Distrikts, an der Grenze von Sikhim, zwischen Nepal und Bhutan, liegt auf den Vorbergen des Himalaja, ist Sommersitz des Lieutenant-Governors von Bengalen, vielbesuchte Sommerfrische (für Reisende, die in Benares oder Calcutta einen Malariaanfall erleiden, ist schleunigste Reise nach Darjeeling die beste und schnellste Kur) mit dem vorzüglichen _Eden-Sanatorium_, mehreren Schulen und einem Pensionat zur Ausbildung von Forschungsreisenden und Dolmetschern. Mittlere Jahrestemperatur 11,5° C (Januar 4,5°, Juli 16,4°), größte Kälte-6,7°, größte Wärme etwa 27° C. Das Klima ist regenreich (3200 mm, etwa das Fünffache wie in Deutschland); die Regenzeit beginnt Anfang Juni. Die Hauptstraße _The Mall_ mit Musikhalle (April bis November spielt Mi. und Sa. Musik) führt zum _Observatory Hill_; dort *Aussicht über die Bergketten von Sikhim hinweg auf den _Kanchanjanga_ (8582 m) und andre Gipfel des Himalaja (großartigste Hochgebirgslandschaft der Erde). In den Basaren und auf dem Markt *Sonntag früh interessantes Volksleben (Mongolen, Tibetaner, Bhutias, Leptschas, Lopos, Nepalesen neben Hindu, Parsen u. a.). Da die Gebirge bei Tage häufig durch Nebel verdeckt sind, suche man die Aussichtspunkte bei Sonnenauf- oder -Untergang auf.--Etwa 1,5 km östl. und 300 m steil bergab liegt das malerische Dorf _Bhutia Busti_ mit tibetanischem Tempel, vor dem mannsgroße bunte Gebetsmühlen stehen (auf den Papierstreifen der Mühlen steht das Gebet: »Om mani padme hum' = O, du Kleinod im Lotos, Amen!«; jede Umdrehung rechnet als ein Gebet!).
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Auf dem Rückwege sieht man eine Stûpa (oder Dagoba = Grabhügel), umgeben von weißer Mauer.-- Der _Botanische Garten_ unterhalb des Eden-Sanatoriums enthält eine Sammlung von Himalajapflanzen, auch schöne Sammlung von Himalajaschmetterlingen, -vögeln und Eiern. =Ausflüge=: 1) Nach *=Tiger Hill= (2600 m), 10 km vor Darjeeling, 500 m Steigung auf Reit- oder Fußwegen, mit Führer in 2 St.; am besten zu Pferde (im Gasthof bestellen, hin und zurück etwa 5 Rup.), Damen im Tragstuhl. Äußerst lohnend! Um den Sonnenaufgang zu beobachten, ist Aufbruch mit Laternen früh 4 Uhr nötig. Man nehme Feldstecher mit! Bei günstigem Wetter (früh am wenigsten Wolken oder Nebel) ist der Sonnenauf- oder -Untergang unvergleichlich großartig; man übersieht die Hochgipfelkette des Himalaja vom _Mount Everest_ (8750 m) im NW. in riesigem Bogen über den _Kanchanjanga_ (8582 m) und _Donkia Ri_ (7051 m) bis im O. an die Grenze von Bhutan und Tibet; überraschend ist die Schärfe der Umrisse wie das wunderbare Farbenspiel auf den Schneeflächen. Die Schneegrenze liegt bei 4500 m. Der *Blick auf den Himalaja ist das wunderbarste Hochgebirgsbild der Erde. 2) Nach =Phalut= (3600 m), 82 km nördl. von Darjeeling, quer durch Sikhim; beschwerlich, da der Weg quer zu den ostwestl. laufenden Bergketten verläuft, aber sehr lohnend für Alpentouristen zu Fuß, mit Führer, der, zugleich Koch und Dolmetscher, tägl. 2 Rup. erhält, und mindestens 10 Kulis zum Proviant- und Gepäcktragen, für Tag und Mann 12 annas; man kann auch Saumpfade benutzen, dazu ein Pony (mit Wechsel) 4 Rup. tägl. oder für Damen eine Dandy, Tragstuhl mit stellbarem Wachstuchdach nebst 8 Kulis zum Tragen; in dieser Art kostet der Ausflug, in 6-7 Tagen mit dem empfehlenswerten Führer _Nadar Sirdar_ und 27 Kulis gemacht, für ein Ehepaar etwa 250 Rup. mit Trinkgeldern etc. Wenn man von Phalut über Rinchinpong durch Sikhim zurückkehrt, dauert der Ausflug 10 Tage: Woodlands Hotel übernimmt die Ausrüstung, Stellung der Pferde etc. für zwei Personen für 440 Rup.; mit Trinkgeldern und Getränken kann man dann 500 Rup. rechnen. Proviant besorgt F. Schonert & Co. in Calcutta, Anwerbung der Pferde und Kulis der zuvorkommende Manager des Woodland-Hotels. Wer selbst die Ausrüstung übernehmen will, nehme einen Führer an (zu empfehlen auch _Keschur Sing Markar_), der auch Pferde etc. stellt. Ohne Führer kann man weder mit den Pferden (die im Gebirge leicht erkranken) noch mit den Kulis fertig werden, die Sprachkundige zur Beaufsichtigung erfordern.
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--Paßerlaubnis für Benutzung der Bungalows muß vorher in Darjeeling beim _Deputy Commissioner_ eingeholt werden, und zwar je ein Paß für Ausreise und Rückreise für jeden Bungalow, den man besuchen will. Man tut gut, die Kulis mit den Lebensmitteln einen Tag vorauszuschicken. Mitnahme von Verbandstoffen und einer Hausapotheke sowie Jagdgewehren ist zu empfehlen. Die erste Tagereise führt durch einsame Täler und über größere Höhen als Darjeeling bis zum Dâk Bungalow von (37 km) _Tanglu_ (3070 m; jede Person über Nacht 1 Rup. und 2 annas für Brennholz), auf einem schroffen Bergvorsprung mit *Aussicht mitten im Wald. Zweite Tagereise durch wunderbare Gebirgslandschaft über Berg und Tal nach dem Dâk Bungalow von (61 km) _Sandakphu_ (_Sindukphu_), 3630 m, mit prachtvollem *Ausblick auf Mount Everest und Kanchanjanga. Dritte Tagereise über stellenweise schmalen Berggrad zum Dâk Bungalow von (82 km) _Phalut_ (3600 m). Vor Sonnenunter- und -Aufgang besteige man den höchsten Vorsprung des Bergrückens (etwa 3660 m), wo fünf spitze Steinhaufen mit tibetanischen Inschriften stehen. Die Bergriesen erglühen rosig (Alpenglühen); man befindet sich nur noch einen Tagesmarsch vom Kanchanjanga entfernt, sieht diesen Bergriesen dicht vor sich, dazwischen ein Labyrinth von Tälern unter gigantischen Abhängen, tief unten Dschungeln; *_=Blick auf Mount Everest.=_ Wer weiter in die Gletscherwelt des Himalaja eindringen will, studiere vorher die Reiseberichte von _Freshfield_ im »Alpine Journal« und von Dr. _K. Boek_ in dessen Werk »Indische Gletscherfahrten«; sie rüsteten ihre großen Gebirgsreisen in Darjeeling aus.--Rückreise von Phalut: 1. Tag nach Sandakphu, 2. Tag bis Tanglu, 3. Tag Ankunft in Darjeeling. _Viel schöner ist die Rückreise durch das Land Sikhim_ in 5 Tagen: 1. Tag von Phalut über den Dâk Bungalow von (10 km) _Chiabhanjon_ (3150 m) nach dem Dâk Bungalow von (21 km) _Dentam_ (2000 m); 2. Tag bis Dâk Bungalow von (40 km) _Pamiongchi_ (1500 m); 3. Tag bis Dâk Bungalow von (56 km) _Rinchinpong_ (1520 m); 4. Tag bis Dâk Bungalow von (75 km) _Chakang_ (1550 m); 5. Tag zurück nach (107 km) Darjeeling (2180 m). 3) Nach =Teesta Bridge=, 2 Tage zu Pferd, etwas anstrengend (Paßerlaubnis für Benutzung der Bungalows vorher in Darjeeling beim _Deputy Commissioner_ und beim _Executive Engineer_ einholen), am 1. Tag zum Bungalow von (12 km) _Badatam_ (760 m), dort übernachten, dann durch das Teesta-Tal über _Teesta Bridge_ (Dâk Bungalow; 210 m) und (27 km) _Pashoke_ (Dâk Bungalow; 1000 m), zurück nach Darjeeling.
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Man kann auch von Darjeeling über Pashoke ins Teesta-Tal hinabreiten, dann über Teesta Bridge (dort im Bungalow übernachten) nach _Riang_ (Dâk Bungalow) und (51 km) _Kalithora_ (Dâk Bungalow; 170 m) nach Siliguri (S. 140) reiten und von da mit der Bahn nach Darjeeling oder Calcutta zurück. (Näheres siehe »Meine indische Reise« von _Eugenie Schaeuffelen_, Berlin 1906.) 7. Von Calcutta nach Rangoon. Birma. Vgl. Karte S. 155. =Dampfer Calcutta-Rangoon=, 787 Seem.: _British India Steam Nav. Co._ (Agent _Mackinnon, Mackenzie & Co._, Calcutta, Strand 16), dreimal wöchentlich, So. Di. Fr., in 50 St. für I. Kl. 75, II. Kl. 37-1/2 Rup. Fahrkarte Calcutta-Singapore mit 4 Wochen Unterbrechung in Rangoon I. Kl. 150, II. Kl. 75 Rup. Verpflegung und Platzbesorgung für deutsche Reisende lassen zu wünschen; man bestelle durch Cook Plätze voraus. Von _Calcutta_ fährt man den Hooghly abwärts (S. 134), durchquert den innersten Teil des Golfs von Bengalen mit SO.-Kurs bis zum _Kap Negrais_, dann mit östlichem Kurs an den Mündungen des _Irawaddy_ (spr. iráwadi) entlang, die sich durch lehmfarbige Trübung des Seewassers ebenso wie die Gangesmündungen weit außerhalb der Küste kenntlich machen. Schließlich steuert man mit NO.-Kurs in den _Golf von Martaban_ bis zur Mündung des _Rangoonflusses_, auf dem das Schiff aufwärts nach (787 Seem.) _Rangoon_ (S. 145) fährt. =Birma= (oder _Barma_, engl. _Burma_) erstreckt sich zwischen 27° und 10° nördl. Br. von der Ostküste des Golfs von Bengalen aus nordwärts in die hinterindische Halbinsel hinein. _Niederbirma_ (_Lower Burma_) ist seit 1826 und 1852, _Oberbirma_ (_Upper Burma_) erst seit 1886 englisch. Zu letzterm rechnen noch Luschai- und Katschinland sowie die Schanstaaten, so daß die gesamte jetzige Provinz Burma, die einen Teil des Kaiserreichs Indien bildet, etwa 613000 qkm (Deutsches Reich 540778 qkm) mit 10500000 Einw. umfaßt. Oberbirma und auch die Gebirgszüge Unterbirmas sind noch wenig erforscht, so daß Touristenreisen im Lande sich auf die wenigen unten beschriebenen Linien beschränken müssen. Das ganze Land gliedert sich in nordsüdlich verlaufende Gebirgsketten und dazwischen eingesenkte Täler, von denen nur eins, das untere Irawaddytal, eine große Ebene bildet, die sich südwärts durch die Deltabildung des Flusses noch ständig vergrößert. Der zweite große Strom des Landes, der Salween, der wie der Irawaddy fern im N. im Grenzgebirge Tibets seinen Ursprung hat, durchfließt bis zu seiner Mündung ein verhältnismäßig schmales Gebirgstal. Das _=Klima=_ weicht von dem Vorderindiens wenig ab.
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Wie dort unterscheidet man drei Jahreszeiten: die kühle (Mitte November bis Anfang März), die heiße (März bis Mai) und die Regenzeit. Das Küstengebiet wird von Ende Mai bis Anfang Oktober durch den Südwestmonsun mit großen Regenmengen überschüttet. Landeinwärts läßt die Regenfülle, abgesehen von den Gebirgen, rasch nach, da ein küstennaher Gebirgszug einen großen Teil der Feuchtigkeit abfängt. Die _=Temperatur=_ nimmt in der kühlen Jahreszeit landeinwärts ab (Rangoon Januar 23,7°, Mandalay 20,4°), in der heißen aber zu (Rangoon April 29,4°, Mandalay 31,8°). Die _=Vegetation=_ des Küstengebiets ist sehr üppig; die Inseln des Irawaddydeltas sind großenteils von Sumpfwald und Röhricht bedeckt, die Berge von tropischem Regenwald. Die dichten Wälder, die einen großen Teil des Innern bedecken, bestehen vielfach aus Teakbäumen, die weniger Regen bedürfen; ihr Holz bildet einen Hauptausfuhrgegenstand; daneben gibt es Feigen- und Magnolienbäume sowie Brotfruchtbäume. _=Tierwelt=_ wie in Ostindien, dazu vier Arten Nashörner. Vögel und Reptilien sind sehr farbenprächtig. _=Bevölkerung.=_ Das herrschende Halbkulturvolk der _Birmanen_ ist wohl ein Mischvolk aus mongolischen, vorderindischen und malaiischen Elementen. Sie sind klein, hellbraun, wohlgestaltet, sehr lebhaft und geschäftlich rührig, gegen Fremde meist höflich und gastfrei, aber unzuverlässig und verschlagen. Männer und Frauen sind sehr putz- und vergnügungssüchtig und in ihrem Leben und Gebräuchen wesentlich von den Hindu verschieden. Die _=Kultur=_ ist vom benachbarten Vorderindien aus stärker beeinflußt als von China her. Aus Vorderindien ist sowohl der Brahmanismus gekommen, der zahlreiche schöne Tempelbauten, namentlich in Oberbirma, hinterlassen hat, wie auch der heute herrschende Buddhismus, der übrigens mit brahmanischen Ideen ganz durchsetzt ist. Jeder Mann muß eine Zeitlang als Mönch leben; Klöster, _Phoongyi-Kyaung_, findet man in jeder Stadt und jedem Dorf, ältere sind oft prächtig aus Teakholz geschnitzt und mit Spitztürmen, _Pyathats_, geziert. Die Priester, kahlgeschoren und mit gelben Seidengewändern, sind hochangesehen, worauf der Reisende stets Bedacht nehmen muß, um sich vor Unannehmlichkeiten zu bewahren. Der Oberpriester, _P'ha-T'hena-Baing_, ein hoher Reichswürdenträger, hat seinen Sitz in Mandalay. Die Tempel, _Phra_, sind Prachtbauten, die Pagoden stets pyramidenförmig. Die Priester sind gegen höfliche Fremde sehr artig und zeigen alles gern. Öffentliche Theateraufführungen (_Pwe_), die abds. 8 Uhr im Freien beginnen und oft über Nacht dauern, sind sehenswerte Volksfeste. Den _kulturellen Mittelpunkt_ des Landes bildet das _=Irawaddytal=_, in dessen Ebenen große Mengen von Reis, Baumwolle, in viel geringerm Umfang auch Erdnüsse, Tabak, Zuckerrohr und Sesam gebaut werden; die Ausfuhr von Reis (nach China) ist sehr stark. Im nördl.
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Gebiet kultiviert man Mais, Weizen, Hirse, Hülsenfrüchte, Ölsaat; im Gebirge auch Tee, der teils als Gemüse gegessen, teils eingesalzen zur Getränkbereitung benutzt wird. Viehzucht ist unbedeutend, man hält nur Zug- und Lasttiere: Pferde, Büffel, Elefanten, Rinder. Wichtig ist der _=Bergbau=_ auf Edelsteine (besonders Rubine und Saphire), Petroleum und Kohle. Der _=Handelsverkehr=_ findet vorwiegend auf den schiffbaren Flüssen statt, auf dem Irawaddy mit Dampfern der Irawaddy Flotilla Co. bis Bhamo, 1180 km von der Mündung, und auf dem Chindwin. Außerdem mehrere Bahnlinien, s. S. 145 und 150. Der Ostteil Oberbirmas wird von dem wilden Gebirgslande der sogen. _Schanstaaten_ eingenommen, die erst in ihrem Nordteil durch die bis nahe an die Grenze der chinesischen Provinz Yünnan führende Eisenbahn ein wenig erschlossen, im ganzen aber noch ziemlich unerforscht sind. Die Staaten der Schanvölker, die dieses Gebiet hauptsächlich bewohnen, stehen zu England im Verhältnis von Schutzstaaten. Die Schan sind ein Naturvolk, aber mit einer nicht ganz geringen Kultur, und leisten im Ackerbau (Tee und Baumwolle) und Viehzucht Tüchtiges. Sie sind mongolischen Ursprungs, also Verwandte der Chinesen. Beste _Reisezeit_ nach der Regenzeit, etwa von Mitte November bis Ende Februar; aber auch der März ist oft noch angenehm kühl und sehr geeignet für Ausflüge. Die Hauptreize einer Reise ins Innere Birmas bestehen in der Fahrt auf dem majestätischen Irawaddystrom, die den Genuß der Tropennatur unter den angenehmsten Verhältnissen ermöglicht, und im Studium der äußerst liebenswürdigen Bewohner und ihrer Kultur, besonders ihrer religiösen Bauwerke. Rangoon. Vgl. den Plan S. 147. =Ankunft zur See.= Bei _China Bakir_ kommt der Lotse an Bord, dann dampft man auf dem _Rangoonfluß_ (dem östlichsten Mündungsarm des Irawaddy) aufwärts und ankert nach etwa 2 St. Fahrt vor der Stadt, 24 Seem. oberhalb der Mündung. Beide Flußufer zeigen reichen Pflanzenwuchs; von weitem sieht man Schornsteine und die goldglitzernde Dachspitze der Shwe Dagon-Pagode, später erkennt man Warenschuppen und Holzlager und Häuser der Stadt. Landung erfolgt mit Dampfbarkassen der betr. Dampfergesellschaft oder mit Booten der Eingebornen (»sampans«; 4 annas für 10 Min. Fahrt). Bei hohem Wasserstand legt der Dampfer am Ufer vor der Mitte der Stadt an. Zolluntersuchung wie in Indien (S. 49); von indischen Häfen kommende Reisende haben keinen Zoll zu zahlen. =Gasthöfe=: _Minto Mansions Hotel_, im Cantonment nahe Gymkhana; 80 Z., neu und besteingerichtet, gute Verpflegung, Din. 3 Rup., Pens. 9-15 Rup., Oktober bis April 15-17 Rup.--_Strand Hotel_ (Pl. a), in schöner Lage, empfohlen. --_Royal_ (Pl. b), Pens. von 10 Rup.
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an.--_Criterion Hotel._--Viele =Boarding Houses=: _Allendale_, im Cantonment, _Aberdeen House_ u. a.; Pens. 5-11 Rup. Vorausbestellung von Zimmern ist zweckmäßig. Man kann auch auf den Irawaddy-Dampfern gut übernachten. --=Restaurants= in den großen Gasthöfen; ferner _Chiesa_, italienische Konditorei; _Vienna Bakery_, Fytche Square. =Post u. Tel.= in Strand Road. =Wagen=: _Ticca gharries_ nach Tarif. Man beachte, daß die Kutscher meist »Madrassis« sind, die Hindostanisch verstehen, aber weder Straßen-noch Geschäftsnamen kennen! Man nehme den Stadtplan mit! =Straßenbahnen= (elektr. Bahn mit 2 Klassen). Eine Linie von Strand Road zur großen Shwe Dagon-Pagode; eine andre zum Dalhousie Park, eine dritte Linie nach Pazundaung. =Eisenbahnen=: _Burma Railway_, Hauptlinie nach Mandalay und Myitkyina mit Zweiglinien nach Moulmein, Myingyan, Alon, Lashio und Katha; außerdem Linie Rangoon-Prome mit Zweiglinie nach Bassein (vgl. Karte »China und Japan« und die bei S. 155). Der Hauptbahnhof (Terminus) liegt Ecke Phayre Street und Montgomery Street; die Prome-Linie hat noch Nebenstationen bei Godwin Road, Prome Road und Alon sowie eine große Station im Vorort Kemmendine; die Mandalay-Linie hat den Bahnhof Pazundaung.--Lokalverkehr besteht zwischen Rangoon-Hauptbahnhof-Pagoda Road-Lanmadaw-Cantonment-Gymkhana-Mission Road-Kemmendine-Kamayut-Okkyin-Tamaing-Gyogon und Insein und zurück. =Dampfer=: _British India Steam Nav. Co._ (Agent Bulloch Bros., Strand Road), nach Calcutta 3mal wöchentl.; nach Madras (Fahrzeit 4 Tage), nach Tavoy und Mergui, nach Penang und Singapore wöchentl. -- _Norddeutscher Lloyd_ (Agent: Krüger & Co., Ltd., Tel.-Adr. »Nordlloyd, Rangoon«), durch Zweiglinie der British India Steam Nav. Co. alle 14 Tage nach Penang (Fahrzeit 3 Tage, Aufenthalt in Penang etwa 3 Tage), dort Anschluß an die aus- und heimreisenden Reichspostdampfer. -- _Bibby Line_, nach Colombo alle 14 Tage (Fahrzeit 4 Tage).--_Österreichischer Lloyd_ (Agent Società an. Coloniale di Trieste, Tel.-Adr.: »Lloydiano-Rangoon«), einmal monatl. nach Calcutta (von Colombo und Madras kommend) und von da nach Triest.--_Henderson Line_, 14tägig über Port Said nach London. =Geld= wie in Indien, s. S. 49; aber indisches Papiergeld muß in Birma mit Verlust gewechselt werden; Banknoten des Rangoon Treasury gelten in ganz Birma. 1 £ = 15 Rup. -- =Banken=: _Bank of Bengal_, Strand Road. --_Hongkong and Shanghai Banking Corporation_; Korr. der Allg. Deutschen Creditanstalt in Leipzig. -- _National Bank of India_, Phayre Street; Korr. der Deutschen Bank; alle drei der Berl. Disconto-Gesellschaft. -- _Nederlandsche Handels Maatschappij._ -- _Cook's Office_ (s. unten) besorgt ebenfalls Bankgeschäfte. Die =Sprache= der Birmanen ist ein Glied der indochinesischen Sprachfamilie. Man beachte _Judson_, »Grammar of the Burmese language« und dessen »Dictionary«. Englisch wird jedoch in den Gasthöfen und auf den Eisenbahnen gesprochen.
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=Theater=: Reisende europäische Gesellschaften geben zuweilen in der _Jubilee Hall_ in Pagoda Road Vorstellungen. -- Nationale Vergnügungen (Pwes) suche man zu erkunden: _Zat Pwe_ ist Vorstellung mit Gesang, Tanz und Ulk; _Yokthwe Pwe_ ein Marionettentheater; _Yein Pwe_, Ballettänze mit Musik und Gesang, finden nur bei besondern Festlichkeiten statt, sind frei (werden vom Veranstalter des Festes bezahlt) im Freien von 8 Uhr abds. die Nacht hindurch. =Reisebureau.= _Thos. Cook & Son_, östl. Ecke der Phayre Street und Merchant Street (Tel.-Adresse: »Coupon, Rangoon«), besorgt zusammenstellbare Fahrscheine für alle Ausflüge mit Bahn oder Flußdampfer und erledigt auch alle Geldgeschäfte. (Nützlich ist _Cook's Handbook Burma_.) -- _Scott & Co._, Merchant Street. =Konsulate=: _Deutsches Reich_, Konsul C. Kauffeld. -- _Österreich-Ungarn_, Konsul Michael Sevastopulo. -- =Deutscher Klub= in Commissioners Road. =Polizeiamt= in der Pagoda Road beim Bahnübergang und an andern Plätzen. =Ärzte=: Die Zivilärzte im Cantonment; Dr. _de Souza_, Dalhousie Street; Dr. _Pearse_, Dr. _Pedley_, beide Signal Pagoda Road. Die Ärzte haben Sprechstunden in den Apotheken.--=Zahnärzte=: Dr. _Panhans_ (deutsch), Solay Pagoda Road; _Osborn_ (Amerikaner), Phayre Street.--=Apotheken=: _De Souza & Co._, Dalhousie Street 215.--_Rangoon Medical Hall_, Merchant Street 72. --=Krankenhaus=: _General Hospital_ in der Commissioners Road; Ärzte: Major _Barry_, Major _Röst_. =Buchhandlung=: _Myles Standish & Co._, Merchant Street 75.--=Zeitungen=: _Rangoon Gazette_; _Rangoon Times_; _Burma Herald_.--=Photographien=: _P. Klier & Co._, Signal Pagoda Road 3 und Merchant Str., Ecke der Phayre Street. --_D. A. Ahuja_ (für photographische Artikel), Sule Pagoda Road. =Geschäftsadressen.= Reiseartikel und europäische Bedürfnisse: _Laidlaw & Whiteway_.--_Rowe & Co._, Fytche Square.--_Watson, Allen & Roberts_, Merchant Street 73.--_W. Macfie &_ _Co._, Merchant Street 16.--Kuriositäten, Ebenholzschnitzereien, Elfenbein-, Gold- und Silberwaren: _Klier & Co._, Merchant Str., Ecke der Phayre Street.--Goldschmiede und Holzschnitzer in Godwin Road; gute Schnitzarbeiten liefert auch das Hauptgefängnis (_Central Jail_), Old South Boundary Road; Buddhafiguren in Bronze und Alabaster und andre Spezialitäten im Vorort Kemendine.--=Basare=: _Suratee Bazaar_ in China Street.--_Rangoon Bazaar_ gegenüber; außerdem öffentliche Märkte (_Municipal Bazaars_), Strand Road u. in Kemendine. =Zeiteinteilung für Birma.= a) _=Für 10 Tage=_ (die gewöhnliche Zwischenzeit zwischen zwei Dampferabfahrten): Ankunftstag früh Stadt Rangoon, Nm. Bahnfahrt nach Katha, von da am 3. Tag früh mit Dampfer nach Bhamo;-- 4. Tag Bhamo;--mit demselben Expreßdampfer am 5. Tag früh zurück, Nm. an Katha, mit Bahn von da nach Mandalay;--6. Tag: Mandalay;--7. Tag: früh ab nach Gokteik Gorge, Nm. dort an;--8. Tag: Vm. ab Gokteik Gorge nach Rangoon;--9. Tag: abds. Ankunft Rangoon;--10. Tag: Vm. Rangoon, mitt. Abfahrt mit Dampfer. b) _=Bei längerm Aufenthalt:=_ 1.
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Tag: Rangoon;--2. Tag: Bahnfahrt nach Mandalay;--3. u. 4. Tag: Mandalay; --5. Tag: Amarapura und Ava; --6. u. 7. Tag: Gokteik Gorge;-- 8. Tag: Bahnfahrt nach Katha;--9. Tag: Dampferfahrt nach Bhamo;-- 10. Tag: Bhamo;--11. bis etwa 20. Tag: Dampferfahrt Bhamo-Mandalay-Prome-Rangoon. Der Reiseplan ist abhängig vom Fahrplan der Irawaddy Flotilla Co. =Geschichte.= Der Platz, wo Rangoon steht, ist seit alters heilig durch die Shwe Dagon-Pagode. In den Kämpfen zwischen den Ländern Ama und Pegu vertrieb der Bauer Alompra die Bewohner Pegus und machte 1753 Rangoon zur Hauptstadt der letzten Königsdynastie von Birma. Der Übermut des Königs Phagyidan führte zum Kriege mit England, Rangoon wurde 1824 von den Engländern erobert, aber erst 1852 zur Hauptstadt von Britisch-Birma gemacht. Seitdem hat sich die Stadt zu einem wichtigen Ausfuhrhafen für Reis und Teakholz entwickelt. [Illustration: Lageplan von Rangoon.] _Rangoon_, Hauptstadt von Britisch-Birma und Sitz des Lieutenant Governor's, mit 234881 Einw., liegt auf 16° 47' nördl. Br. am Ostrande des Irawaddydeltas, am linken Ufer des _Rangoonflusses_ (Hlaing), des östlichsten Mündungsarmes des Irawaddy, dicht oberhalb der Einmündung des _Peguflusses_ und nach O. begrenzt von dem schmalen Wasserarm _Pazundaung Creek_ (an dessen Ufern die meisten Reismühlen liegen). Die Stadt ist weitläufig gebaut mit regelmäßigen Straßen. Im W. liegt das _Chinesenviertel_, im NW. das _Cantonment_, zugleich Europäerviertel, mit breiten Straßen und schönen Gärten sowie vielen Kasernen. Im nördlichen Teile dieses Viertels liegt die große Tempelanlage der _*Shwe Dagon-Pagode_ (s. unten) und östl. davon der prächtige _*Dalhousie Park_ mit den _*Royal Lakes_. Südl. angrenzend der _*Victoria Park_, in dem sich die _Agri-Horticultural Gardens_, das kleine _Phayre Museum_ und der _Zoologische Garten_ befinden. Erwähnenswerte Gebäude sind das Seemannsheim (_Sailor's Home_) und der _Chinesische Tempel_ in Strand Road, das _Sekretariat_ in der Dalhousie Street, das _General Hospital_ in Commissioners Road, das _Gouvernment House_ in Kemmendine Road, die _Kathedrale_ und das _Rangoon College_ mit Bibliothek, alten Pali- und Birmahandschriften auf Palmenblättern in China Street. Nicht alle Straßen haben Namen und Hausnummern, was das Zurechtfinden in der Stadt erschwert. Die Sägewerke für Teakholz (in denen Elefanten zum Lastentragen verwendet werden) liegen meist in Aloon, am Westende der Strand Road. Man versäume nicht, die arbeitenden Elefanten (wood piling elephants) am Fluß anzusehen, früh 6-9, dann 3 Uhr bis abends. _=Rundfahrt.=_ Morgens 1/2-8 Uhr beginne man mit den Basaren (S.
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146), insbesondere dem _Suratee Bazaar_ in der China Street und dem _Municipal Bazaar_ am Strand; dann ist die beste Zeit, um die Tätigkeit der sehr geschäftsgewandten, Riesenzigarren rauchenden interessanten Birmaninnen zu bewundern; die Basare werden viel besucht, nur um Erkundigungen einzuziehen, zu schwatzen und zu flirten. Dann fahre man durch China Street bis zur Commissioners Road, in diese l. zum sehenswerten neuen _General Hospital_, gegenüber das _Rangoon College_ und der _Deutsche Klub_; von da weiter zum _Central Jail_ (eins der größten Zuchthäuser im britischen Reich), das Verkaufsräume der Sträflingsarbeiten (meist schöne Holzschnitzereien) hat und auch innen sehenswert sein soll; Erlaubnis zur Besichtigung beim Superintendent im Gefängnis.--Dann durch Dalhousie Street bis zum Fytche Square, wo die achteckige _Sule-(Solay-)Pagode_ steht; ihr äußerer Bau ist kaum 70 Jahre alt, aber die Stûpa im Innern soll aus dem 1. Jahrh. stammen und schließt noch eine kleinere Stûpa von der Königin Schinsobu ein. Auf der Terrasse der Pagode interessante Reliquienschreine und Statuen.--Die Hauptsehenswürdigkeit Rangoons, die =*Shwe Dagon-Pagode=, besichtigt man am besten 4 Uhr Nm. Man fährt vom Strand durch China Street und Pagoda Road bis vor ihren nach S. gelegenen Haupteingang. Sie ist der heiligste Buddhatempel in ganz Hinterindien, wahrscheinlich fast 2-1/2 Jahrtausende alt (588 v. Chr. erbaut) und steht mitten auf befestigten Terrassen auf einem Hügel des Pegu Jomagebirges. Eine schöne Allee führt von der Stadt zum Haupteingang mit reich verziertem, von fabelhaften Ungetümen aus weißem Stuck bewachtem Tor, zu dem man auf breiter Freitreppe hinansteigt. Auf der Treppe Verkäufer aller Art; Gebetfähnchen, Opferkerzen, Puppen, Tempelblumen, Gongs und Glocken, Eßwaren, dazu Führer und Bettler in Menge. Innerhalb des Tores öffnet sich der farbenprächtige Tempelplatz, in dessen Mitte die große, im untern Teil mit Blattgold, im obern Teil mit Goldplatten bedeckte Pagode über achteckiger Grundfläche von 413 m Umfang sich in vielen Abstufungen flaschenförmig 98 m hoch erhebt. Ihre Spitze trägt als Herrscherzeichen ein goldenes Schirmgestell, reich mit Edelsteinen, besonders den prächtigen birmanischen Rubinen, verziert und mit goldenen und silbernen Glöckchen behängt, und »_Ti_« genannt; der letzte Ti von 14 m Höhe und 4 m Durchmesser und 1,2 Mill. Mk. Wert wurde 1871 vom König Mindun Min von Oberbirma gestiftet. Acht Haupthaare Gautamas (Buddhas) im Innern der Pagode werden von unzähligen Pilgern jährlich verehrt. Die Vergoldung der Pagode ist verschwenderisch dick, die Edelsteine, mit denen die Pagode und ihre zahlreichen Buddhastatuen und andern Figuren u.
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Tempel früher geschmückt waren, sind seit Besitznahme des Landes durch die Engländer fast sämtlich verschwunden. Die Pagode (auf deren Sockel noch im Jahre 1903 ein wilder Tiger, der sich zur Stadt verlaufen hatte, geschossen wurde) ist rings umgeben von kleinern Tempeln und Altären mit Buddhastatuen aus Teakholz geschnitzt oder aus Stuck oder Marmor; dazwischen stehen Elefanten, Löwen und phantastische Manotthika-Figuren aus Stein und reichem Holzschnitzwerk, ferner heilige Pfosten, wie Flaggenstangen mit langen Eisenbändern, und gekrönt mit dem Adler Wischnus, Karaweik; dazwischen wachsen heilige Bo-Bäume und Palmyra-Palmen.--Diese seltsame Tempelanlage wird von Priestern und Mönchen, Bettlern, Musikanten, Wahrsagerinnen, hübschen, aber geschwätzigen Weibern, Krähen und Hunden bevölkert, während stets zahllose Glöckchen läuten. Man besuche dieses »Märchenbild« öfters und zu verschiedenen Tages- und Abendstunden und wird stets neue Reize entdecken.--Am Osteingang steht die fast 40 Tonnen schwere Glocke, die in den Fluß fiel, als die Engländer sie als Beute mitnehmen wollten, später aber wieder von den Birmanen gefischt und zum Tempel gebracht wurde. Noch vor Sonnenuntergang sollte man eine Spazierfahrt durch den künstlerisch angelegten =*Victoria Park= mit _Zoologischem Garten_ und _Agri-Hortikultur-Garten_, dann durch den schönen _Dalhousie-Park_ um den _Royal Lake_ herum machen, der durch Bougainvillea-Hecken eingerahmt ist und kaum 1 km östl. von der großen Pagode liegt; die goldene Pagodenspitze ist im Hintergrund des Parks zu sehen.--Um _birmanische Klöster_ kennen zu lernen, wende man sich an den liebenswürdigen alten Mönch _Uthilawuntha_, der dicht beim Bahnhof Pazundaung eine gute Schule leitet und gern europäische Besucher empfängt. Dort ist man in der Nähe der Reismühlen, deren Besichtigung zu empfehlen ist; Erlaubnis wird meist gern gegeben. =Ausflüge:= 1) Nach dem =Victoria-See=, etwa 13 km nördl. der Stadt, an der Landstraße (in der trocknen Jahreszeit sehr staubig) nach Prome; die Landschaft ist hübsch, man fährt durch große, schattige Ananasgärten zurück auf der Kokine-Straße, insgesamt 24 km in etwa 4 St.--2) Nach =Syriam=, wo die Raffinerien der _Burma Oil Co._ liegen, mit Dampfbarkasse, von der Landungsbrücke beim Zollamt, Strand Road, etwa 5,5 km östl. zum l. Peguufer, wo eine Landungsbrücke ist; das jetzige Dorf war die erste portugiesische Ansiedelung in Birma, später holländische Faktorei (1631-77); Ruinen dieser Niederlassung sind noch zu sehen. --10 km von Syriam steht eine große Pagode auf einem Hügel.--3) Nach _Pegu_ (sehr lohnend) s. unten. Von Rangoon nach Oberbirma. Zusammenstellung von Fahrscheinheften besorgt _Cook's Office_ in Rangoon (S. 146); z. B. die Tour Nr.
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